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Erziehung verlangt Unterscheidung zwischen Vererbung und Reinkarnation
Quelle: GA 108, S. 105, 2. Ausgabe 1986, 21.11.1909, St.Gallen
Wenn Sie das Leben betrachten, werden Sie sich sagen müssen: wenn ein Mensch durch die Geburt ins Dasein tritt, muß man zweierlei unterscheiden. Das eine ist, was er von seinen Voreltern geerbt hat. So hat zum Beispiel Schiller die Form seiner Nase von seinem Großvater geerbt; aber was das spezifisch Schillersche ist, das hat er nicht geerbt, sondern das kommt aus seinen früheren Inkarnationen, seinen früheren Verkörperungen. Auf der einen Seite ist der Strom der Vererbung dessen da, was durch Generationen hindurch sich fortpflanzt; auf der anderen Seite ist das, was der Mensch selbst von einem Leben zum anderen hinübernimmt. Wer den Blick erworben hat für das Geistige, wird sich immer fragen, wieviel ein Mensch von seinen Eltern hat, und wieviel aus seiner vorhergehenden Inkarnation stammt.
Im rationellen Sinne kann man nicht anders unterrichten, als wenn man diese Unterscheidung treffen kann. Die Erziehungskunst wird erst die richtige Gestaltung erhalten, wenn die Menschen gelernt haben, zwischen diesen beiden Strömungen zu unterscheiden.
Erst am Ende der Erdenentwickelung werden diese beiden Strömungen zusammenfließen, so daß der Mensch den Leib wird finden können, in den er hineinpaßt. In der jetzigen Zeit ist dies noch nicht möglich. Würde ein vollständiges Zusammenpassen von äußerer Leiblichkeit und innerer individueller Organisation in unserer jetzigen Zeit stattfinden, so wäre es unmöglich, daß ein Mensch durch innere Ursachen vor dem normalen Alter stirbt; denn es würde, weil Sterben nicht etwas Zufälliges ist, sondern eine Disharmonie, dann nicht vorzeitiges Sterben eintreten können, da ja Harmonie im Menschen herrschen würde. So aber kann diese Disharmonie zwischen dem Ererbten und dem aus früherer Verkörperung Mitgebrachten so stark werden, daß dadurch der Tod früher herbeigeführt wird.