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Völkerhaß als Sexualität bedeutet nicht gleich Krieg
Quelle: GA 174, S. 140-144, 2. Ausgabe 1983, 14.01.1917, Dornach
Würden wir nichts anderes an uns tragen als die normale Einschaltung des Ätherleibes in das Haupt, so würden alle Menschen gleich sein, auch würde der Mensch keinen Zusammenhang empfinden können mit demjenigen Teil seines Wesens, der unsterblich ist; denn das Haupt vermittelt uns die Erlebnisse und Erfahrungen, die wir in dem Leben [] zwischen Geburt und Tod durch die Sinne, durch die Gehirnnerven machen können.
Betrachten Sie das nun im Zusammenhange mit dem, was ich über den Verlust des Hauptes im Verlaufe der Reinkarnation gesagt habe: Was jetzt Haupt ist, war in der früheren Inkarnation Leib, was jetzt Leib ist, wird Haupt in der nächsten Inkarnation. Aber der Mensch weiß von seinem Zusammenhange mit seinem Unsterblichen, das durch Geburten und Tode geht, wenn dieses Wissen ohne geisteswissenschaftliche Erkenntnis auch nur Glauben ist. Verstehen kann er diesen Zusammenhang durch das Haupt, aber haben kann er dieses Wissen nur dadurch, daß er sein Rückenmarksnervensystem als Organ des astralischen Leibes hat. Da werden jene Vorstellungen und Empfindungen bewirkt, die den Menschen mit seinem Unsterblichen, mit seinem Überpersönlichen in ein gegenseitiges Verhältnis bringen. Alles das, was wir nur für das Leben zwischen Geburt und Tod haben, haben wir dadurch, daß wir in unserem Organismus erdiges Element, Festes haben. Ich habe bei anderer Gelegenheit erwähnt, daß wir nicht gar so viel Festes in uns haben, daß wir zu fünfundneunzig Prozent eine Flüssigkeitssäule sind. Das Feste in uns ist außerordentlich wenig - nur fünf Prozent sind eingegliedert -, der Mensch ist eine Wassersäule. Aber Träger der gewöhnlichen Gedanken für das physische Leben kann nur dieses Feste sein, und nur insofern wir von dem Flüssigen und seiner Pulsation durchsetzt sind, wissen wir von unserem Überpersönlichen. Und dieses Flüssige und seine Pulsation steht wiederum im Zusammenhang mit dem Rückenmarkssystem, welches das Flüssige und die Pulsation vorzugsweise regelt. Wie das alles zusammenhängt mit gewissen Dingen, die ich schon früher ausgeführt habe, mit dem Auf-und-ab-Pulsieren der Flüssigkeit zwischen Unterleib und Gehirn, das will ich, weil es uns heute zu weit von unserem eigentlichen Thema ablenken würde, dann morgen ausführen. Der Mensch wird aber dadurch, daß er das Flüssigkeitselement in sich hat, nicht nur in Zusammenhang gebracht mit seinem Überpersönlichen, sondern er wird dadurch auch gewissermaßen in seiner Persönlichkeit spezifiziert. Wenn wir nur Kopfmenschen wären, würden wir alle dasselbe denken, dasselbe empfinden. Dadurch, daß wir Herzensmenschen sind, daß wir das flüssige Element, das Blut [] und andere Säfte in uns haben, sind wir in einer gewissen Weise schon spezifiziert; denn dadurch hat die Hierarchie der Angeloi an unserem Wesen Anteil. Die Hierarchie der Angeloi kann in uns eingreifen auf dem Umwege durch das flüssige Element.
Eine dritte Möglichkeit, in unser Wesen einzugreifen, ist dadurch herbeigeführt, daß bei normalem Zusammenwirken der höheren Glieder mit dem Gangliensystem die Möglichkeit vorhanden ist, daß das Luftförmige und alles damit Zusammenhängende auf uns wirkt. Dies geschieht durch den Atmungsprozeß. Aber dieser ist sehr kompliziert. Es ist nicht einerlei, ob wir da oder dort atmen, ob die Atmungsluft viel oder wenig Sauerstoff, ob sie viel oder wenig Feuchtigkeit, viel oder wenig Sonnenwärme enthält und dergleichen. Dadurch, daß wir diese Möglichkeit in uns tragen, daß auf dem Umwege des luftförmigen Elementes auf uns gewirkt wird, dadurch hat die Hierarchie der Archangeloi, der Erzengel, die Möglichkeit, auf uns zu wirken. Alles was in unser Wesen hereinwirkt von der Hierarchie der Erzengel, seien es normal fortgeschrittene oder zurückgebliebene, wirkt auf dem Umwege durch unser Gangliensystem. Und auf diesem Umwege wirkt auch, was von den sogenannten Volksgeistern ausgeht, die ja auch zu der Hierarchie der Archangeloi gehören. Was von den Volksgeistern ausgehend auf die Menschen wirkt, das wirkt auf die Organe, die mit dem Gangliensystem in Zusammenhang stehen. [...] Mehr als man glaubt, ist nämlich das Problem des Volkstums in Beziehung zu setzen mit dem sexuellen Problem. Denn die Zugehörigkeit zum Volkstum beruht auf der gleichen Organgrundlage - dem Gangliensystem -, dem auch das Sexuelle zugrunde liegt. [...]
Daraus aber werden Sie jetzt auch ersehen, daß die Menschen zu einer gewissen Übereinstimmung zu bringen sind, wenn es sich darum handelt, Kopfangelegenheiten zu verhandeln. Da sind sie ja gleich. Wären wir nur Köpfe, so würden wir uns sehr leicht verständigen können. Es ist paradox zu sagen: Wären wir nur Köpfe. - Aber wenn einen das Leben mit mannigfaltigen Leuten zusammengebracht hat, so gewöhnt man sich daran, in solchen paradoxen Ausdrücken zu sprechen. So lernte ich einmal - es sei das in Parenthese eingefügt - einen ganz bedeutenden österreichischen Dichter kennen, der auch philosophisch dachte und der eine furchtbare Angst hatte vor dem immer Intellektueller- und Intellektuellerwerden der Menschen. Er sagte: Die Menschen [] entwickeln sich ja so, daß sie immer intellektueller und intellektueller werden, zuletzt werden sie ganz klein in bezug auf den übrigen Körper, der ganz verkümmern wird, und nur noch wandelnde Köpfe sein. - Er sagte das ganz im Ernste.
Wären wir, wie gesagt, Köpfe, wir könnten uns über manches leicht verständigen. Über das aber, was begriffen werden muß durch das Werkzeug des Rückenmarkssystems, verständigen sich die Menschen schon schwerer. Daher bekämpfen sie sich in bezug auf Weltanschauung, auf Religionsverhältnisse, auf alles, was sie mit ihrem Oberpersönlichen verbinden. Und daß sie sich in bezug auf dasjenige, dessen Organ das Gangliensystem ist, bekämpfen, das wird man ja insbesondere in der Gegenwart nicht bezweifeln, wobei ich nicht den äußeren Krieg meine, sondern jenen Krieg, in dem Haß gegen Haß spricht; denn der äußere Krieg brauchte ja gar nichts zu tun zu haben mit dem, was in so furchtbarer Weise als Haß gegen Haß sich entfaltet.