Erdgas mobil baut Tankstellennetz aus

19.04.2002

In Deutschland soll bis zum Jahr 2006 ein flächendeckendes Netz an Erdgas-Tankstellen entstehen. Die am 19.04.2002 in Hannover gegründete Tankstellengesellschaft "Erdgas mobil" will dazu 1000 neue Tankstellen aufbauen und so den Kauf von Fahrzeugen mit dieser umweltfreundlichen Antriebsart attraktiver machen. Bundesumweltminister Jürgen Tritten (Grüne) begrüßte diese Initiative und forderte, das Erdgasauto müsse endlich "raus aus der Nische". Mit dem flächendeckenden Tankstellennetz werde das größte Hindernis für die Verbreitung des Erdgasantriebs, die mangelhafte Versorgungssicherheit, beseitigt.

"Erdgas mobil" ist, dem Bundesumweltministerium zufolge, ein Zusammenschluss von 19 deutschen Gasgesellschaften mit lokalen Energiedienstleistern und einigen Mineralölgesellschaften. Trittin wies darauf hin, dass Erdgas durch die Ökosteuer bis 2009 steuerlich begünstigt sei. "Erdgas ist deutlich preiswerter als Benzin und Diesel." Damit könne dieser "zukunftsfähige, umwelt- und verbraucherfreundliche Kraftstoff" fest am Markt etabliert werden. Er erwarte, dass der Steuervorteil dem Verbraucher unmittelbar zu Gute komme. Bislang gebe es bundesweit erst 260 Erdgas-Tankstellen, vor allem bei Stadtwerken zum Versorgen von Bussen mit Gasantrieb.

Erdgasfahrzeuge hätten ihren Praxistest bestanden, sagte Trittin. "Sie sind sauber, sicher und leise." Der Ausstoß an Luftschadstoffen wie Kohlendioxid, Stickoxid und Rußpartikeln, sei deutlich geringer als insbesondere beim Diesel. Damit bewährten sich Erdgas-Autos und -Busse vor allem im innerstädtischen Verkehr. Nach der Gas- und Mineralölwirtschaft seien nun die Autohersteller am Zuge, eine möglichst breite Palette entsprechender Fahrzeuge anzubieten, meinte der Minister.

Der Autoantrieb mit Gas ist schon seit Jahren technisch ausgefeilt und ökonomisch geworden. Es schien aber bislang als fast unmöglich, eine Tankstelleninfrastruktur, als Voraussetzung für den Gasantrieb, aufzubauen. Es war ein klassisches, ökonimisches Dilemma: kein Gasauto ohne Gastankstellen und keine Gastankstellen ohne Gasautos. Das Fehlen des einen schloss die Nachfrage für das andere aus.

Dass es für solch ein Dilemma assoziativer Lösungen bedarf, liegt auf der Hand, und in diesem Sinne ist auch der Gas-Zusammenschluß zu sehen, wo die Einsicht gewonnen hat, dass nur Zusammenarbeit das Gasauto voranbringt. Von einer Assoziation wäre allerdings erst zu sprechen, wenn auch andere Branchen hinzustoßen. Es ist schon traurig und wenig nachvollziehbar, dass nicht wenigstens die Automobilindustrie sich an der Zusammenarbeit beteiligt hat. Wir hätten dann schon längst ein Gas-Tankstellennetz und die mitziehenden Automobilhersteller hätten den wirtschaftlichen Trumpf der Assoziation in der Hand.