Masern-Impfung auf dem Rückzug

05.06.2005

Für Bayerns Gesundheitsminister Werner Schnappau "in hohem Maße unverantwortlich", für viele Eltern nichts Schlimmes: Es wird immer weniger gegen Masern geimpft. Fast 150 Kinder hat es in Bayern erwischt und die bayerischen Gesundheitsbehörden wittern schon eine Verschwörung: es soll Masern-Parties geben, wo Kinder von ihren Eltern hingeschickt werden, damit sie sich anstecken. Als ob das nötig wäre.

In der West-Berliner Oberschicht und in anthroposophischen Kreisen lehnen nach Angaben der Senatsverwaltung mehr als 20 Prozent der Eltern die Impfung gegen Masern ab. Dabei spielt die Überlegung, daß Kinderkrankheiten zur Entwicklung der Kinder beitragen, eine immer größere Rolle. Schulmediziner wie Dietrich Delekat, Facharzt für Kinderheilkunde in der Berliner Senatsgesundheitsverwaltung, halten es für Unsinn. Sein Ziel ist es, die Berliner Impfrate wieder zu erhöhen, um die Krankheit endlich auszurotten. 93 % reichen dazu nicht aus. Mit demselben Argument werden in anderen Ländern Impfungen durch Gesetze der Bevölkerung aufgezwungen. Daß man dabei nicht nur die Krankheit, sondern auch die Therapiefreiheit ausrottet, stört wenigstens die Pharmaindustrie nicht.

Wer auf Masern etwas gibt, muß allerdings wissen, daß es in seltenen Fällen Komplikationen geben kann und daß die Begleitung durch einen Arzt schon sinnvoll ist. Das sollte aber schon einer sein, der Kinderkrankheiten nicht für Unsinn hält.