Erscheinungsjahr: 1933
Quellenangaben: Das Goetheanum, 12. Jg., Nr. 16/1933, 16.04.1933, S. 124-127
Zusammenfassung
Rudolf Steiner betonte die Bedeutung der Hände als Organe der menschlichen Freiheit und zukünftige Erkenntnisorgane, durch die sich der Mensch im Tiefsten mit der Welt verbindet. Früher war die Erlernung eines Handwerks eng mit der Erziehung des ganzen Menschen zu einer moralischen Persönlichkeit verbunden. Der Handwerker schuf eine persönliche Beziehung zwischen Erzeuger und Verbraucher, was über das rein Wirtschaftliche hinausging und eine menschliche Befriedigung für beide Seiten ermöglichte. Das Handwerk enthielt ein „künstlerisches Element“, das dem Handwerker innere Befriedigung verschaffte.
Die Technisierung der Arbeit, besonders seit dem 19. Jahrhundert, hat diese Verbindung aufgehoben. Maschinen nehmen dem Menschen nicht nur schwere körperliche Arbeit ab, sondern auch den Einfluss auf die Formgebung des Werkstücks und das schöpferische Element in der Arbeit. Der Maschinenbediener führt oft nur mechanische, sich wiederholende Handgriffe aus und weiß nicht, welche Rolle sein Einzelteil im fertigen Produkt spielt. Dies führt zu einer „Verödung des Seelenlebens“, da das Persönlichkeitsgefühl erstickt wird, wo es fruchtbar wäre. Der Arbeiter fühlt sich als „Ersatz für einen noch nicht erfundenen Bestandteil einer Maschine“ und kann sich als überflüssig empfinden, da die Produktion keine Abnehmer garantiert.
Die Technisierung fördert die Arbeitsteilung und schafft neue Berufe wie den des Verkäufers, der keine persönliche Beziehung zum Hersteller oder Endverbraucher hat. Sie führt zu einer Konzentration der Produktion und einer weltweiten Verteilung, wodurch die persönliche Beziehung zwischen Erzeuger und Verbraucher vollständig entfällt. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Seelenleben des Menschen, der sich als bloßes Glied einer Masse erlebt und sein Persönlichkeitsbewusstsein verliert. Steiner meint, dass Erkenntnisse über das wahre Wesen des Menschen und seine Stellung zur Welt diese verlorenen tragenden Empfindungen ersetzen können, um den hemmenden Kräften der Technik entgegenzuwirken und zu gesünderen sozialen Zuständen zu führen. Der Text behandelt die Technisierung und ihre sozialen Auswirkungen, aber nicht explizit die soziale Dreigliederung als Gliederung von Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben.