Quelle: GA 328, S. 061, 1. Ausgabe 1977, 10.02.1919, Zürich
Und so habe ich auseinandergesetzt, daß das, was man heute zusammenmuddeln will in einen einheitlichen Staat, geradeso wie wenn man den menschlichen Organismus - zu einem Homunkulus würde man ihn dann machen - zusammenmuddeln wollte, so daß seine drei Systeme wirr zentralisiert wären, daß das, was man heute so zentralisieren will, zum gesamten Staatsbetriebe machen will, lebendig in drei Glieder auseinanderfallen muß, wenn sich ein gesunder sozialer Organismus entwickeln soll. Es muß als selbständiges Glied dieses sozialen Organismus alles dasjenige sich entwickeln, was geistige Kultur ist, als selbständiger Organismus sich entwickeln alles das, was man heute im engeren Sinne das politische Staatsleben nennt, das nicht durch Zentralisation, sondern nur durch eine lebendige Wechselwirkung mit dem geistigen Leben zusammenhängen soll, und es muß sich als drittes selbständiges Glied entwickeln der Wirtschaftsorganismus. Geistiger Organismus, Staatsorganismus, wirtschaftlicher Organismus, das ist es, wovon man sagen muß: in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren streben die Entwickelungskräfte der Menschen dahin. Und wer sich dieser Entwickelung widersetzt, widersetzt sich dem, was die Lebensmöglichkeiten der modernen Menschheit sind.