Marx übernimmt nur Ricardo (der Theoretiker der Grundrente) und andere, et und anführt einfach alles zur Einzelne: der Stadt.

Quelle: GA 189, S. 056-058, . Ausgabe 1980, 21.02.1919, Dornach

Nun kommt man am leichtesten dem Problem, auf das ich hier deute, bei, wenn man gerade dies in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellt, daß die Einseitigkeit Platz gegriffen hat, alles gewissermaßen dem Staate aufbuckeln zu wollen, während man es im sozialen Organismus mit einer Dreigliedrigkeit zu tun hat. Es ist schon interessant, die Gedankenformung, wie sie sich bei Karl Marx selbst vollzogen hat, zu verfolgen; einmal ganz abzusehen von dem, was Marx inhaltlich gesagt hat, mehr auf seine Gedankenformung zu sehen. Sehen Sie, wer zum Beispiel an Karl Marx herangeht und seine Schriften liest mit der Meinung, er werde jetzt durch die Lektüre eine Vorstellung empfangen, wie der soziale Organismus sich gestalten werde, der wird sich sehr bedeutsam täuschen. Solche Angaben, wie Sie sie den Mitteilungen der Geisteswissenschaft über den sozialen Organismus entnehmen, die hier und anderswo von mir gemacht worden sind, werden Sie bei Karl Marx vergeblich suchen. Darum handelte es sich ihm nach seiner Gedankenformung eigentlich nirgends. Wenn Sie die nationalökonomischen Ansichten über die soziale Gestaltung, soweit sie Karl Marx selber aufgeschrieben hat, verfolgen, so können Sie sich sagen: Karl Marx hat eigentlich über den sozialen Organismus keine anderen Gedanken als diejenigen, die schon da waren. Originelle Gedanken, wie die Welt werden soll, die macht sich Karl Marx nämlich nicht. Er verfolgt: Wie haben die Menschen gedacht, welche das moderne kapitalistische Zeitalter herbeigeführt haben, wie hat sich Lohnfrage, Kapitalfrage, Grundrentenfrage und so weiter ausgebildet unter der kapitalistischen Herrschaft? — Und er zergliedert die Nationalökonomie der kapitalistischen Herrschaft. Im Grunde genommen finden Sie wichtigste Vorstellungen, die Karl Marx dem Proletariat überliefert hat, schon bei Ricardo und bei anderen. Was tut Karl Marx? Karl Marx sagt: In der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, die sich allmählich in der neueren Zeit heraufgebildet hat, haben die Menschen Meinungen gehabt, aus denen heraus sich gebildet haben die modernen Lohnverhältnisse, die modernen Kapitalverhältnisse, die modernen Grundrentenverhältnisse und so weiter. Und jetzt versucht er weiter zu denken. Nicht daß er sagt, was an die Stelle dieser sozialen Gliederung, wie sie sich unter dem Kapitalismus herausgebildet hat, treten soll, er zeigt nur, daß sich unter dieser kapitalistischen Herrschaft als eine besondere Menschenklasse das Proletariat hat ergeben müssen. Das ist da, das ist eine Realität. Er zeigt nun, wohin die kapitalistische Herrschaft führt. Er zeigt, daß sie sich selbst ad absurdum führt, daß sie, wenn sie auf ihren Höhepunkt gekommen ist, in ihr Gegenteil umschlagen muß. Immer mehr und mehr sammeln sich Kapitalien in den Händen einzelner, bis sie übergehen auf den «einzelsten», der dann zu gleicher Zeit die Gemeinsamkeit ist; so sehr sich auch Marx und die Marxisten dagegen sträuben, das dem Worte nach anzuerkennen, sie gehen über auf die staatliche Ordnung, so daß der Staat eigentlich der einzige Großkapitalist wird. Aber er hat dann in seiner Vertretung alle am Staate teilnehmenden Menschen.