Studienmaterial zur Sozialwissenschaft

Autor/in:
Erscheinungsjahr: 1956
Quellenangaben: Soziale Zukunft, 1.Jg., 7/8/1956, S.77-83

Zum Vortrag vom 31.1.1919: Durch die naturwissenschaftliche Denkart sind die Menschen auf die soziale Situation heute nicht vorbereitet. Zur Entwicklung der Wirtschaftordnungen seit dem 16. Jhdt. Das Bürgertum der Weststaaten rechnet noch nicht mit der proletarischen Bevölkerung. Das Wirtschaftsleben versuchte sich einzufügen in einen Staatskörper, der aus ganz anderen Bedingungen heraus gewachsen ist. Das hat u.a. zum Weltkrieg geführt. Mit dem Erfurter Programm mündet die moderne Arbeiterbewegung ein in den Aberglauben gegenüber dem naturwissenschaftlichen Denken. Davor hatte man noch das Ideal, die Lohnarbeit abzuschaffen und sich für die soziale und politische Gleichheit aller Menschen einzusetzen. Zu zwei Punkten des Erfurter Programms: Die Verwandlung des Eigentums an den Produktionsmitteln in gesellschaftliches Eigentum, die Umwandlung der Warenproduktion in sozialistische Produktion. Karl Kautsky als Beispiel für diese Denkart. Ein Denken, das fähig werden soll, den sozialen Organismus zu verstehen und zu gestalten, muß sich an den Vorgängen des dreigegliederten menschlichen Organismus schulen. Beispiele, mit denen Steiner die Einseitigkeit der naturwissenschaftlichen Denkart, wenn sie auf den sozialen Organismus angewendet wird, zeigen will. Es ist nötig zu sehen, was der Proletarier wirklich will, nicht was er sagt. Man will den überkommenen Staat zum Unternehmer machen, das ist grotesk.