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Das Konzept der Freien Interkulturellen Waldorfschule Berlin
„Aus dem nationalstaatlichen Denken des ausgehenden 18. Jahrhunderts bildete sich unsere heutige Volkswirtschaftslehre heraus. Seitdem hat sich die Welt radikal gewandelt. Die Volkswirtschaft entwickelte sich zu einer Weltwirtschaft, durch die das Wohl aller Völker untrennbar miteinander verschlungen ist. Unübersehbar erweist sich das nationalstaatliche Denken nun als ohnmächtig, der Krise der Wirtschaft, der zunehmenden Verarmung großer Teile der Erdbevölkerung und dem millionenfachen Hunger etwas entgegenzusetzen. Aber auch in der Politik stößt das nationalstaatliche Denken an seine Grenzen. Zwar folgte der wirtschaftlichen Einigung der Europäischen Länder die Vereinheitlichung von Rechtsnormen und politischer Verwaltung. Staatsgrenzen lösen sich auf. Doch damit steht Europa nun seinerseits wie ein gigantischer Nationalstaat in der Welt. Mit immer größerem Aufwand sucht der neue Super-Staat eigene Interessen gegenüber Ost und West zu verteidigen. Und immer häufiger verlieren Menschen aus dem Süden ihr Leben bei dem Versuch, die „Festung Europa“ zu überwinden.
Spätestens seit der Euro-Krise meldet sich der Nationalismus auch innerhalb Europas zurück. Auf Griechenlands Straßen brennen Deutschland-Fahnen. Ungarn ändert seine Verfassung und setzt ihr als Präambel das „Nationale Glaubensbekenntnis“ voran. Frankreichs rechtsnationale „Le Pen“ erreicht bei den Präsidentschaftswahlen 2012 nie da gewesene 18%. Im Mai 2011 verkündete die dänische Regierung, die Grenzen zu Deutschland und Schweden wieder kontrollieren zu wollen. Der neue Rechtspopulismus ordnet sich bezeichnenderweise selbst ins Lager der Globalisierungskritiker ein und bekennt sich zu traditionell linken Konzepten wie Regionalwirtschaft oder direkter Demokratie.
Offenbar fühlt sich der moderne Mensch der Menschheitsentwicklung immer weniger gewachsen. Technischer Fortschritt, ökonomische Globalisierung und politische Zentralisierung machen ihm Angst - stellen sie doch seine Identität in Frage.
Zwei Strömungen ringen gegenwärtig miteinander um eine Antwort auf die Frage nach der menschlichen Identität. Die eine ist rückwärts gewandt und rekonstruiert die Gruppenidentität vergangener Epochen. Sie fordert Nationalwirtschaft und nationale Vorrechte statt Weltwirtschaft und EU-Regierung. Dieser Strömung steht eine andere entgegen. Sie begreift die Globalisierung als Chance. Nicht in der politischen Einigung und nicht in der Weltwirtschaft sieht sie das Übel, sondern in der Tatsache, dass die Menschheit zwar wirtschaftlich und politisch, jedoch nicht auch kulturell zusammenwächst.
Wie kann der Einzelne auch seine geistige Identität in der Weltgemeinschaft finden, der er physisch bereits angehört? Was können Schule und Erziehung leisten, damit der Heranwachsende sich selbst nicht nur als Angehörigen einer Nation erlebt, sondern sich als Menschheitsrepräsentant fühlen und aus dieser globalen Perspektive heraus denken und handeln lernt? ….“
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