Der Duft des Geldes

01.10.1999

Auch für kleinere Unternehmen ist der Gang an die Börse oft der einzige Weg zur Kapitalbeschaffung. Die neue Initiative s-inn, hervorgegangen aus praktischen Anwendungen der Wirtschaftsphilosophie Steiners, will hier Alternativen schaffen.

Mensch und Geld: Wer ist Herr, wer Knecht? Bewusstes Handeln inmitten der Hektik der Finanzwelt: ... Plädoyer für einen s-inn-vollen Umgang mit Geld

Dass Geld nicht stinkt ist für unseren täglichen Umgang sehr angenehm. Dunstabzugshauben über allen Kassen und Geldbörsen sähen vermutlich recht merwürdig aus. Aus der Perspektive eines Finanzministers und damit des Gemeinwohls betrachtet, wäre eine Geruchsspur, die das Geld beim Eintritt in dunkle Kanäle hinterließe, allerdings recht praktisch. Schließlich liegt einer der Gründe, dass das Geld für künstlerische, wissenschaftliche und soziale, aber auch innovative wirtschaftliche Aktivitäten immer sehr knapp ist, in der Tatsache begründet, dass nicht von allem, was von dem erwirtschafteten Geld »des Kaisers« ist, tatsächlich auch beim Kaiser ankommt. Geld wird heute in großem Umfang an Börsen gehandelt und dient einzig und allein dazu, sich zu vermehren. Da Geld und Eigentum eng verkoppelt sind, entsteht der sozial überaus krankhafte Zustand, dass das börsenrüchige Geld sich des Eigentums an Unternehmen bemächtigt. Hier haben wir es mit Bemächtigungsgeld zu tun, das alles und jedes zu einem käuflichen Objekt degradiert.

Weil es aber nicht reicht, diesen Zustand nur zu analysieren, gilt es, zukunftsträchtigere Wege aufzuzeigen, wie man mit Geld, das man zum eigenen Bedarf aktuell nicht braucht, sinnvoll umgehen kann. Für alle diejenigen, die einen solchen neuen Weg beschreiten wollen, gibt es seit 1998 s-inn, die »sozial-innovative Beteiligungsgesellschaft mbH«. Sie ist aus der jahrzehntelangen Arbeit des Verbundes Freier Unternehmensinitiativen hervorgegangen, wo man verschiedenste Wege ausprobiert, Geld mit unternehmerischer Initiative zusammen zu bringen. Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen stellen die Zielgruppe der Arbeit von s-inn dar. Sie sind zwar in vielen Bereichen Innovatoren des Wirtschaftslebens, aber die Vergabe- und Beteiligungspraxis der konventionellen Banken macht es gerade ihnen oft recht schwer, an die benötigten Mittel zu kommen. Weil s-inn stärker auf initiative Menschen und deren Fähigkeiten setzt als auf die üblichen Sicherheiten, eröffnet sich durch die Arbeit von s-inn eine interessante Chance, konkret Menschen und deren Aktivitäten zu fördern und damit ein kleines, aber wichtiges Gegengewicht gegen die mit dem Geldprozess verbundene Anonymisierung zu setzen.

Das Ziel von s-inn ist es, auf der Seite der Anleger Problemlösungen anzubieten für eine bewusst gestaltete Anlage und eine gezielte Förderung zukunftsorientierter unternehmerischer Ideen und Initiativen. Zudem soll die Durchschaubarkeit des Umgangs mit dem angelegten Geld garantiert werden.

Auf der Seite der geförderten Unternehmen ermöglicht s-inn Problemlösungen für die Gewinnung von Risikokapital, die Verbesserung der Liquidität und die Anforderungen der Unternehmensnachfolge. Durch die Dienstleistung der s-inn kann darüber hinaus freies Kapital entstehen, das dann künstlerischen, sozialen und wissenschaftlichen Zwecken zur Verfügung gestellt wird.

s-inn stellt drei Formen von Beteiligungen zur Verfügung: Die s-inn-Innovationskapitaleinlage, die Stille Beteiligung und die s-inn-Projektbeteiligung. Sie unterscheiden sich jeweils durch unterschiedliche Anlagedauer, Ertrags- und Risikohöhe. Mit einem Gesamtkapital von ca. 1 Million DM ist s-inn bisher 11 Beteiligungen mit einer maximalen Beteiligung von 200.000 DM eingegangen. Die alleinige Gesellschafterin der GmbH ist die Stiftung zur Förderung assoziativen Wirtschaftens in Dornach. Als Ansprechpartner stehen der Geschäftsführer Friedrich Engelhardt und Markus Fellmann den Interessierten zur Verfügung. Der Gesellschaftsrat, repräsentiert durch Christian Czesla und Bernhard Mollenhauer, ist mitgestaltend an den grundlegenden konzeptionellen Fragen tätig und entscheidet über die Beteiligungen der s-inn. Der Verwaltungsrat der Stiftung besteht aus dem anthroposophischen Unternehmensberater Udo Herrmannstorfer, Rolf Kerler (Schatzmeister der anthroposophischen Gesellschaft, Dornach) und Daniel Maeder.

Aus der Erfahrung mit Beteiligungen z.B. durch Banken zeigt sich, dass es in vielen Fällen nicht reicht, Geld nur zu geben, ansonsten aber die Firma ihrem Schicksal zu überlassen. Deshalb geht s-inn auch hier neue Wege: Sie hat einen Beraterkreis ins Leben gerufen, der durch die Breite der darin vertretenen Kompetenzen in der Lage ist, die Beteiligungsunternehmen in betriebswirtschaftlichen, organisatorischen, und unternehmens- sowie marktstrategischen Fragen zu begleiten. Ziel von s-inn ist es, einen Gesamtumfang an Beteiligungen von 3 bis 5 Millionen DM zu erreichen. Wer als Einzelperson oder als Einrichtung aus vorhandenem Vermögen Innovation und Zukunft entstehen lassen will, sollte sich mit Friedrich Engelhardt und Markus Fellmann in Verbindung setzen. Auf diese Weise gewinnt Geld einen attraktiven "Geruch". Der Duft, der von solchem Geld ausgeht, kann dann immer mehr Menschen anregen, ihm zu folgen und auf einem Weg, der nur ein geringes Risiko birgt, vorhandene unternehmerische Fähigkeiten mit dem Kapital auszustatten, das zur Entwicklung s-inn-voller Produkte und Dienstleistungen nötig ist.

Kontaktadresse: s-inn, sozial-initiative Beteiligungsgesellschaft mbH, Markus Fellmann, Kernerplatz 2, 70182 Stuttgart, Tel. 0711-2261921


Quelle: Info3, 10/1999, S.20-21