Conradt: Syndikalisten gelten als Spaltpilze

Quelle: GA 331, S. 217-218, 1. Ausgabe 1989, 02.07.1919, Stuttgart

Herr Conradt: Es wird dem Bund für Dreigliederung öfter der Vorwurf gemacht, er wollte, ähnlich wie die Syndikalisten, die Parteien sprengen. Das kann doch dem Bund nicht einfallen. Ich habe den Vorwurf schon dutzendemal gehört. Gerade wenn man sich zu der Idee der Dreigliederung bekennt, kann man gut einsehen, was in den Parteien fruchtbar ist und daß in den Parteien etwas lebt, was nur dadurch fördernd in unser Volksleben eingreift, daß die in den Parteien lebenden Impulse nicht einseitig durchgeführt werden. Es gibt allerdings in den Parteien Strömungen, die einer aufsteigenden Kultur, und Strömungen, die einer absteigenden Kultur angehören. Das Gute muß nur in richtiger Art zum Leben gebracht werden.»

[Die weiteren Ausführungen von Herrn Conradt wurden vom Stenographen nicht mehr wortwörtlich mitgeschrieben. In einer kurzen Zusammenfassung heißt es wie folgt: «Herr Conradt spricht dann des weiteren davon, daß bei der Dreigliederung des sozialen Organismus es sich so verhält, daß soziale Maßnahmen nur auf dem wirtschaftlichen Gebiet getroffen werden können, daß Demokratie nur in das Staats- oder Rechtsleben gehört, daß man aber auf geistig-kulturellem Gebiet sprechen kann von Anarchismus, wenn man das Wort seiner üblen Bedeutung entkleidet.» Es wird ferner berichtet, daß sich in der Firma Faber ein neuer Betriebsrat gebildet hat und folgender Antrag von dem Arbeiterausschuß der Firma Julius Faber gestellt wurde:]