Ein böses Spiel mit Kindern

21.01.2022

Geimpfte dürfen nicht in Quarantäne

Lisa ist 8 Jahre alt und geht in die 2b der Sonnengrundschule in Berlin-Neukölln. Sie sitzt links neben Borris, der soeben positiv auf Corona getestet wurde. Doch Lisa gilt nicht als Kontaktperson und darf daher auch nicht in Quarantäne. Sie ist nämlich vollständig geimpft. Während Ahmed, der ungeimpfte rechte Sitznachbar von Borris, das Infektionsgeschehen nun von zu Hause aus verfolgt, bleibt Lisa in der Schule – mit Aussicht auf einen „milden Verlauf“. So will es der Bund-Länder-Beschluss vom 07.01.2022. Dabei weiß Lisa genauso wenig wie Ahmed, ob sie das Virus bereits in sich trägt und andere ansteckt, oder ob es weitere, noch unerkannte „Wirte“ in ihrer Klasse gibt.[1]

Perverse Gedanken

Angesichts der Tatsache, dass Geimpfte das Virus ebenso übertragen und ebenfalls selbst erkranken können, scheint der Bund-Länder-Beschluss rätselhaft. Erklärbar wird er erst, wenn man weiß, dass er gar nicht direkt auf die Eindämmung des Virusgeschehens abzielt. Vielmehr soll Druck auf gesunde und ungeimpfte Kinder ausgeübt werden – man hofft offenbar, dass Geimpfte die Präsenzpflicht als Privileg betrachten und zugleich das quarantänebedingte Fernbleiben ihrer Klassenkameraden mit Mobbing strafen. Unter Erwachsenen funktioniert diese Technik schon ganz gut – wenn ungeimpfte Kollegen in Quarantäne müssen, fragen sich die Übriggebliebenen, weshalb sie mehr arbeiten und so die Impf-Skepsis ihrer Kollegen ausbaden müssen. Um derartigen Gefühlen ein Werkzeug an die Hand zu geben, hatte der Gesetzgeber bereits im vergangenen Jahr geregelt, dass ungeimpften Mitarbeitern im Quarantäne-Fall der Lohn gestrichen werden darf. Seither wird in ganz Deutschland fleißig die „Solidarität“ mit sich selbst geübt.

Ob dieselbe Zündelei auch unter Kindern funktioniert, bleibt abzuwarten. Vielleicht verfügen junge Menschen doch über mehr Sozialkompetenz als unsere Politiker es sich vorstellen können. An mancher Schule dürfte außerdem das Schutzbedürfnis der Eltern die Häme überwiegen. Fühlt sich das denn wirklich gut an, wenn das eigene Kind nach dem Erst-Kontakt mit einem Positiv-Fall in der Schule verbleiben „darf“?

Das Risiko schwerer Impf-Nebenwirkungen ist für die meisten Kinder höher als das Risiko eines schweren Corona-Verlaufs. Daher empfiehlt die STIKO, im Gegensatz zur Bundesregierung, auch nur für Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen eine Impfung. Das Argument der Bundesregierung dafür, trotzdem alle Kinder zur Impfung zu drängen, lautete bislang: Kinder tun das ja nicht für sich selbst, sondern opfern sich für die Gesellschaft, sprich für die „Herdenimmunität“ bzw. für diejenigen, die sich nicht impfen dürfen (die es laut Jens Spahn allerdings gar nicht gibt). Doch selbst wenn man diesem perversen Gedankengang folgen mag – er geht nicht auf. Geimpfte Kinder verbreiten das Virus genauso wie ungeimpfte und können somit niemanden durch eine Erhöhung ihres eigenen Risikos vor Corona retten. Was genau ist also die Begründung dafür, dass nun auch noch die Klassengemeinschaften an unseren Schulen in präsenzpflichtige Geimpfte und quarantänepflichtige Ungeimpfte gespalten werden sollen? Und bei dieser Gelegenheit: was war noch gleich die infektiologische Erklärung dafür, dass geimpfte Kinder sich nicht testen, sondern ihren ungeimpften Klassenkameraden täglich dabei zusehen, wie diese sich in der Nase bohren?

Es scheint, als habe die Regierung sich im ideologischen Kampf gegen „Corona-Leugner“ verheddert und darüber das praktische Ziel der Virusbekämpfung aus den Augen verloren. Spaltung, Hass und Ausgrenzung waren nie gut – nun sind sie zum Selbstzweck verkommen. Als Eltern sollten wir hier und jetzt eine Grenze ziehen und die Politik daran hindern, unsere Kinder in ihr böses Spiel hineinzuziehen. Was wir Erwachsene uns gegenseitig antun, ist eine Sache – die Kinder für einen Glaubenskrieg zu instrumentalisieren, losgelöst vom praktischen Ziel der Pandemiebekämpfung, geht definitiv zu weit.

Die gesellschaftliche Mitte geht auf die Straße

Die Berliner Zeitung schrieb am 08.01.2022: „Es ist an der Zeit, dass wir wieder zur Vernunft kommen und den Panikmodus, in dem wir uns seit fast zwei Jahren befinden, beenden. Dass wir einen Moment innehalten und überlegen, ob die Suche nach einem Sündenbock tatsächlich der richtige Weg ist, um mit Krankheit und Tod umzugehen. Dass wir versuchen, eine Mediendynamik zu durchbrechen, die davon lebt, immer erschreckendere „Zahlen“ und immer abschreckendere „Schuldige“ zu präsentieren, denen man angeblich nur noch mit Verboten und Zwangsmaßnahmen beikommt.“[2]

Plötzlich darf doch gesagt werden, was angebliche „Nazis“ und „Alu-Hut-Träger“ seit zwei Jahren sagen – etwa dass Corona in Wellen verläuft und sich mit einer ansteckenderen Variante zum Ende hin abschwächt. Laut Ulf Dittmer, Chefvirologe der Uniklinik Essen, ähnelt Corona mittlerweile einer normalen Grippe. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch der Virologe Klaus Stöhr und rät daher von einer Impfpflicht ab.[3] Professor Ehud Qimron, Leiter der Abteilung für Mikrobiologie und Immunologie an der Universität Tel Aviv, geht noch weiter: sämtliche Maßnahmen, die Impfung eingeschlossen, hätten keinerlei positiven Einfluß auf den natürlichen Gang der Dinge gehabt und nur Schäden angerichtet – es sei Zeit, das Scheitern der Corona-Politik zuzugeben.[4]

„Der Wind dreht sich", wie die NZZ heute schreibt. „Immer stärkere Eingriffe in die Grundrechte sorgten für steigenden Protest im Volk, nicht nur bei Ungeimpften. Das trieb auch die gesellschaftliche Mitte auf die Strasse. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind die «Montagsspaziergänger» nicht viele, aber es werden mehr.“[5]

Dennoch werden die Selbsterhaltungs- und Verdrängungsmechanismen, die den eigenen Irrtum unter keinen Umständen ins Bewusstsein dringen lassen wollen, sicher noch viele Opfer fordern. Dabei wäre jetzt die Gelegenheit, sich selbstbewusst hinzustellen und zu bekennen: "Wir glaubten, das Virus durch Lock-Down, Massentests und Impfungen ausrotten zu können. Wir haben uns geirrt – unsere Waffen sind stumpf. Wir werden mit dem Virus leben müssen. Statt weitere Milliarden in Lock-Downs zu verbrennen oder an die Aktionäre Pfizers zu verschenken, müssen wir deshalb den Rest vom Schützenfest nun doch in das Gesundheitswesen investieren, und zwar sofort." Wer Mut zur inneren Umkehr beweist, hat nichts zu befürchten, ganz im Gegenteil – er steigt auf in der Achtung der Bürgerinnen und Bürger.

Anmerkungen

[1] Alle Namen sind frei erfunden
[2] https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/zwischenruf-eines-geimpften-warum-ich-verstaendnis-fuer-die-impfskeptiker-habe-li.204231
[3] https://www.derwesten.de/politik/omikron-corona-karl-lauterbach-endemisch-klaus-stoehr-christian-drosten-id234330337.html
[4] https://swprs.org/professor-ehud-qimron-ministry-of-health-its-time-to-admit-failure/
[5] https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-blick/der-wind-dreht-sich-die-impfpflicht-kommt-wohl-nicht-mehr-ld.1665236?