Quelle: GA 051, S. 169, 1. Ausgabe 1983, 20.12.1904, Berlin
Das Rittertum geriet nach den Kreuzzügen in ein in das Nichts führendes, leeres höfisches Leben. Die Ritter beschäftigten sich mit Fehde, Turnieren und Waffenkämpfen; ihre Sitten nahmen immer rohere Formen an. Besonders gewann der Minnedienst mit der Zeit die lächerlichsten Formen. Diejenigen Ritter, die dichten konnten, dichteten Strophen auf ihre Damen; die übrigen machten ihnen auf andere Weise den Hof. Eine große Unwissenheit war mit diesem Hofleben vereint. Die Männer waren fast alle ganz ungebildet; die Frauen mußten lesen und schreiben können. Die Frauen nahmen eine ganz eigentümliche Stellung ein; auf der einen Seite wurden sie vergöttert, auf der anderen geknechtet. Eine Art von Barbarei herrschte, ein zügelloses Leben, das dazu führte, daß das Gastrecht zur Entehrung der Frauen führte.