Beziehung der Grundrente zur Zins des Kapital muss so (schon in der Schule) banal als drei mahl drei werden.

Quelle: GA 328, S. 123, . Ausgabe 1977, 25.02.1919, Zürich

Ich weiß, daß dasjenige, was ich gesagt habe, manchem außerordentlich radikal erscheint. Aber ob radikal oder nicht, darauf kommt es nicht an ; sondern es kommt darauf an, daß der soziale Organismus lebensfähig werde, daß die Menschen, indem sie den Anfang machen von dem alten instinktiven sozialen Leben zu dem bewußten sozialen Leben, sich durchdringen mit Impulsen, die aus der Einsicht entspringen, wie man drinnensteht im ganzen sozialen Organismus. Man ist heute ein ungebildeter Mensch, wenn man das Einmaleins nicht kann; man ist heute ein ungebildeter Mensch, wenn man irgend etwas anderes, was zur Bildung nun einmal gehört, nicht weiß; aber man ist kein ungebildeter Mensch, wenn man kein soziales Bewußtsein hat, oder wenn man mit schlafender Seele im sozialen Organismus drinnensteht. Das ist etwas, was in der Zukunft gründlich anders werden muß ! Es wird anders werden, wenn das Urteil entstehen wird, daß es einfach zur allerelementarsten Schulbildung gehört, sich mit sozialem Wollen auszurüsten, wie man sich mit der Kenntnis des Einmaleins ausrüstet. Heute muß jeder wissen, wieviel drei mal drei ist. In Zukunft wird es auch nicht schwieriger erscheinen, zu wissen, wie sich Kapitalzins zur Grundrente verhält, wenn ich etwas aus dem heutigen Leben heraus wähle. Es soll gar nicht schwieriger sein in Zukunft, als zu wissen, daß dreimal drei neun ist. Aber dieses Wissen wird eine Grundlage geben für ein gesundes Drinnenstehen im sozialen Organismus, das heißt für ein gesünderes soziales Leben. Und dieses gesunde soziale Leben muß angestrebt werden.

Es bereitet sich vor im gesunden Menschheitsbewußtsein dasjenige, was ich gesagt habe. Man muß nur einen Spürsinn haben für das, was sich vorbereitet und was in unserem gegenwärtigen neueren Leben nach Offenbarung und nach Gestaltung ringt.