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Notizen zu A. Smith et D. Ricardo
Quelle: GA 335, S. 488-489, . Ausgabe 2005, 0000
285[...] Im Gegensatz zu Quesnay sah Smith in der Arbeit und damit in der Arbeitsteilung die eigentliche Quelle des Reichtums. Je ausgedehnter die Arbeitsteilung, desto größer der Volkswohlstand. Smith glaubte an die Wirkung des Marktes: Durch die unsichtbare Hand des Marktmechanismus würde sich zwangsläufig für das Ganze ein Maximum an Wohlstand ergeben — vorausgesetzt, jeder einzelne würde sich auf das Verfolgen seiner Privatinteressen beschränken. Deshalb erachtete er das Elend der bloß über ihre Arbeitskraft verfügenden Armen als vorübergehend. Smith unterschied zwischen drei Arten von Einkommen: Arbeitslohn, Grundrente und Kapitalprofit. Den Wert eines Wirtschaftsgutes sah er einerseits durch die unmittelbaren Produktionskosten — wie zum Beispiel den Wert der Materialien und die Aufwendungen für den Unterhalt der Arbeiter — bestimmt, andererseits durch die Höhe der Grundrente und des Kapitalprofits. In der Sicherung des Privateigentums an Kapital und Boden sah Smith die Hauptaufgabe des Staates. Keineswegs sollte durch staatliche Interventionen das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte beeinträchtigt werden. Damit vertrat er einen konsequenten Wirtschaftsliberalismus. Im Sinne eines weitgehenden Freihandels sollte er auch für den Verkehr zwischen den einzelnen Volkswirtschaften gelten.
[...]
288 auch bei Ricardo, dem späteren Bearbeiter der Nationalökonomie: David Ricardo (1772 — 1823), von holländischer Abstammung, aber in England lebend, war bereits ein erfolgreicher Kaufmann und Spekulant, als er sich aufgrund der Lektüre von Smiths Hauptwerk (siehe 2. Hinweis zu S. 285) für volkswirtschaftliche Fragen zu interessieren begann und sich später ganz dem nationalökonomischen Studium widmete. Als bedeutender Vertreter der nationalökonomischen Klassik veröffentlichte er verschiedene Schriften, unter anderem 1817 in London sein Hauptwerk «Principles of Political Economy and Taxation» («Grundsätze der politischen Ökonomie und der Besteuerung»). Er ging stark von Modellen aus und entwickelte eine Reihe von Theorien, die in der späteren wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion eine wichtige Rolle spielen sollten. Im Gegensatz zu Adam Smith vertrat Ricardo einen mehr pessimistisch gefärbten Standpunkt, war er doch von der positiven Selbstregulierung der Wirtschaft nicht überzeugt. Den Wert eines Produktes glaubte er durch die aufgewendete Arbeitsmenge bestimmt. Damit wurde er zum Verfechter einer Arbeitswerttheorie. In bezug auf die Entlöhnung der Arbeiter vertrat er die Idee eines «ehernen Lohngesetzes», wonach die Löhne infolge des Spiels von Angebot und Nachfrage die Tendenz haben, sich langfristig dem Existenzminimum anzunähern. Die durch den Einsatz von Maschinen bewirkte Erhöhung der Arbeitsproduktivität hatte seiner Ansicht nach zwei Dinge zur Folge: einerseits die Abnahme der Profitrate des Kapitalisten und andererseits die Zunahme der Grundrente des Bodeneigentümers. In bezug auf den Außenhandel ist seine Theorie der komparativen Kosten noch heute von Bedeutung. Seiner Auffassung nach führen nicht erst absolute, sondern bereits relative Kostenvorteile zum Handel zwischen verschiedenen Wirtschaftsgebieten.
Seinen Ansichten versuchte Ricardo auch auf politischer Ebene zum Durchbruch zu verhelfen; 1819 wurde er Mitglied des Unterhauses.