Nur rhythmisches System wird vererbt

Quelle: GA 190, S. 019-020, 2. Ausgabe 1971, 21.03.1919, Dornach

Alles dasjenige also, was den Menschen, der aus der vorigen Inkarnation kommt, mit dem Kopforganismus zusammenbringt, das verdankt der Mensch seinem Verhältnis zur geistigen Welt. Alles dasjenige, was gewissermaßen in den Menschen hineinfährt im Embryonalleben, wenn die Befruchtung stattgefunden hat, das verdankt der Mensch dem Zusammenleben mit dem Erdenwesen, mit dem irdischen Wesen.

Da sehen Sie, wie kompliziert das zustande kommt, was der Mensch eigentlich ist. Dem Menschen werden gewissermaßen seine Gliedmaßen, zu denen auch das Stoffwechselsystem gehört innerlich, von der Erde aus gegeben. Dasjenige, was im menschlichen Kopf funktioniert, das wird ihm von der geistigen Welt aus gegeben. Und dasjenige, was Atmung und Herzsystem ist, das steckt dazwischen.

Und, jetzt können Sie fragen: Worinnen liegt denn das Eigentliche, das wir von unserem Vater und unserer Mutter erben können? In welchem System des Menschen liegen denn die Kräfte, durch die wir etwas durch unseren Vater und durch unsere Mutter erben können? - Wir erben nichts für unseren Kopf von unserem Vater und unserer Mutter, denn, was in unserem Kopf funktioniert, das bringen wir uns aus der vorigen Inkarnation mit. Wir erben nichts für unser Stoffwechselsystem, denn das gibt uns nach der Befruchtung erst die Erde. Wir erben bloß innerhalb des Lungen-Herzsystems, wir erben bloß in all den Kräften, die im Atmen und in der Blutzirkulation leben; da erben wir. Nur ein Glied, das mittlere Glied des Menschen, das Atmungs-Zirkulationsglied, das ist dasjenige, was den beiden Geschlechtern den Ursprung verdankt. So kompliziert ist der Mensch. Er ist ein dreigliedriges Wesen auch seinem physischen Organismus nach. Er hat seinen Kopf, den er nur brauchen kann für dasjenige, was nicht irdisch ist; er hat seine Gliedmaßen mit dem Stoffwechselsystem, die er nur brauchen kann für dasjenige, was irdisch ist; und er hat dasjenige, was in Atmung und Zirkulation liegt, durch das Verhältnis von Mensch zu Mensch.

Ich kann Ihnen hier nur andeuten, was auf ein weites, weites Feld von Menschenkenntnis führt. Was ich Ihnen angedeutet habe, das schaut aus wie eine Theorie. Aber für unsere Zeit ist es keine Theorie, sondern es gibt heute im Menschen etwas, was im Sinne dessen, was ich eben gesagt habe, empfindet. Es entwickelt sich in der Gegenwart etwas, was in diesem dreigliedrigen Sinne im Menschen empfindet. Der Mensch hat heute im Innersten seines Wesens, ohne daß er das schon vollständig weiß, komplizierte Empfindungen. Er weiß sich durch seinen Kopf als Bürger eines Außerirdischen, er weiß sich durch sein Lungen-Herzsystem in einem Verhältnis von Mensch zu Mensch. Da sagt etwas im Inneren des Menschen: Wenn ich einem anderen Menschen begegne, so ist diese Begegnung ein Abbild desjenigen, was in mich verpflanzt wurde auch von Mensch zu Mensch, nämlich durch Vater und Mutter. Durch sein Lungen-Herzsystem fühlt sich der Mensch so recht hineingestellt unter Menschen. Durch sein Stoffwechselsystem fühlt sich der Mensch als ein Glied der Erde, als zur Erde gehörig. Diese dreierlei Empfindungsweisen sind heute schon im Menschen. Aber der Verstand will nicht mit. Der Verstand möchte alles einfach haben, der Verstand möchte, daß man alles auf irgendein Monon zurückführen könne. Und daran kranken die Menschen der Gegenwart. Sie werden erst dann nicht mehr daran kranken, wenn der dreigliedrigen Empfindung im Inneren, die sich wirklich jetzt schon in den Menschen findet, ein dreigliedriger sozialer Organismus entspricht, wenn der Mensch außen ein Spiegelbild seines Wesens findet.