Das bedingungslose Grundeinkommen

01.01.2007

Übersicht über die Kontroverse Bedingungsloses Grundeinkommen?
zwischen Götz Werner, Sylvain Coiplet, Stephan Eisenhut, Ingo Hagel, Ulrich Piel, Thomas Brunner, Heidjer Reetz, Franz Ackermann und Marc Desaules


 

Jahresarbeit von Lukas Pohl
betreut von Dr. Benediktus Hardorp

Grundeinkommen

Inhaltsverzeichnis

  • Einleitung
  • Arbeit
    • Was bedeutet Arbeit?
    • Alte Arbeit
    • Neue Arbeit
    • Droht uns Massenarbeitslosigkeit?
  • Gegenwärtige Lage
    • Die Situation der Familie
    • Die Problematik der Künstler
    • Generelle Probleme unser heutigen Gesellschaft
  • Das bedingungslose Grundeinkommen
    • Definition
      • Formulierung einer Forderung
      • Erklärung zu der Forderung
    • Geschichte
    • Verwirklichungen
      • The Alaska Permanent Found
      • Brasilien
    • Finanzierung
      • Steigen durch die Mehrwertsteuer die Preise?
      • Rechentechnische Überlegung zum Grundeinkommen
    • Folgen
      • für die Familie
      • für die Schule
      • im sozialer Bereich
      • am Arbeitsplatz
      • Die Vorteile für den Staat
      • Probleme, die durch das Grundeinkommen auftreten könnten
      • Werden die Menschen noch arbeiten?
  • Meine Vision
  • Das Interview
    • Meine Vorgehensweise beim Interview
    • Der Fragebogen für das Interview
    • Die Ergebnisse des Interviews
  • Schlusswort
  • Danksagung
  • Quellen
  • Einleitung

    Für mich und viele junge Menschen in meinem Alter steht bald die Entscheidung an, welchen Beruf man ergreifen möchte. Der Jugend wird prophezeit, dass es immer schwieriger werden wird eine Arbeit zu finden. Den Jugendlichen ohne Abschluss wird eine Zukunft in Arbeitslosigkeit vorhergesagt und auch für Studierte ist ein Arbeitsplatz nicht garantiert. Immer wieder trifft man auf Menschen, die keine Arbeit haben, keine Arbeit finden oder Angst haben ihre Arbeit zu verlieren. Andere Menschen findet man, die zwar einer Arbeit nachgehen, diese Arbeit aber ungern tun, jedoch durch wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedingungen gezwungen werden dieser Arbeit nachzugehen. Menschen, die keine Arbeit haben, werden oft sozial ausgegrenzt und fallen in Armut und Hoffnungslosigkeit. Nun stellt sich die Frage, wie wir diese Probleme überwinden können.

    Seitdem ich einen Vortrag von Dr. Benediktus Hardorp über das bedingungslose Grundeinkommen gehört habe, sehe ich einen Ansatz mit diesen Problemen umzugehen und sie zu interpretieren.

    Wir müssen die Arbeitslosigkeit als eine Chance verstehen und als ein Zeichen, wie gut unsere Wirtschaft funktioniert, denn wir müssen uns nicht mehr im „Schweiße unseres Angesichts“ den Lebensunterhalt verdienen. Wenn wir die Arbeitslosigkeit anders verstehen, anders damit umgehen und auch den Menschen genug Geld geben, die nicht arbeiten, können wir durch die Arbeitslosigkeit freier werden.

    In dieser Arbeit habe ich versucht das Grundeinkommen in seinen wichtigsten Bereichen zu erläutern.

    Das bedingungslose Grundeinkommen kann man aus sehr vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Es ist ein philosophisches Thema, ein Wirtschaftsthema, es ist ein psychologisches und ein politisches Thema und vor allem ein menschliches.

    Ich habe mir die Punkte herausgenommen, die ich für die wichtigsten hielt. Es wird jedoch klar, dass ich nicht alle Themen und Teilthemen abdecken konnte, aber ich hoffe, dass ich alles Wichtige behandelt und alles Unwichtige weggelassen habe. Diese Jahresarbeit soll nicht nur Unklarheiten beseitigen und Ihnen Informationen geben, sondern sie soll vor allem zum Nachdenken anregen.

    Arbeit

    Der Begriff von Arbeit hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Im alten Griechenland galt Arbeit als etwas Schlechtes, was man sich, wenn möglich, von Sklaven hat abnehmen lassen, um die gewonnene Zeit zum Philosophieren zu nutzen. Der Benediktinerspruch „ora et labora“, (bete und arbeite), indem die Arbeit wieder als etwas Wichtiges angesehen wir, prägte dann den Begriff von Arbeitsethik bis in die heutige Zeit, in der man häufig nur als arbeitend eingestuft wird, wenn man etwas verdient.

    Was bedeutet Arbeit?

    Doch was bedeutet Arbeit alles? Bedeutet es, dass man irgendetwas tut, oder bedeutet es, dass man etwas verdient? Bedeutet es, dass man einen Gegenstand oder Essen herstellt?

    Ich denke, dass man immer dann arbeitet, wenn man bewusst und sinnorientiert eine Tätigkeit verrichtet. Das heißt, dass zwar das Schreinern, Mauern, das Verwalten und das Lehren, aber auch das Lernen, das Schauspielern, das Malen und u.U. auch das Zuhören arbeiten ist, bzw. sein kann. Arbeiten ist also zwar keine Tätigkeit, die allein dem Zeitvertreib dient, jedoch kann es eine Tätigkeit sein, die Spaß macht, einen erfüllt und die einem vor allem Sinn gibt. Es wird jedoch klar, dass im Moment nicht jede Arbeit, in diesem Sinne verstanden, heutzutage bezahlt wird. Dies macht sie jedoch nicht schlechter, sondern kann ihr einen ganz anderen Wert geben.

    In unserer heutigen Zeit wird Arbeit, so wie ich sie hier definiere, häufig und auch von unseren Politikern, nur sehr begrenzt als solche gesehen und entsprechend gewürdigt. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Arbeit, die nicht als solche gewürdigt wird, oft nicht, oder nicht in erforderlichem Ausmaß, gemacht wird und diejenigen, die eine solche Arbeit machen, oft Probleme haben, ihr Leben zu finanzieren.

    Ein anderes Problem ist auch, dass für die meisten Menschen das Geldverdienen beim Arbeiten sehr stark im Vordergrund steht (siehe Interview) und die Menschen somit den eigentlichen Wert der Arbeit übersehen.

    Alte Arbeit

    Die heutige Arbeit kann man in zwei Bereiche unterteilen.

    Zum einen die „alte“ Arbeit, die es schon immer gibt und bei der man in der Landwirtschaft, in der Werkstatt oder Fabrik tätig ist. Es ist eine Arbeit der Produktion in materieller Hinsicht. Der Begriff der alten Arbeit beschreibt Arbeiten wie das Mauern, das Pflügen und das Schrauben, wie auch das Entsorgen von Müll, aber nicht das Entwerfen der zu mauernden Wände oder das Erfinden des Pfluges. Es ist, wie Ann- Christin Momsen das ausdrückt, eine Arbeit zum Überleben, im Gegensatz zur neuen Arbeit, die eine Arbeit zum Leben ist. Es ist eine Arbeit, die man rationalisiert und auch eine Arbeit, die man mehr oder weniger gerecht bezahlen kann. Durch die Rationalisierung kann diese Arbeit aber bei größerer Produktivität von immer weniger Menschen geleistet werden.

    Neue Arbeit

    Zum anderen gibt es die „neue“ Arbeit, die gerade in unserer Zeit immer nötiger wird. Diese Arbeit ist eine Arbeit, die der Mensch aus sich heraus tun muss. Es ist eine Arbeit, bei der man im weitesten Sinne am Menschen tätig ist. Es ist die Kulturarbeit. Mit Kulturarbeit meine ich nicht nur die Arbeit, die Kunst schafft. Ich meine auch die Arbeit am Menschen, die Kinderpflege, das Lehren der Menschen, die physische und psychologische Behandlung des Menschen, die Pflege der alten Menschen usw. Dies alles sind ja Arbeiten für und an unserer Kultur. Diese Art von Arbeit umfasst alle pflegerischen Berufe, sie umfasst auch das Lehren und alle künstlerischen Tätigkeiten. Diese Arbeit kann man nicht sinnvoll rationalisieren. Es gibt zwar diesbezügliche Entwicklungen, wie z.B. in Japan, als man die Pflege von alten Menschen mit Robotern bewerkstelligen wollte, aber dies ist nicht richtig, denn z.B. bei einem Pflegeberuf muss man sich ganz persönlich dem Menschen zuwenden, der einem zur Pflege anvertraut wurde. Man sieht ja auch, dass sich in Japan diese Roboter (noch) nicht durchgesetzt haben.

    Diese Arbeit ist auch keine, die man sinnvoll bezahlen kann, denn man wandelt nichts um, dessen Wert man messen kann. Man kann z.B. nicht messen, wie viel wert ein Schüler vor und nach der Schule ist und somit können wir nicht den vom Lehrer geschaffenen Mehrwert messen und den Lehrer somit nicht direkt bezahlen.

    Der Arbeitsanreiz kann bei dieser Arbeit auch nicht durch Geld erlangt werden, denn diese Arbeit muss man tun, weil man es möchte, und nicht, weil man gezwungen ist sie zu tun. Bei dieser Arbeit geht es im Gegensatz zur „alten“ Arbeit, bei der es um Produktionsmaximierung geht, um Sinnmaximierung. Ein Alg. 2 Empfänger und Künstler H. Dobner (Name von der Redaktion geändert), sagt: „Der Wert meiner Arbeit wird bestimmt, durch den Wert, den ich ihr zumesse. Die Arbeit ist sinnvoll, weil sie für mich notwendig ist. Das ist der Schutz vor der Verwahrlosung: das Interesse an der eigenen Arbeit.“

    Droht uns eine Massenarbeitslosigkeit?

    Heutzutage wird über die mehr oder weniger steigende Arbeitslosigkeit geklagt. Dies liegt daran, dass wir heute sehr viel körperliche Arbeit, die früher in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle gespielt hat, durch Maschinen, neue Werkzeuge und Rationalisierungstechniken vereinfachen konnten und können. Dies kann man sehr positiv sehen, denn es muss nur noch wenig Arbeit „Im Schweiße unseres Angesichtes“ getan werden. Uns bleibt also, das, was die früheren Griechen so geschätzt hatten: Zeit. Diese können wir zum Denken und Philosophieren, aber auch für die Kulturarbeit, welche ja heute immer wichtiger wird, nutzen. Die steigende Arbeitslosigkeit wird heute häufig mit Recht als etwas Negatives empfunden, denn wir denken noch immer in den alten Schablonen und würdigen die alte Arbeit mehr als die neue Arbeit. Wir sollten uns jedoch im Klaren sein, dass es zwar immer weniger alte Arbeit gibt und es so immer mehr Arbeitslosigkeit geben wird, wenn wir nicht umdenken. Wir sollten jedoch vor allem sehen, dass es immer mehr neue Arbeit zu tun gibt.

    Somit kann man also sagen, dass zwar die alte Arbeit abnimmt. Jedoch nimmt die neue Arbeit zu und wir laufen, wenn wir nicht umdenken, Gefahr, einer Massenarbeitslosigkeit näher zu kommen.

    Gegenwärtige Lage

    In unserer gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Situation wird für viel Wichtiges nicht gesorgt und unser System bringt viele Probleme. Ich möchte das an verschiedenen gesellschaftspolitischen Teilbereichen erläutern.

    Die Situation der Familie

    Viele Menschen, die eine Familie gründen wollen, fragen sich mit Recht: „Kann ich mir das leisten?“. Unser System unterstützt die Familie nicht genug. Dasjenige Elternteil, welches zu Hause bleibt, wird häufig von dem anderen Elternteil abhängig bleiben. Es wird als nicht erwerbstätig eingestuft und somit zum „Sozialschmarotzer“. Ein allein erziehendes Elternteil wird außerdem unter Umständen Probleme bekommen, sich und die Kinder zu ernähren. Dieses Problem betrifft heutzutage immer noch vor allem die Frauen.

    Viele Frauen beklagen sich, dass sie zu Hause bleiben müssen und nicht eine berufliche Kariere machen können. Ist unser Problem denn nicht ein ganz anderes? Unser Problem ist doch nicht, dass wir den Frauen keine berufliche Entfaltung zubilligen, sondern, dass wir die Hausarbeit und Familienarbeit zu schlecht einstufen, anerkennen, bewerten und entlohnen. Dies bedeutet nicht, dass nur Frauen zu Hause bleiben sollten. Auch Väter sind zu Hause und gerade in der Kindererziehung sehr wichtig. Würden wir demjenigen, der zu Hause bleibt, ein angemessenes Grundeinkommen geben, würden nicht so viele Minderwertigkeitsgefühle entstehen. Die Kinder, die doch unsere Zukunft sind, zu erziehen, ist doch das Verantwortungsvollste überhaupt. Das gilt natürlich für die institutionelle Erziehung ebenso wie für die familiäre. Henri Ford sagt dazu: „Der Wohlstand unsere Gesellschaft beginnt nicht in den Fabrikationshallen, sondern im Klassenzimmer.“ Kinder zu erziehen ist eine sehr anstrengende und vielseitige Arbeit, sowie eine sehr schöne. Sollte nicht jeder eine Karriere in diese Richtung hin anstreben wollen und nicht Angst haben müssen abhängig zu sein und gedemütigt zu werden?

    Die Problematik der Künstler

    Den Künstlern geht es doch ähnlich. Alle Künstler, die nicht von Irgendjemand unterstützt werden, verarmen oder müssen ihre Kunst danach ausrichten, was gewollt wird und wofür sie viele Einnahmen erzielen. Ist das dann noch richtige Kunst? Eine Kunst, die sich darauf ausrichtet, was man dafür bekommt? Schon in der Geschichte kann man immer wieder finden, dass die Künstler, die heute als die großen Künstler gelten, bettelarm waren oder aber von irgendjemandem unterstützt wurden. Ein armer Künstler kann sich seine künstlerische Tätigkeit häufig gar nicht leisten. Der Künstlerbedarf ist in vielen Fällen sehr teuer, vor allem wenn man mit hochwertigen Materialien arbeiten will. Wie soll man leben, wenn man kein Einkommen hat? Wie soll man sich seinen Künstlerbedarf leisten? Ich denke, dass viele nicht entdeckte Künstler daran zugrunde gingen und gehen, obwohl sie zum Teil sehr gut sind und waren.

    Generelle Probleme unserer heutigen Gesellschaft

    Dies waren nur einige Beispiele, wie wenig Kulturarbeit geschätzt und gewertet und, wenn man in den heutigen Paradigmen lebt, auch entlohnt wird.

    Bei jeder Arbeit, bei der man wenig oder gar nichts verdient, sei sie auch noch so sinnvoll und notwendig, wird man häufig als nicht voll arbeitend eingestuft, man hat nicht genug Geld zum Leben und dazu, seiner Arbeit nach zu gehen und wird obendrein auch noch schlecht behandelt.

    Wenn jemand sich dann entschließt, sich arbeitslos zu melden, muss er zur „Agentur für Arbeit“. Unser gegenwärtiges Sozialsystem ist so unübersichtlich, dass keiner mehr die Möglichkeit hat, sich einen Durchblick zu verschaffen. Die Mitarbeiter in der Agentur sind an so viele Vorschriften gebunden, dass sie völlig unfrei handeln müssen und nicht darauf schauen können, was das einzelne Individuum will und was gut ist. Der „Kunde“ muss dann unendlich viele Anträge und Formulare ausfüllen und Bedingungen erfüllen, die nicht zu erfüllen sind. Dies alles nur, um sicher zu gehen, dass er nicht Sozialleistungen empfängt, ohne sich zu bemühen eine Arbeit zu finden. So werden viele Leute gezwungen eine Arbeit zu suchen, obwohl es gar nicht genügend Arbeit im herkömmlichen und von der Agentur für Arbeit anerkannten Sinne für alle gibt. Dadurch, dass man sich immer, bei allem was man macht, rechtfertigen muss, wird man immer mehr gedemütigt und als Sozialschmarotzer abgestempelt.

    Unser System ist so unübersichtlich, dass es jemandem, der nicht arbeiten will, ein Leichtes ist, den von der Agentur für Arbeit angeforderten Ansprüchen zu genügen ohne sich anzustrengen. Einige Leute empfangen sogar nicht nur die Sozialleistungen, die ihnen zustehen, sondern erreichen durch falsche Angaben, dass sie noch mehr bekommen.

    Man könnte also sagen, dass man in unserem momentanen System nur finanziell unterstützt wird, wenn man den Willen hat, sich selbst zu helfen, oder selbst dann, wenn man so nur so tut, als ob man den Willen dazu hätte.

    Unser momentanes Sozialsystem geht davon aus, dass wir theoretisch eine Vollbeschäftigung haben, jedoch die Menschen zu faul zum arbeiten sind. Dies ist heute aber nicht der Fall. Wir haben die Vollbeschäftigung nicht und werden sie auch nie mehr in der Weise haben, wie wir es nach dem 2. Weltkrieg hatten. Es wird aber, solange es Menschen gibt, immer Arbeit geben und ich denke, dass wir immer für alle eine Möglichkeit haben oder finden werden, sich positiv und produktiv in die Gesellschaft einzubringen. Es ist doch ein Bedürfnis des Menschen, der Gesellschaft oder dem anderen Menschen nützlich zu sein. Ich denke dieses Einbringen in die Gesellschaft kann und wird nicht immer bezahlt werden, noch wird es unserem heutigen Verständnis von Arbeit entsprechen.

    Wer nicht beweisen kann, dass er sich um einen Arbeitsplatz bemüht hat, bekommt heute keine Sozialleistungen mehr. Wir haben gegenwärtig einen Zwang zur Arbeit, obwohl es gar nicht genug von der Arbeit gibt, wie wir sie heute häufig verstehen und dies ist natürlich ein Widerspruch. Natürlich gibt es einige Leute, die ohne diesen Zwang nicht arbeiten würden, wenn sie aber arbeiten, kontraproduktiv arbeiten und zudem das Klima am Arbeitsplatz verschlechtern, sodass sie Nachahmer finden, die ähnlich negativ über Arbeit denken.

    Generell ist der „Arbeitsanreiz“ in unserer gegenwärtigen Gesellschaft häufig ein falscher. Viele, viel zu viele Menschen arbeiten, weil sie dies wegen des Einkommens und des sozialen Zwangs müssen. Viele Menschen fühlen sich auch bewusst oder unbewusst von der Gesellschaft gezwungen, Geld zu verdienen und so geht immer mehr die eigentliche Qualität von Arbeit verloren. Arbeit sollte doch eigentlich Freude bereiten. Sie sollte dem Dasein einen Sinn geben. Sie sollte erfüllen und befriedigen. Sie sollte das Gefühl wecken: ich habe etwas Sinnvolles gemacht, was anderen Menschen weiterhilft und ich bin zu etwas nütze und werde zu etwas gebraucht.

    Arbeit kann so sinnvoll und befriedigend sein und dies muss nicht immer mit Geld erreicht werden. Zwar ist das Geld die heute am weitesten verbreitete Möglichkeit der Motivierung und Anerkennung, aber, wenn wir ein Umdenken schaffen, kommt es dem Arbeitenden auf ganz andere Dinge an, Dinge die viel wichtiger sind als Geld, Dinge, die uns an Lebensqualität bereichern, Dinge wie Erfahrung, Sinnerfüllung oder Selbstbewusstsein. All dies wird durch den wirtschaftlichen Arbeitszwang in den Schatten gestellt oder ganz vergessen.

    Trotz all dieser Probleme denken unsere Politiker heute immer noch in dem alten Denkmuster. Sie propagieren die Arbeit noch immer als das höchste Ziel. Sie scheinen gar nicht einzusehen, dass die Vollbeschäftigung in unserer heutigen Zeit gar nicht mehr möglich ist, und dass das auch gar nicht das Ziel sein soll. Die Befreiung von der mühsamen, traditionellen Erwerbsarbeit ist doch das aller schönste und sollte als etwas Gutes angesehen werden. Wir sollten den Begriff von Arbeit erweitern und verstehen, dass man sich auch außerhalb der traditionellen Erwerbsarbeit sinnvoll in die Gesellschaft einbringen kann. Das heißt nicht, dass Arbeit etwas Schlechtes ist, sondern, dass wir die Qualität der alten Erwerbsarbeit überbewerten und versäumen die Kulturarbeit zu schätzen. Dies kann nicht mit höherer Bezahlung geschehen, denn um sinnvoll Kulturarbeit zu leisten, muss man das aus eigenem Anreiz und eigener Überzeugung tun.

    Ein Krankenpfleger, der vor allem ans Geld denkt, kann sich nicht vollkommen dem Patienten zuwenden. Ein Lehrer, der um des Geldes willen lehrt, wird nie in der Lage sein, sich entsprechend seinen Schülern zuzuwenden. Echte Kulturarbeit ist unbezahlbar und somit ist es sinnlos, versuchen zu wollen, sie direkt zu bezahlen, sie wäre immer unterbezahlt.

    Natürlich muss das Leben der Kulturarbeitenden gesichert sein, doch auf andere Weise. Auf eine Weise, bei der sie sich gewürdigt fühlen und in der Lage sind ihre Arbeit bestmöglich zu tätigen. Dies schließt Luxus nicht aus, jedoch darf das Einkommen nicht als Arbeitsanreiz oder Belohnung wirken, um die wahre Qualität ihrer Arbeit nicht zu überdecken.

    Unsere Gesellschaft ist eigentlich so reich, wie sie noch nie war, trotzdem gibt es so viele Leute, denen es schlecht geht, weil wir uns nicht genügend um sie kümmern. Das Vermögen ist (siehe Tabelle) sehr schlecht verteilt und die Schere zwischen Arm und Reich wird sich, wenn wir nichts dafür tun, immer, immer mehr ausweiten. Es ist ja kein Problem, wenn es viele reiche Leute gibt, aber es ist ein Problem, wenn es viele arme Leute gibt und gerade, wenn es viele sehr reiche Leute gibt, wirkt die Ungerechtigkeit in extremem Maße, gerade weil man weiß, dass man durch gerechtere Verteilung so vielen Menschen helfen kann. Ich will keine sozialistische Enteignung, jedoch muss man bedenken, ob die Art der Verteilung eine sinnvolle ist. Ist unser Vermögen wirklich so aufgeteilt, dass man so viel zur Verfügung hat, wie man für die Gesellschaft geleistet hat. Kann man das überhaupt sagen?

    Grundeinkommen

    Mittelwerte und Anteile von Zehnteln der Haushalte am gesamten Nettovermögen

    Das bedingungslose Grundeinkommen:

    Formulierung einer Forderung

    Das vorhergehende Kapitel beschreibt die heutige Lage und die Probleme, die damit verbunden sind. In diesem Kapitel werde ich erläutern, wie man gegen diese Probleme am besten und sinnvollsten vorgeht.

    Um die inner Einstellung eines Menschen zu einer Sache zu ändern, kann es helfen, die äußeren Gegebenheiten zu ändern. Die beste Möglichkeit die genannten Probleme zu beheben, ist - und das denken Menschen schon seit dem 16. Jahrhundert (siehe Geschichte des bedingungslosen Grundeinkommens) - dass wir jedem Menschen ein Grundeinkommen geben.

    Dieses Grundeinkommen muss folgende Voraussetzungen erfüllen:

    1. Es muss jedem Menschen, der der Gesellschaft angehört, ohne Unterschied nach Geschlecht, Rasse oder Religionszugehörigkeit oder sonst irgendwelcher Unterschiede, garantiert sein. Es muss also ein für jeden gültiges Recht sein.
    2. Es darf auch nicht an irgendwelche Bedingungen geknüpft sein, sei es finanzielle Not oder vorherige Einzahlung in diverse Kassen. Es darf also als Grundlage für das Grundeinkommen keine Bedürftigkeitsprüfung und auch keinen Arbeitszwang geben.
    3. Es muss existenzsichernd sein. Es muss sich also auch an die Inflation anpassen.
    4. Es muss schrittweise durchgesetzt werden

    Nur eine Sozialleistung, die diese Voraussetzung erfüllt, ist ein Grundeinkommen so wie ich es hier definiere und auch nur eine solche kann die im vorherigen Kapitel genannten Probleme lösen.

    Erklärung zu der Forderung

    Zu 1. Jeder Mensch sollte vor dem Gesetz gleich sein und gleiche Rechte haben. Dies ist in unserem Grundgesetz zwar verankert, jedoch noch nicht in allen Bereichen umgesetzt. So sollte auch das Grundeinkommen ohne Unterschiede jedem Menschen garantiert sein. Hierzu ist aber zu sagen, dass man das Grundeinkommen gut auch nach dem Alter staffeln kann, denn ein neugeborenes Kind braucht weniger Geld als ein Erwachsener.

    Zu 2. Nur ein Grundeinkommen, welches die Bedingung Nr.2 erfüllt, kann die im vorhergenannten Kapitel beschriebenen Probleme lösen, denn ein Grundeinkommen befreit nur dann, wenn man es bedingungslos empfängt. Wenn man, um ein Grundeinkommen zu bekommen, immer, wie es in unserem System im Moment der Fall ist, bezahlte Arbeit suchen muss, kann man nicht frei werden und der Beschäftigung nachgehen, die man für sinnvoll erachtet.

    Zu 3. Das Grundeinkommen muss existenzsichernd sein, denn sonst verhilft es nicht zu der geforderten Freiheit und löst auch sonst keine Probleme. Es hätte also seinen Sinn verfehlt. Das Grundeinkommen muss an die Inflation angeglichen werden und sich nach z. B. durchschnittlichem Stundenlohn, oder dem Preis für 1kg Brot oder sonst irgendetwas Ausschlaggebendem errechnen. Denn sonst wird der reelle Betrag des Grundeinkommens unter Umständen immer geringer oder immer größer werden.

    Zu 4. Natürlich müsste das Grundeinkommen schrittweise durchgesetzt werden, denn die Menschen müssen ihr Bewusstsein und Denken radikal verändern und dies braucht Zeit. Wenn wir das Grundeinkommen zu früh zu hoch ansetzen, besteht für viele Menschen die Versuchung in Trägheit zu verfallen. Wenn wir das Grundeinkommen jedoch schrittweise umsetzen, können sich die Menschen schrittweise daran gewöhnen und dann dementsprechend mit der neuen Situation zurechtkommen.

    Geschichte

    Eine soziale Sicherung der Bedürftigen gibt es schon, solange es Menschen gibt. Schon immer wurden Kinder, Kranke und Alte mehr oder weniger mitversorgt, von der Familie, der Großfamilie oder der Dorfgemeinschaft. Dies geschieht auch heute noch in Gebieten, in denen der technische Fortschritt noch nicht vollkommen eingesetzt hat.

    Die erste Forderung nach einem Grundeinkommen wurde 1517 von Thomas Morus mit seiner Schrift „Utopia“ und Juan Luis Vives, Thomas Campanella und Francis Bacon gestellt. Sie forderten ein staatlich garantiertes Mindesteinkommen. Diese Einkommensgarantie sollte auch für Spieler und Menschen, die mit Prostitution zu tun haben, gelten, jedoch sollte ein Arbeitswillen vorausgesetzt werden. 1737-1809 hat Thomas Paine, ein Amerikaner, mit seiner Schrift „Agrarian Justice“ dargestellt, dass es nur in der Zivilisation Armut gebe. Er habe bei den Indianern beobachtet, dass bei diesen keine Armut existiere. Er sagte aber, dass das nicht für ihn heiße, man müsse zurück zur Natur, sondern er wollte nicht, dass einige Menschen ihren Reichtum aus Landnutzung beziehen könnten und einige nicht und meinte so, man müsste den Besitz an Land vom Einkommen abkoppeln. Er wollte also das gesamte Land in den Besitz des Landes bringen. Um nicht die Landbesitzer zu bestrafen, wollte er das Land erst beim Vorgang des Erbens abnehmen, also dann, wenn das Land seinen Besitzer ohne Gegenleistung wechselt. Damit wollte ein so genanntes „Start Off“ für 21 jährige einführen, mit der sie sich dann eine Existenz gründen können sollten. Auch wollte er eine Rente für alle.

    In Frankreich forderte 1836 Charles Fourir und Victor Consiterant in ihrem Buch „La Fausse Industrie“, auf den Gedanken von Thomas Paire aufbauend, ein Mindesteinkommen auch für Arbeitslose.

    Dies nahm Einfluss auf die 1795 in England eingeführte „Konvention of Speenland“. Diese Konvention garantierte für alle Arbeiter, wenn nötig, ein 4kg Laib Brot und ½ Laib für jedes weiter Familienmitglied. Es musste jedoch erst jegliches Vermögen aufgebraucht werden, wodurch viele Menschen in die komplette Lohnabhängigkeit rutschten, indem sie ihr Erspartes aufbrauchen mussten, bevor sie die Unterstützung in Anspruch nehmen konnten und somit dann abhängig davon waren, dass sie ihren Lohn oder die Unterstützung bekamen. Daraufhin wurden die Löhne auf die Berufung der Konvention so sehr gesenkt, dass bald niemand mehr arbeitete. Deshalb wurde die Konvention im Jahre 1834 wieder abgeschafft und in England herrschte das größte Massenelend der Geschichte.

    Major Clifford Douglas bemerkte 1920, dass ein großer Teil unserer Produktion auf Erfindungen der Vergangenheit beruht. Er meinte also, dass die Zinsen, die der Staat erhält, direkt den Bürgern zugute kommen sollten. Er gründete die „Sozial Credit Party“, welche dann auch 1935 die Wahlen von Alberta gewannen. Diese Partei forderte, dass alle Menschen ein Grundeinkommen von 25$ pro Monat erhalten sollten. Dieses Projekt wurde dann aber von der Förderationsgruppe noch vor Einführung gestoppt. Damit war dies das erste grundeinkommensähnliche Projekt, welches fast realisiert wurde.

    Der Ökonom Dennis Miller schrieb 1920 ein Buch „Higher Produktion by a Bonus on National Output“ , indem er ein so genanntes „State Bonus System“ vertritt. Dieses „State Bonus System“ verlangt, dass allen Bürgern 20 % des britischen Bruttosozialproduktes in Form einer negativen Einkommenssteuer gegeben wird. Diese Überlegungen hatten maßgeblichen Einfluss auf den Beveridge Plan, welcher zur Schaffung des heutigen Sozialsystems beitrug.

    Von Douglas und Miller wurde die britische Politikerin Juliet Rhys Williams beeinflusst. Jedoch forderte sie eine Alternative zum Beveridge Plan. Sie wollte durch die negative Einkommenssteuer nicht nur allen Menschen genug an Basisgütern, wie Essen, Kleider und ein Dach über dem Kopf garantieren, sondern, darüber hinaus auch einen Zugang zu kulturellen Gütern. Damit war sie mit ihrer Forderung dem bedingungslosen Grundeinkommen schon einen Schritt näher. Inspiriert von den Vorgängern schrieb der Nobelpreisträger James Meade in den Jahren 1953, 1978 und 1995 mehrere Bücher über das bedingungslose Grundeinkommen, er hielt aber trotzdem an dem Gedanken an eine Vollbeschäftigung fest. Er sagt, dass der Staat 50% der Aktien kaufen solle um damit dann dieses Grundeinkommen zu finanzieren.

    1966 schrieb Robert Theobald eine Aufsatzsammlung „The Guaranteed Income“. Er wollte ein Grundeinkommen durch Reduktion der Militärausgaben und durch Umverteilung von Körperschaftssteuern finanzieren.

    Erich Fromm äußert sich dazu: “Guarenteed Income would not establish freedom as a reality rather than a slogan, it would also establish a principle deeply rooted in western religious and humanist tradition: man has the right to live, regardless! This right to live, to have food, shelter, medical care, education, etc. is an intrinsic human right that cannot be restricted by any condition, not even the one that he must be socially ´usefull.`” (Quelle: Füllsack, 2002) Das bedeutet, dass ein garantiertes Einkommen Freiheit als eine Realität schaffen würde und die tief verwurzelten Prinzipien, wie das Recht zu leben, Essen zu haben, medizinische Versorgung und das Recht auf Bildung verwirklichen würde und zwar ohne Bedingungen, nicht einmal der Bedingung, dass man gesellschaftlich `nützlich` ist.

    Ein Mensch mit großem Einfluss in der Grundeinkommensdebatte war Milton Friedmann, der 1962 in seinem berühmten Buch “Capitalism and Freedom” eine negative Einkommenssteuer als Ausweg aus dem gegenwärtigen System vorgeschlagen hat. Er gilt häufig als der Urvater der heutigen, oft zur Diskussion stehenden negativen Einkommenssteuer.

    1968 wurde ein Experiment durchgeführt, bei dem man 1300 Familien in verschiedenen Städten Amerikas für 3 Jahre eine negative Einkommenssteuer zukommen ließ. Dies tat man um zu sehen, ob sich diese Menschen vom Arbeitsmarkt zurückziehen würden. Nach diesen drei Jahren stellte man fest, dass sich diese Menschen nicht bemerkenswert vom Arbeitsmarkt zurückzogen, es sogar bei einigen Völkergruppen z.B. den Schwarzafrikanern eine positive Entwicklung gegeben hat. Für die Verbreitung der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland war und ist Prof. Götz Werner von großer Bedeutung. Er ist ein großer deutscher Unternehmer, der überall Vorträge darüber hält, Anzeigekampagnen geschaltet hat, ein Buch veröffentlicht hat und so überall und immer wieder das bedingungslose Grundeinkommen ins Gespräch bringt.

    Verwirklichungen

    The Alaska Permanent Found

    Seit 1977 gibt es in Alaska eine Art Grundeinkommen für alle Bürger. Die Einnahmen eines Teiles der staatlichen Erdölvorkommen werden seit 1977 allen Bürgern von Alaska ausgezahlt. Dies ergab anfangs 1000$ pro Person und Jahr, sank dann und stieg dann 1999 wieder auf 1800$ pro Person und Jahr. Man begründete dies damit, dass die Erdölvorkommen doch allen gehören sollten und somit auch alle davon zu profitieren hätten. Ein anderer Grund war, dass vorher das Geld von der Regierung zu schnell ausgegeben worden war und dies zu kurzfristigen Wirtschaftsbooms führte. Dies wiederum warf dann die Wirtschaft aus dem Ruder.

    Untersuchungen haben ergeben, dass dieser Found die Kaufkraft der Bürger um 2-3% gesteigert hat. Man stellte fest, dass dieser Found 3% der Arbeitsplätze geschaffen hat und dass dies die Wirtschaft stabilisierte.

    Brasilien

    Durch die Anregung des brasilianischen Abgeordneten Eduardo Suplicy wurde am 8.Januar 2004 von Präsident Luiz Inácio Lula da Siva ein Gesetz verabschiedet, das allen Menschen, die mindestens 5 Jahre in Brasilien leben, ein Grundeinkommen garantieren soll.

    Das Problem an der Sache ist jedoch, dass man dies schrittweise einführen will und erst denen, die am meisten betroffen sind, ein Grundeinkommen geben will. Wann dies erweitert werden soll, ist auch sehr schwammig formuliert. Es soll sich an dem jeweiligen Haushaltsjahr ausrichten. Diese Einschränkungen geben der Regierung sehr viel Spielraum und wie Lula dazu sagte „ein Schiff schwimmt erst, wenn man es ins Wasser setzt“, so wird das Grundeinkommen erst wirksam, wenn man es realisiert.

    Finanzierung

    Für die Finanzierung gibt es verschiedene Vorschläge, jedoch stimme ich Dr. Hardorp zu, der es sinnvoll findet, das Grundeinkommen durch die Mehrwertsteuer zu finanzieren. Die Mehrwertsteuer ist eine Steuer, die allein den Konsum besteuert und das ist genau der richtige Punkt für den Steuereingriff. Denn warum sollte man den Leuten Geld abnehmen, wenn sie gerade etwas für die Gesellschaft leisten? Man sollte doch dann besteuern, wenn sie etwas aus der Gesellschaft für sich entnehmen möchten. Denn die Mehrwertsteuer besteuert dann, wenn man etwas aus dem Wertschöpfungsprozess der Gesellschaft nimmt. Als Wertschöpfungsprozess bezeichnet man den Vorgang, bei dem erstmals Gewonnenes, (Rohstoffe etc.) umgewandelt wird und dessen Wert dadurch gesteigert wird. Es wird also ein zusätzlicher bzw. größerer Wert geschaffen. Eine andere Steuer, wie die Einkommenssteuer, besteuert an dem Punkt, an dem ich etwas für den Wertschöpfungsprozess tue und das wirkt in dieser Lage hemmend. Außerdem kann eine Mehrwertsteuer direkter, einfacher und stärker steuern, man kann z. B. den Grundbedarf niedrig besteuern und die Luxusgüter hoch, sodass eine gerechte Besteuerung gewährleistet werden kann. Die Mehrwertsteuer würde das gegenwärtige unüberblickbare System enorm vereinfachen und würde damit die nötige Arbeitszeit rationalisieren.

    Steigen durch die Mehrwertsteuer die Preise?

    Das Grundeinkommen gibt auch den Menschen, die arbeiten, ein Einkommen. Dadurch können die Betriebe ihre Lohnkosten senken. Durch die wegfallenden Steuern werden noch mehr Kosten gespart. So können und werden die Betriebe ihre Preise, durch den Wettbewerb bedingt, stark senken, sodass eine Mehrwertsteuer, welche einen hohen Prozentsatz ausmacht, nicht mehr als heute ins Gewicht fällt. Die Preise müssten in Folge dessen nicht steigen.

    Im Moment zahlen die Menschen, welche im Ausland unsere Waren kaufen für uns die in den Preisen einberechneten Steuern mit und das ist weltwirtschaftlich unfair. Alle Steuern, die im Wertschöpfungsprozess gezahlt werden, werden in die Preise mit eingerechnet oder sie schöpfen, wenn sie im Privatbereich erhoben werden, die Kaufkraft ab. Eine Mehrwertsteuer würde so den Kunden nicht mehr vormachen, sie würden nur die 16% Steuern zahlen, sondern würde alles offen darlegen und den Kunden klarmachen, wie viele Steuern erhoben werden.

    Nehmen wir an, wir kaufen uns Schuhe, die in Deutschland hergestellt wurden für 100 €, dann zahlen wir eigentlich nur 50 € dem Hersteller, denn die anderen 50 € muss er ja als Einkommens- oder ähnliche Steuern zahlen. Wir zahlen also bei den Schuhen schon 100% Steuern. (auf den Preis gerechnet (z.B. 1+ 100% = 2)) Wenn diese Steuern wegfallen würden, wäre der Bruttopreis des Produktes nur halb so hoch und man könnte dann eine Mehrwertsteuer von 100% verlangen. Man würde nur dem Einkäufer nichts mehr vormachen und sagen, er zahle keine Steuern.

    Wenn wir heute eine Ware kaufen, zahlen wir nicht nur den Preis der Arbeit, die dafür gemacht wurde, sondern wir zahlen auch alle Steuern, die im Laufe des Wertschöpfungsprozesses erhoben wurden. Wenn wir uns die Preisentwicklung eines Produktes schrittweise rückwärtig anschauen, sehen wir, dass sich der Preis letztendlich nur aus Einkommen zusammensetzt. Denn die Rohstoffe, wenn wir sie aus der Erde nehmen, kosten nichts. Die Preise des Produktes lösen sich dann in Einkommen, welches beim Produzieren verlangt wird, auf.

    Man sollte jedoch beachten, dass man bei solch einer Forderung nicht nur darauf Wert legt, ob sie aufkommensneutral einzuführen ist, sondern vor allem, ob sie politisch und gesellschaftlich gewollt ist, denn das ist am Ende entscheidend dafür, ob sie durchgesetzt werden kann. Dass sie finanzierbar ist und zwar problemlos, ist ja jetzt dargestellt.

    Rechentechnische Überlegung zum Grundeinkommen

    Grundeinkommen

    Man sieht also, dass man ohne zusätzliche Ausgaben jedem Menschen pro Monat 600,43€ plus einer Krankenversicherung zur Verfügung stellen könnte.

    Folgen

    Wenn wir ein Grundeinkommen hätten, würde sich in vielen Bereichen mit der Zeit einiges ändern und vor allem im Bewusstsein der Menschen würde es einen großen Umbruch geben. Dies wird zwar nur schrittweise gehen, jedoch wird es geschehen, denn der Mensch passt sich seiner Umgebung an, wie Freiherr von Stein das ausdrückt „Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Bevormundung hemmt sein Reifen“.

    Erich Fromm schrieb: “Der Übergang von einer Psychologie des Mangels zu einer des Überflusses bedeutet einen der wichtigsten Schritte in der menschlichen Entwicklung. Eine Psychologie des Mangels erzeugt Angst, Neid und Egoismus. Eine Psychologie des Überflusses erzeugt Initiative, Glaube an das Leben und Solidarität. Tatsache ist jedoch, dass die meisten Menschen psychologisch immer noch in der ökonomischen Bedingung des Mangels befangen sind, während die industrialisierte Welt im Begriff ist, in ein neues Zeitalter des ökonomischen Überflusses einzutreten. Aber wegen dieser psychologischen „Phasenverschiebung“ sind viele Menschen nicht einmal imstande, neue Ideen wie die eines garantierten Einkommens zu begreifen, denn traditionelle Ideen werden gewöhnlich von Gefühlen bestimmt, die ihren Ursprung in früheren Gesellschaftsformen haben“.

    für die Familie

    In der Familie wird sich einiges ändern, denn man müsste sich nicht mehr überlegen, ob man es sich leisten kann, Kinder zu bekommen und ob man es sich leisten kann zu heiraten und eine Familie zu gründen. Bei solchen Dingen sollte es auf etwas anderes ankommen und es ist schade, wenn das Geld da eine so große Rolle spielt, oder so etwas vereitelt, wenn es gewünscht wird. Jedes Familienmitglied würde ja sein eigenes Grundeinkommen bekommen und so wären die Partner nicht mehr gegenseitig so abhängig, die Kinder könnten sich überlegen früher das Elternhaus zu verlassen. Man könnte sich trennen, ohne in ein finanzielles Loch zu fallen. Und vor allem könnte man sich genug Zeit nehmen sich um die Kinder zu kümmern, denn die Karriere steht nicht mehr im Vordergrund und man hätte genug Geld einfach zu Hause zu bleiben. Denn was die Kinder am meisten und gerade in den ersten Jahren brauchen ist die Zuwendung der Eltern. Außerdem könnten sich junge Eltern treffen und sich gegenseitige z. B. über Erziehung austauschen. Wenn es gewünscht ist, können die Großeltern auch zu Hause bleiben und dort versorgt werden, sie könnten auf ihre Enkel aufpassen und so wäre ein viel größerer Austausch von Jung und Alt gegeben. Dann könnten Visionen und Erfahrungen zusammenschmelzen. Alte Menschen würden sich nicht abgeschoben fühlen und wären auch nicht so verbittert, wie es heute immer wieder der Fall ist.

    Folgen für die Schule

    Das ganze Schulsystem würde sich verändern, da es nicht mehr nur auf die Karriere ankäme, sondern dass andere Sachen, wie emotionale und soziale Intelligenz und Kompetenz erübt werden könnten. Was aber da vor allem eine große Rolle spielen würde, wäre, dass die Lehrer nicht mehr lehren müssten, sondern dass sie lehren dürften. Sie würden mit einer ganz anderen Begeisterung in die Schule kommen. So wären die Schüler auch viel eher begeistert. Man könnte das Schulsystem ganz anders organisieren und müsste die Schüler nicht nach ihrem Intelligenzquotienten in verschiedenen Schulsystemen sortieren, sondern jeder könnte das machen, was für ihn sinnvoll ist, was er braucht und was er gerne macht. Denn es ist ja irrsinnig zu meinen, für alle Kinder wäre das gleiche gut. Denn auch in frühen Jahren sind die Kinder Individuen, für die nicht alle das Gleiche gilt.

    Folgen im sozialen Bereich

    Auch im sozialen Bereich würde sich einiges ändern, denn die Menschen, die keiner „richtigen“ (Erwerbs-) Arbeit nachgehen, würden nicht mehr ausgegrenzt werden. Es wäre normal, dass man ein Grundeinkommen empfängt, man wäre kein Sozialschmarotzer und würde auch nicht als ein solcher behandelt werden.

    Folgen am Arbeitsplatz

    Der Arbeitsplatz wäre ein ganz anderer. Man würde zur Arbeit gehen, weil man etwas tun möchte und so wäre die Stimmung besser. Auch die äußeren Gegebenheiten wären anders, denn der Arbeitgeber müsste den Arbeitsplatz attraktiv machen, damit er Arbeiter hat. Er hätte viel weniger Macht und so könnte er den Arbeiter nicht mehr behandeln, wie es ihm beliebt, denn der Arbeiter kann jeder Zeit sagen, dass er nicht mehr an diesem Arbeitsplatz arbeiten möchte. Auch für den Arbeitgeber und Unternehmer wäre es das Paradies, denn er könnte rationalisieren, wo er Rationalisieren für sinnvoll erachtet. Er könnte aber auch billig Arbeitskräfte einstellen, denn er muss keine Steuern zahlen und die Arbeiter hätten durch das Grundeinkommen genug um zu leben. Vor allem aber würden die Arbeiter produktiver arbeiten, denn sie hätten mehr Freude an der Sache. Es gibt ja viele Untersuchungen, die beweisen, dass man unter besseren Bedingungen besser arbeitet.

    Neue Unternehmungsgründungen wären einfacher, denn man hat 1. eine finanzielle Sicherheit und 2. muss man nicht jedes Geld, das man einnimmt, versteuern und so könnte man leichter anfangen. Man hätte auch keinen so großen Verwaltungsaufwand mehr, denn man müsste keine aufwändige Steuerabrechnung machen.

    Die Vorteile für den Staat

    Auch für den Staat würde es einige Änderungen geben. Er hätte keinen so großen Verwaltungsaufwand mehr, denn man müsste nicht mehr so viele Einzelsteuern verwalten und eintreiben. Nach einer Studie der RWI , die im Herbst 2003 erschien, kosten dem Staat die Verwaltungskosten der Steuern insgesamt 4,7%. Finanziell würde es ihm nach und nach immer besser gehen, denn durch die Einführung der Mehrwertsteuer würde Deutschland zu einem Investitionsparadies werden. Viele Unternehmen würden nach Deutschland kommen, denn da müssen keine Steuern gezahlt werden und die Arbeitskräfte sind motiviert und billig. Diese Unternehmen würden Kapital und freie Arbeitsplätze ins Land ziehen und die Menschen hätten Geld, welches sie dann hier in Deutschland ausgeben würden und somit dann Mehrwertsteuer zahlen. Auch würden wir nicht mehr so viel Obst und Gemüse aus anderen Ländern kaufen, denn dies würde dann viel teurer werden.

    Die Politiker und das gesamte Regierungssystem würden an Ansehen gewinnen, denn sie hätten etwas Gutes gewagt, etwas was dem Land so viel Gutes tut. Außerdem hätten die Politiker immer weniger Probleme zu beseitigen, denn z.B. die Unterschichtdebatte wäre dann kein so großes Problem mehr und auch die Arbeitslosigkeit würde anders bewertet werden.

    Man könnte denken, dass das nur Vorteile für das Inland darstellt, aber auch für das Ausland würde diese Umstrukturierung eine positive Veränderung bedeuten, denn im Moment zahlen alle Staaten, die bei uns Ware einkaufen, unsere in den Preisen verrechneten Steuern mit. Das wäre dann nicht mehr der Fall und somit könnten sie deutsche Ware sehr billig kaufen.

    Probleme, die durch das Grundeinkommen auftreten könnten

    Es könnten natürlich auch einige Probleme durch das Grundeinkommen entstehen oder als Hindernis bei der Einführung aufkommen. Als mögliches Problem, und es ist ein Problem, welches die meisten Kritiker sehen, ist, dass am Anfang, wenn noch nicht die Umstellung im Bewusstsein eingesetzt hat, es passieren könnte, dass sich viele Menschen in die „soziale Hängematte“ legen würden, das heißt, dass sich Menschen ausruhen würden und den Müßiggang pflegen, also nichts tun. Ich denke, dass dies von sehr wenigen praktiziert werden wird und auch bald sein Ende findet. Man muss nur darauf achten, dass man die Höhe des Grundeinkommens nicht zu schnell anhebt, damit das Bewusstsein der Menschen nicht hinterher hinkt.

    Es kann auch passieren, dass durch die enorm verbesserte Lage in Deutschland viele Menschen, auf die wir nicht vorbereitet sind, zuwandern. Ich denke jedoch, dass man durch gute Vorbereitung und entsprechende Integrationsprogramme der Lage Herr werden könnte und dies eher als Chance ansehen sollte. Die Immigranten zahlen ja immerhin Mehrwertsteuer.

    Bei der Umsetzung wird es Menschen geben, die gegen diese Idee vorgehen. Es kann sein, dass es Kritiker sind, die etwas Neues fürchten, denn es ist ja immer etwas ungewiss. Es könnten aber auch Arbeitgeber und Politiker sein, die um ihre Macht fürchten. Doch wenn der Mehrheit der Bevölkerung für das bedingungslose Grundeinkommen ist, werden diese Menschen nicht genügend Macht haben so etwas zu verhindern.

    Werden die Menschen noch arbeiten?

    Diese Frage stellt sich bei sehr vielen Menschen, die zum ersten Mal etwas über das Grundeinkommen hören, denn unser momentanes Sozialsystem geht davon aus, dass die Menschen faul sind und nicht arbeiten wollen. Diese Einstellung zum Menschen, die doch sehr weit verbreitet ist, prägt sehr.

    Aber so wie Freiherr von Stein sagte: “Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Bevormundung hemmt sein Reifen.“ , müssen wir dem Menschen etwas zutrauen, damit er sich zu etwas Gutem entwickeln kann. Wenn wir immer sagen, dass der Mensch faul ist, wird er auch langsam faul.

    Ich denke jedoch, dass gerade das Grundeinkommen einem die Möglichkeit gibt Initiative zu ergreifen.

    Erich Fromm ist der Meinung, dass der Mensch unter den Folgen von Untätigkeit leidet und eben nicht von Natur aus träge ist. „Sicher würden viele Leute gerne für ein oder zwei Monate nicht arbeiten. Die allermeisten würden aber dringend darum bitten, arbeiten zu dürfen, selbst wenn sie nichts dafür bezahlt bekämen.“ Man wird nicht mehr die Ausrede haben, dass man nicht gewollt wird, denn bei einer Arbeit ist es nicht mehr notwendig, dass es eine ist, welche einem genug Geld zum Leben einbringt, sondern nur ob man das möchte. Somit wird man ganz einfach eine Arbeit finden können. Es werden außerdem die Arbeitsplätze der Leute frei, die eine Arbeit ungern gemacht haben. Man wird Zeit haben, die Arbeit zu machen, die zwar Zeit braucht und für die man nicht entlohnt wird, die aber sinnvoll ist.

    Die Arbeit am Arbeitsplatz wird eine ganz andere werden, denn es werden nur noch die Menschen arbeiten, die das auch wollen und man wird sich, statt sich gegenseitig zu demotivieren, zur Arbeit motivieren.

    Ulrich Beck schrieb: “Ohne freiwilliges Engagement für andere würden alle modernen Gesellschaften sofort zusammenbrechen.

    8o Millionen Amerikaner, also 45% der über 18jährigen, engagieren sich Woche für Woche fünf Stunden und mehr für freiwillige Hilfeleistungen und wohltätige Zwecke. Im Geldwert ausgedrückt : für 150 Milliarden Dollar.“ Daran kann man sehen, dass sich schon heute sehr viele Menschen sozial engagieren ohne dafür bezahlt zu werden.

    In der „neuen Arbeit“ brauchen wir doch Menschen, die für die Sache arbeiten! Was bringt ein Lehrer, der nicht Lehrer ist, weil er Lehrer sein will, sonder weil er es durch äußere Zwänge muss? Was bringt ein Krankenpfleger, dem es ähnlich geht oder einem Künstler?

    Die „alte Arbeit“ nimmt durch Roboter, Rationalisierung etc. ab. Wir brauchen doch nicht so viele, die die „alte Arbeit“ ausführen und auch dafür werden sich Menschen finden.

    Das bedingungslose Grundeinkommen ist auch nicht gedacht, dass man damit am Anfang in Saus und Braus leben kann, sondern dass man zwar in Würde, aber bescheiden leben kann. Mahatma Gandhi sagte „Es gibt genug in der Welt für die Bedürfnisse aller, aber es kann nicht genug für die Habgier aller geben“. So wird es noch lange Menschen geben, denen ein Grundeinkommen nicht reichen wird und die sich einen größeren Luxus leisten (können-) wollen.

    Erich Fromm schrieb: „Wenn der Mensch nicht mehr ausschließlich von seiner Arbeit in Anspruch genommen ist, wird es ihm entweder freistehen, sich ernsthaft mit philosophischen Themen auseinander zu setzen, oder er wird aus unmittelbarer oder kompensierter Langeweile halb verrückt werden.“

    Im Kapitel „Geschichte“ habe ich einen Test beschrieben, bei dem man 1300 Familien für 3 Jahre eine negative Einkommenssteuer gegeben hat. Man hat gesehen, dass sich die Menschen nicht mehr vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben, sondern dass sie zum Teil selbst mehr gearbeitet haben. Auch der „Alaska permanent Found“, der in Alaska den Menschen Geld gibt, hat, so sagen die Studien, für 3% der Arbeitsplätze gesorgt. Diese Beispiele zeigen, dass es auch dementsprechende Untersuchungen gegeben hat, die beweisen, dass die Menschen trotz, bzw. wegen eines bedingungslosen Grundeinkommens arbeiten würden.

    Norbert Töhmen von der „Berliner Entwicklungsagentur für soziale Unternehmen und Stadtteilökonomie“ berät Mensch, die aus der Arbeitslosigkeit heraus soziale Unternehmen gründen wollen. Er sagte: „Die Menschen wollen sich engagieren und etwas tun - das ist ein enormes Potential, das viel zu wenig genutzt wird.“ H. Dobner ist Alg 2 Empfänger und Künstler. Er sagt:“ Alg 2 ist für mich eine Arbeitsstipendium. Ich kann zwar mein Atelier nicht aufheizen, aber ich bin in der Situation, dass ich das machen kann, was ich eigentlich gelernt habe.“ Sein Fallmanager hatte gesagt: „Warum sollte ich Sie für einen Euro Rasenmähen schicken, ich weiß doch, dass Sie arbeiten.“

    Schlussendlich ist es doch nur eine Frage, wie ich zu dem Menschen stehe. Glaube ich, er ist faul und blöd, oder glaube ich, er weiß was er will und möchte sich in die Gesellschaft einbringen und sich selbst verwirklichen.

    Wir können nicht wissen wie es sein wird. Wir können die Zukunft, gerade bei solchen Themen, nicht beweisen. Jedoch können wir darüber nachdenken und philosophieren und so eine Ahnung haben, wie die Zukunft aussehen könnte.

    Meine Vision

    Schon früh habe ich mir überlegt, wie die beste Gesellschaft wäre und ich habe mir gedacht, dass es doch am besten wäre, wenn jeder das für die Gesellschaft leisten würde, was er kann und was er für richtig hält und sich alles aus der Gesellschaft nimmt, was er braucht. Wen es also kein Geld mehr dazwischen gäbe. Man würde also zum Bäcker gehen und Brot abholen, ohne es zu bezahlen, von einem Bäcker, der von sich aus arbeitet. Er könnte dann andersherum zu mir kommen und eine Leistung von mir bekommen.

    Wir wären also alle legale Diebe, bzw. fröhliche Schenker.

    Diese Vision habe ich dann bald verworfen, denn ich dachte, dass der Mensch nicht reif genug dafür ist. Bei der Beschäftigung mit dem Grundeinkommen ist mir dann diese Vision wieder in den Sinn gekommen und ich dachte, dass man wirklich über das Grundeinkommen den Menschen in diese Richtung erziehen könnte und würde. Mir ist zwar bewusst, dass das sehr lange dauern wird, aber es ist möglich, wenn man z. B. die Mehrwertsteuer und das bedingungslose Grundeinkommen immer weiter schrittweise erhöhen würde. Auf diese Weise würde man auf eine ähnliche Situation, wie die beschriebene, immer weiter zusteuern.

    Bei der Erhöhung des Grundeinkommens und der Mehrwertsteuer muss man natürlich darauf achten, ob der Mensch mit seinem Bewusststein und seiner Einstellung zur Welt und seiner Arbeit mitkommt.

    Das Interview

    Mich hat in der Diskussion um das bedingungsloses Grundeinkommen immer gestört, dass die Frage darüber, ob die Menschen mit einem Grundeinkommen arbeiten würden, so sehr spekulativ behandelt wird. Man kann das zwar durchdenken, jedoch kommt es dabei sehr darauf an, was für ein Menschenbild man hat. Ich habe mich dann dazu entschieden, ein Interview mit den Menschen zu machen um zu erfahren, wie sie heute darüber denken.

    Mir war von Anfang an klar, dass die Antworten nicht so ausfallen werden, wie es dann am Ende bei der Verwirklichung sein wird, denn heute haben viele Menschen eine sehr schlechte Einstellung zur Arbeit. Diese Einstellung zur Arbeit wird sich aber durch die Einführung des Grundeinkommens zwangsläufig ändern. Ich bin also von Anfang an von eher schlechten Ergebnissen ausgegangen.

    Ein zweiter Vorteil sollte durch das Interview geben sein und zwar der, dass die Menschen über die gestellten Fragen nachdenken.

    Meine Vorgehensweise beim Interview

    Um möglichst wenig Auslese zu treffen, habe ich keine Bekannten gefragt, ich habe auch nicht in der Stadt gefragt. Ich habe das Telefonbuch genommen und habe einfach bei A angefangen zu telefonieren. Ich habe den Befragten, abgesehen von der Frage des Einkommens aus Gründen der Diskretion, keine Antworten vorgegeben, sondern habe den Menschen die Fragen gestellt und habe dann versucht ihre Antworten einzuordnen. Befragt habe ich 100 Menschen. Ausgewertet habe ich dann das Interview mit „SSPS“ einem wissenschaftlichen Programm, welches zur Auswertung von Interviews verwendet wird.

    Der Fragebogen für das Interview

    GrundeinkommenGrundeinkommen

    Die Ergebnisse des Interviews

    Arbeiten Sie gerne?

    Grundeinkommen

    Grundeinkommen

    Warum arbeiten Sie?

    Grundeinkommen

    grundeinkommen

    Was würden Sie arbeiten, wenn Sie es sich aussuchen könnten?

    grundeinkommen

    grundeinkommen

    Warum arbeiten Sie nicht?

    grundeinkommen

    grundeinkommen

    Wenn Sie ein Grundeinkommen von ca. 1000 € netto im Monat zur Verfügung gestellt bekämen, würden Sie trotzdem arbeiten?

    grundeinkommen

    grundeinkommen

    Was würden Sie arbeiten, wenn Sie ein Grundeinkommen zur Verfügung gestellt bekommen würden?

    grundeinkommen

    grundeinkommen

    Warum würden Sie mir einem Grundeinkommen arbeiten?

    grundeinkommen

    grundeinkommen

    Wenn jemand mit Grundeinkommen nicht arbeiten würde, dann weil er keine Lust dazu hat. (8 Personen, der Rest hat keine Werte) 1 keine Antwort, der gesagt hat, er würde mit GE nicht arbeiten.

    Wie viel Geld brauchen Sie mindestens monatlich netto?

    grundeinkommen

    Um festzustellen, ob ich ca. den Durchschnitt der Bevölkerung befragt habe, habe ich folgende Berechnungen angestellt:

    Mittelwert des Alters

    grundeinkommen

    Wie viel verdienen Sie monatlich netto?

    grundeinkommen

    grundeinkommen

    Schluss

    Man sieht also, dass wir einige Probleme in unserer Gesellschaft haben, die wir nicht mit den Methoden, die wir im Moment darauf anwenden, lösen können. Auch wissen wir, wie wir mit diesen Problemen umgehen sollen und wie wir ermöglichen können, dass diese Probleme gelöst werden. Denn das Grundeinkommen gibt die Chance, dass jeder einzelne die Möglichkeit und die Freiheit hat, das aus seinem Leben zu machen, was er für richtig hält. Ulrich Beck schreibt in „ Die Kinder der Freiheit“, dass Freiheit Sicherheit voraussetze, dass man also eine Sicherheit, wie das bedingungslose Grundeinkommen haben müsse, um Freiheit zu entfalten.

    An den Ergebnissen meines Interviews sieht man ja, dass die Bedenken, die Menschen mit einem Grundeinkommen würden nicht mehr arbeiten, unnötig sind. Wir sehen aber leider auch, dass bei vielen Menschen das Geldverdienen bei der Arbeit eine sehr wichtige Rolle spielt und dies auch mit einem Grundeinkommen von 1000 € sich nicht sehr stark verändern würde, sofern die Menschen nicht umdenken.

    Ich wünsche mir also für die Zukunft, dass wir bald bereit sein werden, das bedingungslose Grundeinkommen durchzusetzen und das jeder einzelne dann für sich entscheidet und entscheiden kann, was richtig für ihn ist, ohne äußeren Zwängen gehorchen zu müssen.

    Danksagung

    Ein besonderer Dank gebührt Herrn Dr. Benediktus Hardorp, der mich mit seinem Vortrag zu diesem Thema angeregt hat und mich im Laufe meines Arbeitens unterstützt und beraten hat. Therese, meiner Schwester, möchte ich danken, da sie mir bei der Auswertung des Interviews geholfen hat. Danken möchte ich auch denjenigen, die meine Arbeit korrigiert und angeregt haben. Dies waren meine Mutter, Dr. Benediktus Hardorp und Ann- Christin Momsen. Danken möchte ich auch den Menschen, die mit mir über das Grundeinkommen diskutiert haben und mich somit sehr anregten, und den Menschen, die mir die Fragen des Interviews beantwortet haben.

    Quellen

    Alle Texte sind vom Autor verfasst, jedoch sind Daten und dementsprechend markierte Zitate aus folgenden Quellen entnommen:

    1. Mitschrift des Autors bei Vorträgen von Prof. Götz Werner
    2. Manfred Füllsack: Leben ohne zu arbeiten 2002 Berlin
    3. Philipp Jacks: Magisterarbeit, eingereicht 2005
    4. Statistisches Bundesamt Deutschland www.statis.de
    5. Attac: http://www.attac.de/aktuell/rundbriefe/sig/SiG43.doc
    6. Uni Magdeburg: Steuern 04-v1 www.uni-magdeburg.de
    7. Titelbild: Stuttgarter Zeitung Nr. 150 Juli 2005
    8. Ulrich Beck: Kinder der Freiheit 1979 Frankfurt am Main
    9. ZEW Berechnung nach „Lebenslagen in Deutschland“ 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung
    10. Erich Fromm: Psychologische Aspekte zur Frage eines garantierten Einkommens für alle 1966 New York
    11. brand eins Dez 2006 Hamburg