Fremdenhaß als Selbsthaß

Quelle: GA 157, S. 027-028, 2. Ausgabe 1960, 31.10.1914, Berlin

Und nun sehen wir in Abneigung, in Haß die Angehörigen der verschiedenen Nationalitäten gegeneinander! Ich spreche jetzt nicht von dem, was im Waffenkampfe vor sich geht. Ich spreche von dem, was in den Gefühlen, in den Leidenschaften der Menschen vor sich geht. Da haben wir eine Seele; die hat sich darauf vorzubereiten, nun empfangen zu werden von einer geistigen Welt, durch welche sie nun zwischen dem Tode und der nächsten Geburt durchzugehen hat, und welche sie führen wird zu einer Inkarnation, die einer ganz anderen Nationalität angehören wird als der, welche sie verläßt. - Gerade an dieser Tatsache sehen wir am besten, am klarsten, am stärksten, wie sich der Mensch sträubt gegen das, was sein eigenes höheres Selbst in ihm ist. Blicken wir heute auf irgendeinen Nationalen, auf einen national Fühlenden, der insbesondere seine Antipathie gegen die Angehörigen einer anderen Nationalität wendet, vielleicht sogar in seinem Lande gegen diese andere Nationalität wütet: was bedeutet dieses Wüten, diese Antipathie? Es bedeutet das Vorgefühl: in dieser Nationalität wird meine nächste Verkörperung sein! Schon ist im Unterbewußten das höhere Selbst verbunden mit der andern Nationalität! Gegen dieses höhere Selbst sträubt sich das, was auf dem physischen Plan eingesponnen ist in die Nationalitäten des physischen Planes. Das ist das Wüten der Menschen gegen ihr eigenes höheres Selbst. Und wo dieses Wüten am stärksten ist, wo am meisten gehaßt und gelogen wird über andere Nationalitäten, da ist für den, der die Sachen nicht mit Maja - sondern mit Wahrheit ansieht, der wahre Grund dafür der, daß bei den Angehörigen jener Nation, die gegen eine andere am meisten wütet, am grausamsten sich benimmt und am meisten lügt, die Tatsache vorliegt, daß ein großer Teil ihrer Angehörigen mit der nächsten Inkarnation überzugehen hat in jene andere Nationalität!