Zur Diktatur des Proletariats gehört die Arbeitspflicht

Quelle: GA 186, S. 043, 3. Ausgabe 1990, 30.11.1918, Dornach

Alle diese Menschen also, die von Zinsen leben, die andere Leute anstellen und sie bezahlen, die Händler sind oder Zwischenhändler, können auch nicht Regierungsorgane sein, während die Diktatur des Proletariats waltet. Während dieser Diktatur des Proletariats gibt es keine allgemeine Redefreiheit, keine Versammlungsfreiheit, keine Organisationsfreiheit; sondern Versammlungen abhalten, sich organisieren können allein diejenigen, die werktätige Arbeit verrichten. Allen anderen ist die freie Rede, ist das Versammlungsrecht, ist das Recht, sich in Gesellschaften oder Vereinen zu organisieren, verboten. Ebenso genießen nur diejenigen Menschen Pressefreiheit, welche werktätige Arbeit verrichten. Die Presse der Bourgeoisie wird unterdrückt, wird nicht geduldet. - Dies sind ungefähr solche Maximen, welche leiten sollen, ich möchte sagen, die Übergangszeit. Denn wenn diese Maximen eine Zeitlang - das verspricht sich die proletarische Weltanschauung von ihrem Vorgehen - gewaltet haben werden, wird eben nur noch werktätige Menschheit da sein. Es wird nur noch Proletariat da sein. Das Bürgertum wird ausgerottet sein.

Zu diesen Dingen, die vor allem für die Übergangszeit Bedeutung haben, kommen dann diejenigen Dinge, die dauernde Bedeutung haben. Zu denen gehört zum Beispiel die allgemeine Arbeitspflicht. Jeder Mensch ist verpflichtet, irgend etwas zu arbeiten, das der Allgemeinheit nützt. Ein einschneidender Grundsatz, der ebenfalls dauernd gilt, ist die Aufhebung des Privateigentums an Grund und Boden. Größere Güter werden landwirtschaftlichen Kommunen übergeben. Privateigentum an Grund und Boden soll es nach dieser proletarischen Weltanschauung in der Zukunft nicht geben. Industrielle Betriebe, Unternehmerbetriebe werden enteignet, gehen über in die Verwaltung der Gesellschaft, werden von der zentralisierten Arbeiterverwaltung verwaltet; an deren Spitze steht dann der oberste Rat für Volkswirtschaft; das ist eben gerade der Bolschewismus in Rußland. Banken werden verstaatlicht, eine allgemeine, das ganze Gemeinwesen umfassende Buchhalterei wird eingerichtet, welche alle Produktion zu umfassen hat. Aller Außenhandel eines Gemeinwesens wird gemeinschaftlich; die Betriebe werden also verstaatlicht.

Das sind ungefähr die Grundsätze, welche das Ideal von Trotzki und Lenin bilden, und aus denen Sie hervorspringen sehen, ich möchte sagen, die Angelpunkte dessen, was vom modernen Proletariat gewollt wird.