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Produktion soll sich auch ungerechtfertigten Bedürfnissen anpassen
Quelle: GA 330, S. 038, 2. Ausgabe 1983, 22.04.1919, Stuttgart
In derselben Gesellschaft, die, wie gesagt, viele von Ihnen nicht lieben werden, versuchte ich auch immer das wirtschaftliche Element der geistigen Produktion auf eine gesunde Basis zu stellen. Bedenken Sie nur einmal, auf welcher ungesunden Basis, wirtschaftlich gedacht, die heutige geistige Produktion vielfach steht. Sie ist in dieser Beziehung wahrhaftig mustergültig für das, was auch auf den breitesten Gebieten unseres Wirtschaftslebens nicht herrschen sollte. Der oder jener - nun, wer ist denn heute nicht Schriftsteller? - schreibt ein Buch oder Bücher. Solch ein Buch wird in der Auflage von tausend Exemplaren gedruckt. Nun gibt es heute wahrhaftig recht viele Bücher, die in solcher Auflage gedruckt werden, von denen aber etwa fünfzig verkauft werden, die anderen werden makuliert. Was ist da eigentlich geschehen, wenn 950 Bücher makuliert werden? Da haben soundso viele Setzer, soundso viele Buchbinder unproduktiv gearbeitet, es wurde Arbeit geleistet, zu der nicht das geringste Bedürfnis vorlag. Das geschieht auf dem geistigen Gebiet in bezug auf das Wirtschaftsleben, in bezug auf das Materielle. Ich glaubte, daß das Gesunde dieses sei: daß selbstverständlich zuerst die Bedürfnisse geschaffen werden müssen. Und innerhalb dieser Gesellschaft, die mit Recht oder mit Unrecht viele von Ihnen nicht lieben, ist die Notwendigkeit eingetreten, eine solche Buchhandlung zu begründen, wo ein Buch nur dann erscheint, wenn man sicher ist, daß es Abnehmer findet, wo nur so viel Exemplare produziert werden, als Bedürfnis da ist, so daß nicht menschliche Arbeit von Setzern und Buchbindern in das Nichts zersplittert wird, sondern wo das, was geschaffen wird, den menschlichen Bedürfnissen, die man meinetwillen unrecht finden mag, angepaßt ist. Und das ist es, was zu geschehen hat, daß die Produktion den Bedürfnissen angepaßt werden muß. Das kann aber nur geschehen, wenn auf Grundlage von Assoziationen in der geschilderten Art das Wirtschaftsleben aufgebaut wird.