Deutsche Klassik

Die deutsche Literatur und Philosophie um 1800 ist oft verkannt worden. Manches ist von den späteren deutschen Nationalisten mißbraucht worden. Als dieser Nationalismus sich zum Extrem steigerte und Millionen Menschen das Leben kostete, blieb dann der Verdacht, daß die deutsche Klassik eine Mitschuld daran hatte.

Aus diesem Verdacht wurde mit der Zeit eine Überzeugung, die manche daran hinderte, sich näher mit dieser Zeit auseinanderzusetzen. Wenn hier versucht wird, ein differenziertes Licht auf Autoren wie Fichte, Herder, Humboldt und Schiller zu werfen, dann ist das nicht so sehr um irgendwelche Ehre zu retten. Vielmehr geht es darum, den Nationalismus selber tiefer zu erfassen und effektivere Mittel zu finden, um ihn zu bekämpfen.

Zu diesen Mitteln gehört eine Philosophie der Freiheit, wie sie gerade um 1800 in Deutschland intensiv angestrebt worden ist. Sie irgendwie politisch umzusetzen, ist bis heute noch nicht richtig gelungen. Dieses Ziel griff Rudolf Steiner mit seinem Ansatz einer sozialen Dreigliederung wieder auf und versuchte - wenigstens gegenüber dem deutschen Bürgertum - an die positiven Aspekte der deutschen Klassik anzuknüpfen. Dies gelang damals wegen der Verstaatlichung der deutschen Bildung nicht und führt bis heute zu Mißverständnissen.