Abschaffung der Schulpflicht

Quelle: GA 333, S. 016, 2. Ausgabe 1985, 26.05.1919, Ulm

Aber das ist die erste Forderung für die Dreigliederung des sozialen Organismus: Ein Geistesleben, das aus sich selbst heraus sich entwickelt. Man braucht sich nicht vor einem solchen Geistesleben zu fürchten. Man braucht nicht einmal sich zu fürchten, wenn man eine schlechte Meinung von den Menschen hat, vielleicht dahingehend, daß sie in den alten Analphabeten-Zustand zurückfallen werden, oder dergleichen, wenn die Eltern wiederum frei sind, ihre Kinder zur Schule zu schicken oder sie draußen zu lassen, ohne staatlichen Zwang. Nein, gerade das Proletariat wird immer mehr wissen, was es der Schulbildung verdankt. Und es wird seine Kinder nicht aus der Schule draußen lassen, auch wenn es nicht gezwungen sein wird, die Kinder in die Schule zu schicken, sondern sie aus freiem Willen hineinzuschicken hat. Und insbesondere braucht der Bekenner der Einheitsschule sich nicht zu fürchten, daß die Schule durch ein freies Geistesleben gestört wird. Es wird nichts anderes entstehen können als die Einheitsschule, wenn das freie Geistesleben gefördert wird.