Erscheinungsjahr: 1936
Quellenangaben: Das Goetheanum, 15. Jg., Nr. 50/1936, 13.12.1936, S.396-398
Zusammenfassung
Dieser Text erörtert die Bedeutung des Technologieunterrichts in der Erziehungskunst Rudolf Steiners, insbesondere im Rahmen der Waldorfpädagogik. Im Gegensatz zu anderen Fächern, deren Inhalte auch ohne menschliches Zutun existieren würden, befasst sich die Technologie mit vom Menschen Geschaffenem, das unsere alltägliche Umgebung prägt. Der Text hebt hervor, dass der Mensch in einer Welt lebt, die zunehmend von Technik bestimmt wird, die er oft nicht vollständig versteht, obwohl er sich ihr anvertraut.
Rudolf Steiner sah den Technologieunterricht als „Lebenskunde“. Ab dem 16. Lebensjahr wird dieser in Waldorfschulen nicht primär intellektuell, sondern durch praktische, handwerkliche Betätigung begonnen, wie dem Spinnen am Spinnrad. Durch diese Tätigkeit werden die in diesem Alter allzustark zum Kopf und damit zum Intellektuellen hin drängenden Kräfte auf harmonisierende Weise in die Gliedmaßen abgeleitet, ohne dabei verloren zu gehen, wie es bei einer zu starken „sportlichen“ Betätigung durchaus der Fall sein kann. Zwischen zu starker Denktätigkeit und zwischen zu stark in die Glieder getriebenem Wollen bietet diese Tätigkeit die Möglichkeit eines Gleichgewichtszustandes, in dem ein gesundes Fühlen leben kann.
Nach dem Erlernen des Handwerks wird der Übergang zur maschinellen Technik vollzogen, indem die Schüler sich zuerst entsprechende Maschinen ausdenken und anschliessend Betriebsbesichtigungen durchführen, um die real existierenden Maschinen sowie die Menschen, die an ihnen arbeiten, kennenlernen. Dies führt zur Erkenntnis, dass die maschinelle Arbeit, im Gegensatz zur traditionellen Spinnstube, oft seelenlos ist und vielleicht zur Ahnung, dass ein Ausgleich durch ein lebendiges, geistiges Leben benötigt wird.
Die soziale Dreigliederung wird in dem Text nicht explizit erwähnt. Alexander Strakosch beschreibt jedoch anhand seiner pädagogischen Erfahrung sehr anschaulich, wie Rudolf Steiner durch den Unterricht ein sachgemäßes Verständnis des heutigen Wirtschaftslebens vermitteln wollte.