Eine andere Welt ist möglich. Lasst sie uns bauen!

01.09.2004

Wie müssen wir denken, um in der globalisierten Welt ein menschenwürdiges Leben für alle realisieren zu können?
Ulrich Rösch
(Aus Flensburger Hefte Nr. 84, Eine andere Welt erbauen, Flensburg 2004)

„Die ganze Erde, als Wirtschaftsorganismus gedacht, ist der soziale Organismus.“
Rudolf Steiner, Nationalökonomischer Kurs
Dornach, Vortrag vom 24.07.1922

I. „Think global – act local“

Um die globale Revolution zu verstehen, brauchen wir ein neues Denken

1.

Die sozialen Probleme der Gegenwart lassen sich nicht mehr aus einer beschränkten (zum Beispiel europäisch-amerikanischen, westlichen) Sicht lösen. Um die Weltprobleme, die durch die globale Revolution heraufgezogen sind, zu erfassen, bedarf es eines weltumspannenden Wahrnehmens und Denkens. Nur der Blick auf das Ganze lässt heute die Dimension der Probleme erfassen, die uns in existenzielle Krisen gebracht haben. Partiale Betrachtungen oder Lösungsvorschläge müssen fehlschlagen: Jedes Teilproblem lässt sich nur aus der Totalität verstehen. Das sagt natürlich noch nichts dagegen, dass Lösungsansätze auch dann, wenn sie vom Ganzen her angegangen werden, immer an einem speziellen Punkt ansetzen werden. Insofern entspricht die Devise „Think global – act local“ ist den Herausforderungen einer Zeit, in der die Menschheit zu einem Ganzen zusammengewachsen ist, in der aber die individuelle Verantwortlichkeit des einzelnen Menschen für die gesellschaftlicher Entwicklung immer wichtiger wird.1

2.

Nicht das Wirtschaftsleben an sich hat die Probleme, die mit der Globalisierung verbunden sind, hervorgebracht, sondern die Tatsache, dass dessen Entwicklungen mit der Ideologie des Liberalismus verbunden sind. Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts kamen mit dem Aufschwung der konservativen politischen Kräfte im Westen im Gewande eines sog. „modernen oder Neo-Liberalismus“ die alten privatwirtschaftlichen liberalistischen Dogmen und Ideologien zum Zuge.2
Je „freier“ Unternehmen bei Investitionen und Beschäftigung seien, desto grösser werde auch Wachstum und Wohlstand für alle ausfallen.

Deregulierung, Liberalisierung und Privatisierung: Diese drei wurden die strategischen Instrumente der europäischen und amerikanischen Wirtschaftspolitik, die das neoliberale Programm zur staatlich verordneten Ideologie erhob. Die Regierenden in Washington und London verklärten das Gesetz von Angebot und Nachfrage zum Besten aller möglichen Ordnungsprinzipien. Die Ausweitung des Freihandels wurde zum nicht mehr hinterfragten Selbstzweck. Mit der völligen Freigabe des internationalen Devisen- und Kapitalverkehrs setzte sich der radikalste Eingriff in die Wirtschaftsverfassung der westlichen Demokratien ohne nennenswerten Widerstand durch.“ 3

In ihren Grundzügen ist das dieselbe Theorie, die Adam Smith 1776 in seinem Werk „Wohlstand der Nationen“ (An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations) vertreten hat. Hier sind die Konsequenzen und die Fruchtbarkeit der Arbeitsteilung beschrieben. Doch in den volkswirtschaftlichen Begriffen bleibt Smith im Mittelalter stehen. Sein Arbeits- oder Kapitalbegriff hat sich gebildet an den Standes- und Zunftordnungen, wie sie in Europa am Beginne des zweiten Jahrtausend ihre Berechtigung hatten. Einer industriellen oder gar einer postindustriellen Gesellschaft können diese Begriffe aber nicht gerecht werden.
Adam Smith sah im Egoismus die Triebfeder für allen wirtschaftlichen Fortschritt. Wenn alle am Marktgeschehen Beteiligten ihren Eigennutz bestmöglich ausleben würden, so würde eine unsichtbare Hand (the invisible hand) das Geschehen so umstülpen, dass es sich zum Heile des Ganzen auswirken würde. Obwohl die Entwicklung insbesondere im 20. Jahrhundert diesen Gedanken ad absurdum geführt hat, hat er doch einen so magischen Charakter, dass noch heute viele daran glauben. Die tatsächliche Entwicklung hat gezeigt, dass ein freies Konkurrenzgeschehen am Markte nur dazu führt, dass die Reichen und Marktmächtigen immer reicher und mächtiger werden und die „Ohnmächtigen“ sich aus ihrer Rolle nicht befreien können. Obwohl jeder, der heute das wirkliche Marktgeschehen beobachtet, die Absurdität der Überlegungen von Adam Smiths offensichtlich erfahren kann, haben seine Gedanken bis heute eine solche Faszination, ja Magie, dass die meisten der heutigen Gesellschaften noch immer – bewusst oder unbewusst – noch immer auf dieser Ideologie basieren.4

3.

Die davon ausgehenden Wirtschafts- und Sozialtheorien haben uns in die Probleme der Globalisierung hineingeführt. Ihre wesentlichen ökonomischen Begriffe entstammen einer ständischen Ordnung geschlossener Hauswirtschaften. Unsere modernen Gesellschaften haben aber inzwischen gewaltige Entwicklungen durchgemacht, denen unser Denken nicht folgte.5
Um einen wirklichkeitsgemäßen Ausgangspunkt für schöpferische aber konkrete Utopien zu gewinnen, müssen wir unser Denken durch unbefangenes Anschauen der sozialen Phänomene entideologisieren.6 So lange wir daran festhalten, das soziale Geschehen mit den Begriffen einer vergangenen Sozial- und Wirtschaftsordnung zu beschreiben, werden wir fortlaufend weitere soziale Schäden hervorrufen.

II. Wesensgemäßes und Wesenswidriges im Prozess der Globalisierung

1.

Zunächst wollen wir versuchen zu verstehen, was unter dem Begriff der Globalisierung heute gemeint wird. „Globalisierung ist das sicher am meisten gebrauchte, missbrauchte und am seltensten definierte, wahrscheinlich missverständlichste, nebulöseste und politisch wirkungsvollste Schlag- und Streitwort der letzten, aber auch der kommenden Jahre“, schreibt Ulrich Beck in seinem Buch „Was ist Globalisierung?“7
Nehmen wir als Ausgangspunkt zur Begriffsklärung die Gesichtspunkte der sogenannten „Frühstücksmeditation“. Ein Blick auf die Produkte unseres Frühstückstisches und ein kurzes Besinnen auf die Herkunft der dort versammelten Produkte, lässt uns unmittelbar einen Zusammenhang mit den Menschen rund um den Erdball finden. Der Kaffee wurde vielleicht in Kolumbien oder Mexiko angebaut und geerntet, geröstet auf Maschinen, die vielleicht aus Europa importiert wurden, transportiert mit Lastkraftwagen, an deren komplexer Technologie wiederum über den ganzen Globus zusammengearbeitet wurde, weiter mit Schiffen, die den Kaffee über den Atlantik bringen und so weiter. Ähnliches gilt für den Zucker, die Marmelade, den Honig, das Geschirr und das Tischtuch.
Jeder Blick auf unsere alltäglich verwendeten Produkte verbindet uns mit der ganzen Menschheit. Selbst der verbohrteste Selbstversorger kann sich der Verbindung mit den anderen Menschen im globalen Zusammenhang nicht entziehen. Ja, gerade die Arbeitsteilung und die weltweite Zusammenarbeit hat die grossen wirtschaftlich-technischen Errungenschaften und die fortschreitenden Erleichterungen für den modernen Menschen gebracht. Dazu kam, dass die weltweiten Daten- und Kommunikationsnetze zu einer Entgrenzung von Raum und Zeit geführt haben.

2.

Mit diesen an sich guten Entwicklungen sind jedoch wirtschaftliche und politische Interessen verbunden, die zum Ziel haben, die eigene Macht zu vergrössern. Menschheitliche Impulse werden so von den Mächtigen zur Verhinderung der Freiheitsentwicklung ergriffen. Es ist also nicht die weltumspannende Zusammenarbeit der Menschen das Problem, sondern dass wir diese moderne Wirtschaftsweise noch nicht mit einem adäquaten Bewusstsein verstanden und entsprechend gestaltet haben. Eigentlich hätte diese Entwicklung zu einer weltmarktorientierten Wertschöpfungsgemeinschaft führen können, die zwar differenziert, aber solidarisch und weltweit zum Wohle des Ganzen zusammenwirkt. Tatsächlich hat aber ein rücksichtsloser Konkurrenzkampf und ein brutales Machtstreben eine globale Gefährdung hervorgerufen.
Einen entsprechenden Einblick in das Abgründige dieser Gegebenheit gibt folgendes Beispiel: 1995 traf sich die Führungselite aus Wirtschaft und Politik mit Professoren der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften im Fairmont-Hotel in San Franzisco auf Einladung der Gorbatchow-Stiftung, um den Weg in das neue Jahrtausend durch einen „globalen Braintrust“ zu weisen. Wer Rang und Namen hatte war eingeladen und kam.
Schnell einigte man sich darauf, dass in naher Zukunft nur noch 80 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung ausreichen würden, um alle zu ernähren. Jeremy Rifkin, der Verfasser des Buches „Das Ende der Arbeit“, erklärte, dass die unteren 80 Prozent der Arbeitswilligen gewaltige Probleme haben würden. (Warum und welcher Art?) Zbigniew Brzezinski ehemaliger Berater des US-Präsidenten Jimmy Carter, ergänzte, dass die übrigen 80 Prozent mit Tittytainment ruhig gehalten werden müssten - er meinte damit eine Mischung aus „Entertainment“, seichter Unterhaltung für die Massen und der Versorgung mit dem physisch Nötigen auf unterster Stufe. So könne die frustrierte Bevölkerung schon ruhig und bei Laune gehalten werden – die US-amerikanische Adaption des alten römischen Prinzips „panem et circenses“, Brot und Spiele, das eine sorgenfreie Herrschaft garantieren sollte.

3.

Stellt man dagegen die Frage, wovon man stattdessen eigentlich auszugehen hätte, spitzt das die ganze Situation noch zu: Der Mensch wird erst durch die Arbeit zum Menschen (vgl. Band 3 der Reihe Postmaterialismus), und Arbeitslosigkeit ist heute kein materielles Problem, sondern eine Verteilungsfrage, aus der auch seelische Probleme resultieren. Ist es nicht eine grosse Errungenschaft, dass immer weniger Menschen immer mehr produzieren können? Das erlaubt uns längst, für alle Menschen über die ganze Erde ein menschenwürdiges Einkommen zu gewähren. Auf der Grundlage dessen könnten dann alle Menschen weltweit ihre Arbeitskraft für den Bedarf ihrer Mitmenschen einsetzen. Das wäre die eigentliche Aufgabe der Globalisierung.8 Durch die globalisierte Wirtschaft könnten wir eine postmaterialistische Wirtschaftsordnung realisieren, die nicht mehr in einen deformierten Konkurrenzkampf den Kampf ums Überleben als Notwendigkeit sieht, wie es der Liberalismus seit Adam Smith tradiert, sondern den Sehnsüchten und Träumen eines Karl Marx entgegen käme: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.

4.

Stattdessen ist der shareholder value die heilige Kuh jener Globalisierungsströmung, die dem Neoliberalismus folgt. Durch die Pensionsfonds, in welche die Mehrheit der Bevölkerung in den entwickelten Industrienationen einzahlt, werden alle in raffinierter Weise in das Boot des Kapitalismus gelockt. Diese Fonds treten mit 100 Milliarden US-Dollar am Finanzmarkt auf. Sie können in kürzester Zeit Unternehmen nach oben puschen oder auch in den Ruin treiben. Mit ihrer Marktmacht können sie ganze Volkswirtschaften ruinieren, wie man das an der Entwicklung der südostasiatischen Tigerstaaten (Indonesien, Malaysia, Thailand und Südkorea) gut beobachten konnte.
Wenn Menschen aus ihren Arbeitsplätzen entlassen werden, steigt der Wert der Aktien der betroffenen Unternehmen sofort. Alles wird dem shareholder value untergeordnet, der mit seinen Aktien-Scheinen eine wirtschaftliche Scheinwelt aufbaut. Ein Beispiel aus Mitteleuropa vor wenigen Jahren: Die Daimler AG hatte die Firma AEG übernommen. Als der Abbau von 56.000 Arbeitsplätzen angekündigt wurde, stieg der Aktienwert des Unternehmens innerhalb einer Stunde um 20 %. Börsenkurse und Konzerngewinne steigen mit zweistelligen Raten, während Löhne und Gehälter sinken. Gleichzeitig wächst die Arbeitslosigkeit parallel mit den Defiziten der öffentlichen Haushalte. Gewinne werden von den „global Players“ nur noch in den Ländern ausgewiesen, in denen der Steuersatz auch wirklich niedrig ist.
Weltweit sinkt der Anteil, den Kapitaleigner und Vermögensbesitzer zur Finanzierung staatlicher oder gemeinschaftlicher Aufgaben leisten. Gleichzeitig tritt das ein, was die Kritiker des Kapitalismus schon immer prognostiziert hatten: die Armen werden immer Ärmer, die Reichen immer reicher. Drei Shareholders von Microsoft, einer davon ist der Gründer Bill Gates, haben zusammen ein Eigentum von über 140 Milliarden US$, was dem Einkommen von 600 Millionen Menschen in 46 Ländern entspricht. (hier müssten die aktuellen Zahlen eingesetzt weren; vor ca. 3 Wochen wurden sie in den USA veröffentlicht; wenn ich recht erinnere sind es im Fall Gates inzwischen 340 Milliarden $)
Doch noch schlimmer als diese wachsende Ungleichheit und Ungerechtigkeit ist die immer grösser werdende Kluft zwischen dem, was sozial längst möglich wäre und dem was in der Welt tatsächlich geschieht. Diese Diskrepanz zwischen Potentialität und Aktualität wird das sein, was spätere Generationen den Menschen des beginnenden neuen Jahrtausends vorhalten werden.9 Die Chance, eine neue, der Entwicklung entsprechende, postmaterialistische Gesellschafts-, Kultur- und Wirtschaftsordnung in Angriff zu nehmen, wurde nicht rechtzeitig und nicht mit genügend Bewusstseins- und Willenskräften ergriffen.
Es sind die die Prinzipien der neoliberalen Globalisierung - 1. die Deregulierung staatlicher Aufsicht, 2. die Liberalisierung von Handel und Kapitalverkehr und 3. die Privatisierung der staatlichen Unternehmen -, die zusammenwirken und zu jenen Erscheinungen führen, welche die Chefs von zweien der wichtigsten global Players in dramatischen Bildern formuliert haben. Der eine, Edzard Reuter von Daimler-Chrysler, sagt: „Der Wettbewerb im globalen Dorf ist wie eine Sturmflut, der sich keiner entziehen kann!“ Und Heinrich von Pierer von der Firma Siemens erklärt triumphierend: „Der Wettbewerbswind ist zum Sturm geworden, und der richtige Orkan steht uns noch bevor.“10

III. Die Welt wird eins - Alles ist überall

Zum politischen Kampf um die Zukunft der Globalisierung

1.

Anstatt die Welt nach dem Massstab der Gerechtigkeit und nach demokratischen Grundsätzen umzugestalten, wird alles der Gleichmacherei unterworfen. Die massenmedial geprägte Erlebnisgesellschaft schafft dafür mit ihrer Nivellierung aller Kultur schafft den Boden dafür.
Weltweit gibt es dasselbe Warenangebot, die gleichen Kaufhäuser und die gleichen Supermärkte. Ob man in Paris, London, Berlin, New York, Hongkong oder Tokio durch die Hauptstrassen geht, - überall dieselben Bilder. Statt Individualisierung und Differenzierung findet Nivellierung und Anpassung an eine abstrakte, globale Norm statt – das Mass des Menschen bleibt aussen vor.
Stalin strebte mit einer revolutionär-reaktionären Ideologie die Omnipotenz an. Er hat es nicht geschafft – McDonald und Walt Disney mit Mickey Mouse aber haben heute Omnipräsenz erreicht. Alles ist überall. Die Welt ist eins geworden – aber nicht im positiven Sinne, nicht differenziert und individualisiert, sondern als geistloser, materialistischer Einheitsbrei.11

2.

Komplex, langsam und schwierig sind demgegenüber die Attribute, welche die Entwicklung einer postmaterialistischen Gesellschaft charakterisieren. Komplex und differenziert zeigen sich die Phänomene im Zeitalter der Individualisierung, nur langsam kann die Entwicklung voranschreiten, viele Verfrühungen verhindern gerade eine gesunde Entfaltung. Der Weg in eine menschenwürdige Zukunft wird nicht leicht sein, alles muss hart errungen und erkämpft werden.
Joschka Fischer zeichnet deutlich zwei Alternativen für die zukünftige Entwicklung: Neoliberalismus oder sozialökologische Modernisierung.

„Beide Modernisierungsvarianten werden den Menschen viel an Belastung und Veränderung zumuten müssen, der Neoliberalismus setzt dabei auf Besitzegoismus und Konflikt, der Sozialökologismus auf Solidarität und Konsens... Solidarität und Gerechtigkeit werden die elementaren Werte dieser Modernisierung sein müssen... Die alles überragende Traditionen, auf denen Europa gründet, sind aber bis auf den heutigen Tag die Werte der Aufklärung und der Großen Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Auch ein zusammenwachsendes Europa wird keine besseren Grundwerte finden.“ (siehe FN 5, S.270)

2.1

Schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg, 1947, wurde unter der Federführung der USA das GATT-Abkommen (General Agreement on Tariffs and Trade / Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen) abgeschlossen. Vorausgegangen waren 1944 auf der UNO-Konferenz in Bretton Woods die Gründung der Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IMF International Monetary Fund). Diese Instrumente sollten dem weltweiten Freihandel dienen und jeglichen Protektionismus bekämpfen. Mit liberalistischen Parolen wurden aber die Wirtschaftsmächtigen gestärkt und die Anliegen der wirtschaftlich Schwachen ignoriert. Noam Chomsky hat aufgezeigt, wie die Mächtigen ihre Ideologie einsetzen, wenn es ihren Interessen nützt. (vgl. Noam Chomsky, Profit over People, Kapitel: Neoliberalismus und globale Weltordnung, Hamburg 2000)

2.2

Nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus 1989 gab es keine Hindernisse mehr, den ganzen Globus zu einem einzigen, nach neoliberalen Prinzipien geordneten Markt zu gestalten. Am Ende der sogenannten Uruquay-Runde 1994 in Marrakesch stand ein Abkommen, das die Ablösung des GATT durch eine neue mächtige Welthandelsorganisation WTO (World Trade Organization) mit dem Sitz in Genf konstituierte. Diese neue Organisation sollte den Markt oder besser gesagt die gesamte liberale Ideologie über alle Bereiche der Wertschöpfung ausdehnen: Der Warenhandel wurde im sogenannten GATT 94 neu geregelt, GATS (General Agreement on Trade in Services / Handel mit Dienstleistungen) bezog nun auch alle Dienstleistungen mit ein und TRIPS (Trade Related Aspects of Intellectual Property Rights / Kommerzielle Aspekte geistiger Eigentumsrechte) unterstellte schlussendlich auch das geistige Eigentum des Gesetzen des Marktes.
Fast niemand kennt diese Begriffe der Fachleute – aber die genannten Abkommen und Vereinbarungen werden unser Leben in der Zukunft bestimmen. Alles wird käuflich, alles wird zur Ware gemacht. Jetzt sind die „services“, die Dienstleistungen dran. 63 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes sind Dienstleistungen, der weltweite Handel damit liegt jedoch noch unter 25 Prozent. Natürlich sehen die wirtschaftlichen Strategen hier Wachstumsmärkte: Information, Wissen, Bildung, Biotechnologie und Gesundheitsdienste. Die Vereinbarungen sagen aus, dass überall dort, wo nationale Gesetze dem freien Handel widersprechen, diese revidiert werden müssen. Alle menschliche Tätigkeit und Wertschöpfung soll kommerzialisiert, alles unter die Gesetzmässigkeiten des Marktes gestellt werden. Öffentliche Finanzierung, Teilfinanzierung oder Gemeinnützigkeit werden ausgehebelt, weil sie ja die Marktchancen verfälschen würden. Alles, was sich in den gewachsenen Nationen an gemeinwirtschaftlicher oder gemeinnütziger Arbeit herausgebildet hat, wird verschwinden müssen, wenn es der „freien“ Marktentwicklung entgegensteht.

Und trotz unbestreitbarer Zahlen über die wachsenden Reichtumsunterschiede zwischen Nord und Süd wie in den wohlhabenden Nationen selbst verfolgen deren Regierungen mit Hilfe des von ihnen gelenkten IWF (Internationaler Währungsfonds) und der Welthandelsorganisation WTO nach wie vor ihren Kurs der Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung – zum Nutzen des Finanzkapitals und der transnationalen Konzerne… Die Politik hat abgedankt.“ 12

2.3

Die Ignoranz der etablierten Politiker hat die Aktivitäten einer weltweiten Zivilgesellschaft hervorgerufen. Gefördert durch die ungeheure Kommunikationsmöglichkeit des Internet, kam es zu einem intensiven Austausch und Zusammenschlüssen zwischen Umweltgruppen, Dritte Welt Aktivisten, Friedenskämpfern, lokalen Agenda Gruppen und NGOs (Non Governmental Organizations / Nichtregierungsorganisationen) über die ganze Welt. Überall entstanden Bürgerinitiativen, um den Schäden dieser am Neoliberalismus orientierten Globalisierungsentwicklung entgegenzutreten. Keine Protestbewegung fand aber soviel Zulauf wie die von Attac (Association pour une Taxation des Transaction Financiéres pour l’aide aux Citoyens / Vereinigung zur Besteuerung der Finanztransaktionen zum Nutzen der Bürger). Zunächst setzte sich diese Gruppierung für die Einführung der sogenannten Tobin-Tax, einer Steuer, die die Spekulationsgewinne der internationalen Devisen-Transaktionen abschöpfen sollte, ein. Sehr schnell entwickelte sich diese Gruppierung von einer kleinen akademischen geführten Organisation, die sich lediglich für die Einführung einer weltweiten Spekulationssteuer engagierte, zu einer Massenbewegung und einer nicht mehr überhörbaren Stimme in der wirtschaftspolitischen weltweiten Diskussion, die, von Frankreich ausgehend, heute in über 35 weiteren Ländern mit Tausenden von Gruppen Fuss gefasst hat.
Auf dem Attac-Kongress im Oktober 2001 sprach es Juliane Meinhold von der gastgebenden Gruppe in Berlin bei der Eröffnungsansprache so aus:

„Wir sind eine Bewegung im Aufbruch, die sich gegen eine Globalisierung von wenigen Gewinnern und massenhaften Verlierern wendet; die nach fast zwei Jahrzehnten neoliberaler Globalisierung zum Hoffnungsträger für Gesellschaftsveränderung wurde; die über ihr ursprüngliches Thema, die Regulierung der Finanzmärkte, hinausgewachsen ist und hinauswachsen musste, betrachtet man die Verhältnisse auf der Welt. Diese neue internationale Bewegung wendet sich heute gegen die neoliberale Globalisierung insgesamt und nicht nur gegen einzelne Erscheinungen… Wir sind eine Bewegung im Aufbruch mit vielen offenen Fragen. Aber eins wissen wir bestimmt: Die Zeiten, wo uns gesagt wurde, es gibt keine Alternative zur Globalisierung in ihrer jetzigen Gestalt, sind endgültig vorbei. Wir wollen den Satz ‚Globalisierung ist kein Schicksal – eine andere Welt ist möglich’ mit Leben füllen. Lasst uns Alternativen entwickeln und Ansätze zum Handeln finden…“ 13

2.4

Aus einer anfänglich erklärten Gegnerschaft zur Globalisierung hat sich mehr und mehr eine differenzierte Haltung entwickelt. Einig ist man sich bei den Globalisierungskritikern heute darin, dass man die neoliberale Form ablehnt, die alles zur Ware machen möchte: natürliche Ressourcen, menschliche Tätigkeiten, geistige Leistungen und zwischenmenschliche Beziehungen. So kam es dann zu der Formulierung: „Unsere Welt ist keine Ware!“
Die Entwicklung der national begrenzten Volkswirtschaften zu einer globalen Weltwirtschaft birgt eigentlich grosse Chancen in sich. Globalisierung, das sei „die Chance, mit offenen Märkten wirtschaftliches Wachstum zu fördern, Ressourcen effizienter zu nutzen, Lebensbedingungen und Wohlfahrt der Menschen zu verbessern“, so betonte Rolf-E. Breuer, der über sechs Jahre als Direktor der Deutschen Bank Führer eines der mächtigsten Finanzinstitute der Welt war, das zu den „Top-Global-Players“ dazugehört (zitiert nach Süddeutsche Zeitung vom 1. 9. 2001).

2.5

Auch für die Friedenssicherung gibt es eigentlich keinen besseren Garanten als eine globale Weltwirtschaft. Alle nationalen Egoismen und Machtbestrebungen können nur das „friedfertige“ Zusammenwirken der Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaften behindern. So war die wirtschaftliche Integration Europas sicherlich eines der wirksamsten Friedensprogramme in der Menschheitsgeschichte. Eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung braucht eigentlich die Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens der Völker. Nationale oder gruppenegoistische Machtbestrebungen sind es, die das friedliche Zusammenleben gefährden.

Doch die enormen Chancen der Globalisierung drohen verloren zu gehen, weil die Regierungen der wirtschaftlich starken Nationen in Europa und Nordamerika den Prozess der globalen Vernetzung nicht so gestalten, dass die Vorteile der weltweiten Arbeitsteilung tatsächlich zu wirtschaftlichem Erfolg und steigendem Wohlstand für alle führten. Stattdessen ist das Gegenteil eingetreten.“ 14

2.6 - Beispiele des Kampfes

Die nachstehenden Beispiele sollen zeigen, wie die neuen weltweiten Vereinbarungen unmittelbare Folgen auf das tägliche Leben der Menschen über den ganzen Erdball hinweg haben werden, aber auch, wie sich engagierte Menschen im Rahmen der Zivilgesellschaft durch mutiges Einschreiten gegen die schlimmen Folgen der falsch entwickelten Globalisierung erfolgreich wehren.

Monsanto gegen Percy Schmeiser

Der 71-jährige Percy Schmeiser baute in Kanada seit über 50 Jahren auf seiner 650 Ha grossen Farm die Rapsölsorte Canola an, in die er 50 Jahre Arbeit als Saatzüchter investiert hatte. Im Jahr 1997 stellte er fest, dass einige seiner Pflanzen gegen bestimmte Herbizide resistent waren. Ein Jahr später wurde Schmeiser von der Firma Monsanto verklagt, sich widerrechtlich die von diesem global player gentechnisch manipulierte und dann patentierte Rapsmarke Roundup Ready beschafft und angebaut haben. Da Schmeiser niemals Saatgut von Monsanto bezogen hatte, mussten sich die Pflanzen von Nachbarfeldern durch den Wind verbreitet haben oder sie mussten durch ungewolltes Auskreuzen (Fremdbestäubung) mit Monsanto-Pflanzen auf Nachbarfeldern entstanden sein. Monsanto erreichte einen Gerichtsbeschluss, durch den Schmeiser wegen Patentverletzung zur Zahlung der gesamten Gewinne seiner Ernte von 1998 in Höhe von knapp 20.000 US-Dollar an den Konzern verurteilt wurde. Es wurde nicht etwa Monsanto verurteilt, weil sie mit der Gentechnik 50 Jahre Zuchtarbeit von Schmeiser zunichte gemacht hatte.
Durch TRIPS, die weltweite Vereinbarung zur Regelung der Vermarktung des geistigen Eigentums, werden sich die multinationalen Konzerne die totale Kontrolle über den Milliardenmarkt für Saatgut aneignen können.

Vandana Shiva gegen Rice Tec.

Die Firma Rice-Tec liess sich einen Reis, der sich aus thailändischen, pakistanischen und indischen Sorten zusammensetzt und dem von den indischen Bauern seit Abergenerationen angebauten Basmati-Reis ähnelt, nach US-Markenrecht unter dem Namen „Basmati“ schützen. Die bekannte, indische Quantenphysikerin, Trägerin des alternativen Nobelpreises, Vandana Shiva mobilisierte die lokalen Bauern gegen die ihre Lebensgrundlage gefährdende Massnahme. Sie zog vor amerikanische Gerichte und bekam schliesslich Recht. Wäre die Sache anders ausgegangen und hätte sich nicht diese mutige und engagierte, in der Öffentlichkeit stehende Person mit diesen armen und eingeschüchterten Menschen verbunden, so hätten die indischen Bauern in Zukunft ihren Basmati-Reis nicht mehr exportieren können, ohne eine Lizenzabgabe an den amerikanischen Konzern zu bezahlen. Derzeit handelt es sich immerhin um ein Volumen von 800 Millionen. So greift das neue TRIPS-Abkommen – oftmals unbemerkt – unmittelbar in die Lebensverhältnisse der Menschen ein.
Ein deutliches Beispiel, das Noam Chomskys These: „Profit over People“ zu beweisen scheint. Engagierte, mutige, in neuer Weise global denkende und empfindende Menschen können sich aber mit Erfolg solchen Entwicklungen entgegenstellen.

Indische Bauern gegen den Grace-Konzern

Das Europäische Patentamt (EAP) in München hatte zu entscheiden, ob ein 1995 erteiltes Patent für ein Öl zur Schädlingsbekämpfung aus den Samen des Neem-Baumes rechtmässig erteilt wurde. Das amerikanische Chemieunternehmen Grace zusammen mit dem Landwirtschaftsministerium der USA hielten dieses und sieben weitere Patente aus verarbeiteten Produkten des Neem-Baumes. Letztendlich geht es um die Frage: Wem gehört die Natur? Ist es ethisch und juristisch legitim, dass reiche Industriekonzerne die Ressourcen von Ländern wie Indien vermarkten? Dürfen die Natur und ihre Produkte von den global Players zum geistigen Eigentum erklärt werden?
Um die Wirkung des Neem-Baumes weiss man in Indien seit Jahrhunderten aus den Veden. Tausende Jahre alte, in Sanskrit verfasste Schriften, berichten von der Heilwirkung seiner Blätter, Wurzeln, Samen und Öle. Schon der Wind, der durch seine Baumkrone weht, wirkt heilend, sagte der Neem-Bauer Ranjinthe de Silva in München.
Nach mehr als fünf Jahren standen sich in München die gegnerischen Parteien zum ersten Mal gegenüber. Der amerikanische Chemie-Grosskonzern, der Patentinhaber wurde durch eine Hamburger Anwaltskanzlei vertreten, deren Vertreter siegessicher und sich seiner Macht bewusst, während der ganzen Verhandlung schwieg. Auf der anderen Seite die promovierte Quantenphysikerin Vandana Shiva, die belgische Umweltministerin Magda Aelvoet und die indischen Bauern, die von dem Basler Rechtsprofessor Fritz Dolder vertreten wurden. Ein drastisches Bild zeigte sich in dem Gegensatz der geschniegelten Anwälte in ihren schwarzen Roben und den einfachen indischen Bauern in ihren traditionellen schlichten weissen Gewändern.
Das Patent wurde schliesslich nicht, wie zunächst von Prof. Dolder gefordert, wegen nicht vorhandener moralischer Legitimität, sondern wegen eines „lack of novelty“ – eines Mangels an Neuartigkeit und fehlender erfinderischer Tätigkeit, die eine Patenterteilung voraussetzt, verworfen. Der Mitarbeiter des EAP meinte noch, als Mensch verstehe er das Anliegen der Inder sowieso. Seine Kollegen, die zu entscheiden hatten, müssen am Ende ähnlich empfunden haben. (Vergleiche auch Christoph Strawe, Globalisierung betrifft uns alle, S. 26 f)
Um die ganze irrwitzige Situation, die mit diesem neuen System für das geistige Eigentum verbunden ist, sichtbar zu machen, meldete Greenpeace ein Patent für die “Curry Wurst“ an. Sollte Greenpeace mit diesem Antrag erfolgreich werden, dürfte die Organisation für die Zukunft keine finanziellen Sorgen mehr haben...

IV. Globale Revolution

1.

Die sozialen Probleme in unserer Zeit zeigen sich alle im Spannungsfeld zwischen dem Streben jedes einzelnen Individuums nach größtmöglicher Freiheit, nach Selbstverwirklichung und Individualismus einerseits und der Realisierung gesellschaftlichen Strebens in kollektivistischen und solidarischen Arbeitsgemeinschaften andererseits. Dazwischen bildet sich der Bereich des Berechtigens und Verpflichtens, die Sphäre aller Rechtsbeziehungen, die, dem modernen Bewusstsein entsprechend, den Maßstab der Gerechtigkeit verlangt.
In der Vergangenheit waren es die sozialen Verbände, die zum Überleben des Einzelnen nötig waren. Das Individuelle musste der Gemeinschaft geopfert werden. In der modernen Zeit dreht sich das um. Heute müsste das ganze Bestreben dahin gehen, dem Individuum die freie Entfaltung zu ermöglichen. Die Fortschrittlichkeit einer Gesellschaft lässt sich daran messen, in wie weit sie die Einzelpersönlichkeit in den Vordergrund stellt – erst so würde sich Liberalismus am Masse des Menschen entwickeln können.15

2.

Die globale Revolution ist eine konsequente Folge unserer modernen industriellen Produktionsweise, die immer nach weltweiten wirtschaftlichen Beziehungen und Verflechtungen strebt. Nationale Grenzen, staatliche Eingriffe und rechtliche Einengungen können die globale Ausbreitung mehr oder weniger behindern, nicht jedoch verhindern. Dieses Phänomen sollten wir ernsthaft wahrnehmen und nicht bejammern. Allerdings darf damit nicht zwangsweise die Ideologie des Neo-Liberalismus verbunden werden.
Es liegt in der gesunden Entwicklung des Wirtschaftslebens, dass sich die Unternehmen weltweit immer mehr verflechten. Der Wirtschaftsorganismus strebt aus seinen eigenen Tendenzen heraus zu einem Ganzen, zu einem Spinnweben-System fein geknüpfter Beziehungen und Verflechtungen über die ganze Erde. Eugen Löbl, während des Prager Frühlings (1968) Staatsbankpräsident in Bratislava, stellte das moderne Wirtschaftsleben als integrales System dar. „Das gesamte Wirtschaftsleben ist zu einem einzigen, unglaublich komplexen System geworden, in welchem alle Teile in Abhängigkeit zueinander stehen und sich gegenseitig stützen. Es ist nicht länger sinnvoll, von einer freiwilligen Kooperation separater Einheiten zu sprechen. Die industrialisierte Produktion ist ein organisches System, dessen Produktionsfaktoren weder isoliert existieren noch so verstanden werden können.“ 16
So benötigen wir als Grundlage zum Verständnis moderner Entwicklung das Verstehen dieser Polarität: auf der einen Seite entwickelt sich der Mensch mehr und mehr zu einer einmaligen Individualität, jeder unterscheidet sich völlig von jedem anderen Menschen, das gesellschaftlich-wirtschaftliche Leben vollzieht sich jedoch in kollektiv-gemeinschaftlichen Prozessen. Unser Denken, das diesen Tatsachen gerecht werden will, muss sich dazu entwickeln, in solchen Polaritäten eine Mitte oder aber auch eine Steigerung zu finden.

Der Mensch prägt seine Individualität, sein Ego immer stärker aus, wächst zugleich aber auch zu einer universellen Persönlichkeit, einem Wesen, das seine Verbundenheit mit allen, die auf der Erde leben, stark und tief empfindet. Das ist der Prozess, in dem planetares, globales Denken entsteht. Dieses wiederum stärkt das Neue Denken, das die soziale und geistige Grundlage dafür ist, den Weg zu einer neuen Menschheitszivilisation zu suchen.“ 17

3.

Was die globale Revolution gefährlich macht, ist die Macht falscher, nicht der Sache gemäßer Begriffe, die im Wesentlichen aus einem falschen Geld- und Kapitalbegriff resultieren: Eigentum an den produktiven Mitteln (einschliesslich Grund und Boden), Lohnarbeit (Arbeitskraft und sämtliche Dienstleistungen als Ware) und Profit (Shareholder value) als Wirtschaftsantrieb. Diese drei Begriffe sind Überbleibsel aus der mittelalterlichen-tauschwirtschaftlichen Produktionsweise, unangemessen einer modernen, postindustriellen Unternehmerwirtschaft.

„So sinnvoll, berechtigt, ja notwendig diese Begriffe im Konsumbereich und im Bereich der tauschwirtschaftlichen Produktion sind, so sinnwidrig verhalten sie sich im Bereich der Unternehmerwirtschaft. – Nicht aus irgendeiner sozialreformerischen Ideologie heraus, sondern aus dem Hinblicken auf die Tatsachenwelt und ihre immanente Wesensordnung muss ausgesprochen werden, dass jene drei fundamentalen Begriffe, indem sie im Produktionsbereich der Unternehmen wirken, das freie Gestalten des sozialen Organismus hemmen, ja geradezu unmöglich machen.“ 18

3.1

Diese wesenswidrigen Begriffe, vereint mit der Macht der „Renditejäger mit Lichtgeschwindigkeit“ bereiten den „Super-Gau im Cyberspace“ vor („Guerillakrieg im Finanzdschungel“, Hans-Peter Martin/Harald Schumann: in Die Globalisierungsfalle, Seite 75 ff). Ein Wirtschafts- und Finanzsystem das noch auf mittelalterlichen Sozialbegriffen basiert, gefährdet die soziale Menschheit weltweit und die Finanz- und Führungseliten, die selbsternannten Weltenlenker im Zeichen der Globalisierung, die Dirigenten der transnationalen Konzerne, spielen mit diesen Medien rücksichtslos.

3.2

Der Sozialismus scheint endgültig seine Attraktion für die Menschen verloren zu haben. Der Kapitalismus in der Form des Neoliberalismus scheint die Menschheit endgültig in einen unentrinnlichen Würgegriff genommen zu haben. Einer der bekanntesten Vertreter des Monetarismus, der Wirtschaftstheorie, die auf die Selbstregulierung des Marktes setzt, Harvard-Professor Jeffrey Sachs, hat viele Regierungen in Lateinamerika und Osteuropa beraten. Er war massgeblich daran beteiligt, dass in vielen Ländern Osteuropas die letzten Elemente der Solidarität einem rücksichtslosen Konkurrenzkampf geopfert wurden. Seine Erfahrungen fasst er so zusammen: „Natürlich registriere ich, dass wieder viel vom dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus geredet wird... Um die schwierige Lage der Weltwirtschaft zu meistern, geht es jetzt nicht um mehr Markt oder mehr Politik, was wir brauchen, sind mehr gute Ideen(in: Spiegel 41/1998, Hervorhebung UR)

4. Zum gegenwärtigen Stand der Bewegung gegen die neoliberale Globalisierung

4.1

Zunächst hat sich die weltweite Widerstandsbewegung gegen die Globalisierung im Aufzeigen der Schäden und Gefährdungen der neo-liberalen Entwicklungstendenzen gefunden. Mehr und mehr entwickeln sich aber auch positive Tendenzen in dieser Bewegung. Dabei bleibt oberstes Gebot für alle diese Gruppierungen: Wir wollen keine Ideologie! Die positiven Ziele sollen sich alle aus den Entwicklungstendenzen der Gesellschaft und den Wünschen und Bedürfnissen der individuellen Menschen in ihrem jeweils spezifischen sozialen Umfeld selbst ergeben, damit die menschliche Gemeinschaft nach dem Prinzip der Selbstverwaltung und Selbstbestimmung dann so gebildet werden kann, dass sie das Mass des Menschen erhält.
So sollen hier zusammenfassend nochmals einige Beschreibungen für die Globalisierung gegeben werden.

4.2

Nicanor Perlas, der Präsident des Zentrums für alternative Entwicklungsinitiativen (CADI Center for Alternative Development Initiatives), das in Manila Forschungs- und politische Arbeiten bezüglich der Globalisierung betreibt, charakterisiert es so:

„Die Welt ist in Auflösung begriffen. Die Elitäre Globalisierung, eine verzerrte Form globaler wirtschaftlicher Integration, die nur einigen wenigen Macht und Profit verleiht, löst eine gefährliche Mischung wirtschaftlicher, ökologischer, kultureller und politischer Krisen aus. Die verheerende Gewalt er elitären Globalisierung, die durch radikale, einseitige und oft aufgezwungene wirtschaftliche ‚Liberalisierungspolitik’ begünstigt wird, wächst sehr schnell. So schnell, dass in vielen Bereichen des Lebens Millionen von Menschen es immer schwerer haben, eine würdevolle, freie und nachhaltige menschliche Entwicklung zu finden .19

Die Gegenkraft zu dieser gefährlichen, weil völlig einseitigen Globalisierungstendenz, sieht Perlas in einer starken Aktivität der globalen Zivilgesellschaft, die sich insbesondere in der Emanzipation der Kultur zeigt. „Diese Emanzipation des kulturellen Lebens auf der Erde wird eine bedeutende und starke Rolle in der gesamten Richtung der menschlichen Evolution spielen.“ (a. a. O. S. 16)

4.3

Johan Galtung, der renommierte norwegische Konflikt- und Friedensforscher und Träger des alternativen Nobelpreises schreibt: „Der Begriff der Globalisierung kann, je nach Perspektive, vielerlei Bedeutungen haben. Hier verstehen wir darunter einen Prozess, an dessen Ende ein einziger, die ganze Welt umfassender Staat und eine einzige, die ganze Menschheit umfassende Nation stehen.“20 Und in zwölf Thesen gibt er eine Vision: „Menschenrechte für das nächste Jahrhundert“. Seine neunte These lautet: „Die Globalisierung der Welt ist bislang vor allem eine Amerikanisierung von Kultur, Wirtschaft, politischen Entscheidungen und militärischen Aktivitäten. Eine echte Globalisierung hingegen verlangt gleiche und solidarische Teilnahme aller, orientiert an der Befriedigung der Grundbedürfnisse aller.“ 21

4.4

Mit ihren Stellungnahmen zu den Geschehnissen nach dem 11. September und zu den Auswirkungen der Globalisierung wurde Arundhati Roy zu einer der wichtigsten Sprecherinnen der sogenannten Dritten Welt. Sie wuchs im südindischen Bundsstaat Kerala auf, studierte Architektur und schrieb mehrere Drehbücher. Ihr erster Roman „Der Gott der kleinen Dinge“ wurde zu einer internationalen literarischen Sensation und wurde mit dem renommierten Booker Prize in London ausgezeichnet. Für ihr Engagement im Kampf um die Menschenrechte in ihrem Land erhielt sie den grossen Preis der Weltakademie der Kulturen in Paris und den „Preis für kulturelle Freiheit“ der Lannan-Stiftung in New York.
In prägnanter und oftmals auch scharfer Sprache beschreibt sie die Auswirkungen der Globalisierung insbesondere auf die ärmsten Menschen in ihrer Heimat. Anstatt eines zweiten Romans, für den ihr bereits eine Million Dollars geboten wurden, engagiert sie sich in der indischen Zivilgesellschaftsbewegung und kämpft mit diesen gegen die schlimmsten Wirkungen der Globalisierung, zum Beispiel gegen den Bau des Narmada-Staudammes in Zentralindien, der Hunderttausenden von Menschen ihren Lebensraum entziehen würde und schreibt politische Essays. Unerbittlich prangert sie die Auswirkungen der Globalisierung, politischen Grössenwahn und menschenfeindliche Ignoranz an. So entsteht ein flammendes Plädoyer für Zivilcourage und Widerstand.

Wer weiss, vielleicht ist es das, was das 21. Jahrhundert für uns auf Lager hat: die Demontage des Grossen. Grosser Bomben, grosser Staudämme, grosser Ideologien, grosser Widersprüche, grosser Länder, grosser Kriege, grosser Helden, grosser Fehler. Vielleicht wird es das Jahrhundert der kleinen Dinge sein. Vielleicht macht sich gerade jetzt droben im Himmel der kleine Gott für uns bereit.“ 22

In einem politischen Essay über die Grimmsche Märchengestalt des Rumpelstilzchens schreibt sie:

„Erinnern Sie sich an ihn? Den Gnom der Stroh zu Gold spinnen konnte? Er ist wieder da, obgleich Sie ihn wohl nicht wieder erkennen würden. Erstens ist er kein einzelner Gnom mehr. Ich bin mir auch nicht sicher, wie er am besten zu beschreiben wäre. Sagen wir, er hat sich in ein Gebilde mit vielen Facetten verwandelt, in ein Konglomerat, ein Komplott, ein bösartiges, körperloses, transnationales Etwas. Rumpelstilzchen ist etwas Abstraktes, eine Figur perverser, heimtückischer weißer Logik, die sich am Ende selbst vernichten wird. Doch vorerst geht es ihm prächtig. Er ist der Größte. Der König all dessen worauf es wirklich ankommt (Geld)….
Was für ein Potentat ist Rumpelstilzchen? Mächtig, mitleidlos und bis an die Zähne bewaffnet. Ein König, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Sein Reich ist das Kapital, seine Eroberungen sind die aufstrebenden Märkte, seine Waffen stammen aus dem nuklearen Arsenal, seine Gebete sind Profitraten und Grenzen kennt er nicht… Sein Herz ist ein Bankkonto… Sein Mund dient ihm als Rundumlautsprecher, der seine Stimme verstärkt, während die übrige Welt stumm geschaltet wird, sodass man nichts von ihr hört, nicht einmal Schreie (und schon gar nicht das Stöhnen der Hungernden und Sterbenden). Und dabei flüstert König Rumpel nur mit nordamerikanischem Akzent (er rollt das R)…“ 23

Sie schildert die stärksten Auswirkungen der Globalisierung für Indien, zeigt aber auch auf, wie sich im Narmada-Tal der Widerstand (erbittert, magisch, großartig, hartnäckig und vor allem gewaltlos) mit neuen sozialen Qualitäten gebildet hat und sie schliesst ihre Betrachtungen damit ab:

„Was mit unserer Welt geschieht, ist fast zu gewaltig, als dass es der menschliche Geist fassen könnte. Doch es ist schrecklich, einfach schrecklich. Es ist unmöglich, das ganze Ausmaß zu erkennen, zu versuchen, es zu definieren und an allen Fronten gleichzeitig dagegen zu kämpfen. Man kann es nur bekämpfen, indem man einzelne Feldzüge auf jeweils ganz spezifische Weise führt. Das Narmada-Tal wäre ein guter Ort, mit dem Kampf zu beginnen. Die Grenzen sind offen. Kommt herbei! Begraben wir Rumpelstilzchen.“ 24

Ihre Rede auf dem Weltsozialforum 2003 in Porto Alegre „Wie widerstehen wir der Weltherrschaft? Nachdenken über eine andere Welt“, schloss sie mit den Worten:

„Wir werden sie beschämen. Mit unserer Kunst, unserer Musik, unserer Literatur, unserer Widerspenstigkeit, unserer Freude, unserem Scharfsinn, unserer reinen Schonungslosigkeit. Und der Fähigkeit, unsere eigenen Geschichten zu erzählen, die sich von denen unterscheiden, denen wir dank Gehirnwäsche glauben sollen… Die Revolution der globalen Allmacht wird in sich zusammenfallen, wenn wir uns weigern, das zu kaufen, was sie verkauft – ihre Ideen, ihre Geschichtsversion, ihre Kriege, ihre Waffen, ihre Vorstellung von Unvermeidlichkeit. Denkt daran: Sie brauchen uns mehr als wir sie. Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sie ist unterwegs. An einem ruhigen Tag kann ich ihr Atmen hören.“ 25

4.5

Das Maikaal Förderprojekt für biologisch-dynamischen Baumwollanbau

Im letzten September hat der Umweltgipfel in Johannesburg stattgefunden: Rio + 10. In der Presse wurde getitelt: „Nachhaltigkeit im Munde – Liberalismus in der Tat“. Keine wirklichen Fortschritte haben sich in den zehn Jahren seit Rio ergeben. Aber trotz dieser bedrückenden Entwicklung gibt es doch immer wieder Hoffnungsschimmer, die aus der initiativen Handlung einzelner Menschen resultieren. Eine schweizerisch-indische Initiative, die zu dem Maikaal Projekt in Indien geführt hat, in dem heute über 1.200 Bauern Baumwolle auf biologisch-dynamischer Grundlage anbauen, wurde mit einem internationalen Preis der UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) und der ICC (Internationale Handelskammer) für vorbildliche Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklungspartnerschaften ausgezeichnet: Remei AG und die Coop in der Schweiz üben neue Formen von wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit Erzeugern in der Dritten Welt.
Das Maikaal Förderprojekt für biologisch dynamischen Baumwollanbau in Madya Pradesh (Zentralindien) ist ein herausragendes Beispiel für globale Zusammenarbeit im Dienste der Menschen. Hier bauen, nach den Anfängen mit einer Versuchsfarm („experimental farm“) vor über zehn Jahren, mittlerweile über 1200 Bauern meistens mit kleinem Landbesitz (unter 3 ha) vorwiegend Baumwolle an. Der Impuls ist ausgegangen von einer indisch-schweizerischen Zusammenarbeit zwischen der Remei AG (Patrick Hohmann) und der Maikaal Spinning Mill (Morgan Jalan). Hier kann man gut verfolgen, wie das fortschrittliche Management neue soziale Formen erprobend, vorbildlich mit der grossen Zahl der Bauern zusammenarbeitet. Pro etwa 120 Bauern gibt es einen Berater (extension officer), der mit seinen Kollegen auf der „Experimental Farm“ eine Ausbildung, mit praktischen Anweisungen erhält und diese an die Bauern weitergibt. In den zeitlos wirkenden ländlichen Dörfern lebt eine erstaunlich experimentierfreudige und praktisch-forscherische Gesinnung, auch was den Umgang mit den biologisch-dynamischen Präparaten anbelangt, die mit natürlichen Rohstoffen in homöopathischer Verdünnung heilende Wirkung auf die ausgelaugten Böden ausüben. Die Ruhe der Arbeit in den Dörfern, das Arbeiten mit den Ochsengespannen, das geschwisterliche Zusammenleben mit den Tieren und die sorgsame Kompostpflege sind beeindruckend.
Obwohl die Spinnerei in erheblichen wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten steckt, konnte sich das landwirtschaftliche Projekt stark und gesund entwickeln. Sicherlich wurde es so zu einem der weltweit grössten Projekte für biologisch-dynamischen Anbau. Es ist jetzt vorgesehen, eine landwirtschaftliche Ausbildungsstätte dort einzurichten. Maikaal hat seinen Weg bis zu den Konsumenten, vor allem in Europa gefunden. Es ist ein Projekt, wo es gelungen ist, die soziale Frage und die Umweltfrage mit der Ökonomie zu verbinden. Gerne würden sich mehr Bauern anschliessen, der Absatz der biologisch-dynamisch angebauten Baumwolle in Europa ist jedoch nicht ausreichend und der Aufbau einer entsprechenden Organisations- und Infrastruktur bedarf einer sorgfältigen und geduldigen Aufbauarbeit. Insbesondere die Transparenz durch die gesamte textile Kette wurde zum Merkmal von Maikaal. Der regionale Verkauf des biologisch-dynamisch angebauten Obst und Gemüses soll ein wesentliches Standbein werden, ist jedoch noch schwach ausgebildet, noch wird dieses meist für den Eigenbedarf verwendet.

V. Die soziale Dimension der Weltwirtschaft – Phänomenologie der wirtschaftlichen Wertebildung

Menschliche Bedürfnisse sind Ausgangspunkt und Zielrichtung aller wirtschaftlichen Strebungen. Wirtschaftswerte entstehen durch Verwandlung der Natur durch menschliche Arbeit und durch Fähigkeiten (Geist), die die Arbeit organisieren – immer gerichtet auf die Befriedigung der Bedürfnisse der Konsumenten. Sowohl der Naturgrundlage (ökologische Dimension: nachhaltiger Schutz der Natur) wie auch der menschlichen Arbeit (sozio-ökonomische Dimension: „Recht auf Arbeit“) gegenüber müssen wir ein ganz neues Wahrnehmen, Denken und Empfinden entwickeln, aus dem ein kreatives und tatkräftiges Sozialgestalten hervorgehen kann.

1.

Hier sei nochmals der Prozess der wirtschaftlichen Wertebildung beschrieben. Er beginnt mit der menschlichen Arbeit, dem Urphänomen des sozial tätigen Menschen. Arbeit richtet sich immer auf die Erzeugung eines Gutes, einer Leistung zur Befriedigung der Bedürfnisse eines anderen Menschen; eine soziale Urgeste drückt sich darin aus. Der eine Mensch steht als bedürftiges Wesen in der Welt, der andere – als ein mit Fähigkeiten begabtes – ist vorbereitet, dessen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Richtung dieses Prozesses wechselt permanent. Jeder hat bestimmte Fähigkeiten, die er dazu nutzen kann, die Bedürfnisse seiner Mitmenschen zu befriedigen. Andererseits hat er auch selbst vielfältigste Bedürfnisse und ist somit auf die Arbeitsleistungen anderer Menschen angewiesen. Fähigkeiten und Bedürfnisse: beide sind geprägt aus der ureigenen Individualität eines jeden Menschen.
Damit zeigt sich die Arbeit als in einer Polarität stehend: geführt wird sie aus den Fähigkeiten, sozusagen aus der Innenwelt des Menschen, gestaltend wirkt sie in der Aussenwelt. Erst wenn das „Werk“ für den anderen sichtbar wird, erhält das Produkt seinen Wert.

1.1

Wann immer Arbeitslosigkeit entsteht, bei andauerndem Vorhandensein von unbefriedigten Bedürfnissen, stimmt die Wirtschaftsorganisation nicht. Es müssen neue Formen gefunden werden, wie das Wirtschaftsleben funktional, horizontal und vertikal gegliedert werden kann, damit ein gesunder Zusammenhang zwischen menschlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten nachhaltig entstehen kann:

„Es handelt sich dabei um eine Sozialgestaltungs-Aufgabe ersten Ranges; sie umfasst die Frage: Wie finden die arbeitsfähigen Menschen im Rahmen des Produktionsbereiches –ihren Initiativen und Fähigkeiten entsprechend eine sinnvolle Arbeit so, dass die Bedürfnisse der Menschheit und der Natur so gut wie möglich befriedigt werden.“26

1.2

Die Summe der Fähigkeiten innerhalb eines Wirtschaftszusammenhanges bildet das Kapital einer Volkswirtschaft. Da hinein fliessen natürlich auch die Fähigkeiten der Vergangenheit, die beispielsweise zur Herstellung von Produktionsmitteln oder rationaleren Produktionsabläufen geführt haben. Letztendlich richtet sich jede Arbeit auf die Umgestaltung der uns vorgegebenen Natur. Im Umgestalten der Erde, der Naturgrundlage, schaffen wir eine neue Zukunft. So lässt sich unmittelbar erkennen, wie die Arbeit in den vielfältigen Polaritäten Fähigkeiten – Bedürfnisse, Innenwelt - Aussenwelt, Geist – Natur, Kapital – Natur, Mensch – Erde und Vergangenheit – Zukunft steht.
Damit haben wir beschrieben, wie wirtschaftliche Werte entstehen: Arbeit verwandelt die Natur, damit ein konsumfähiges Produkt entsteht. Die menschlichen Fähigkeiten, der menschliche Geist organisieren die Arbeit, damit diese sinnvoll und effektiv eingesetzt wird. Damit sind die Wertebildungen im Wirtschaftsleben grundlegend beschrieben und somit das Urphänomen des Wirtschaftslebens.

2.

Da die menschlichen Fähigkeiten, seine geistigen Anlagen aber an die Wirksamkeit seines physischen Leibes gebunden sind, werden nicht nur die Waren oder Arbeitsergebnisse in den Wirtschaftskreislauf hineingezogen, sondern der Mensch als Ganzes wird zu einem Teil des Wirtschaftsprozesses. Gerade damit hängen heute aber viele soziale Konflikte aufs engste zusammen: Die Arbeitskraft ist Ware geworden; die damit zusammenhängende entfremdete Arbeit prägt den heutigen Menschen.
Ein weiterer Faktor verschärft die Probleme. Die moderne Produktionsweise basiert nicht mehr auf dem einzelnen oder einer kleinen Gruppe, sondern sie erfolgt in mehr oder weniger grossen Unternehmenszusammenhängen. Die Produktionsstätten, an denen täglich Hunderte und Aberhunderte von Werktätigen zusammenströmen, um gemeinsam zu arbeiten, werden zur Grundeinheit des sozialen Lebens. Das Wirtschaftsleben entwickelt sich zu einem „integralen System“ (Eugen Löbl); es wird kollektivistisch.
So sehen wir wie sich der soziale Organismus in einer Widersprüchlichkeit ausbildet. Ausgangspunkt allen Produzierens sind die individuellen Fähigkeiten, die sich in der Arbeit realisieren. Diese Arbeit wird heute aber nur in riesigen, heute selbstverständlich oftmals zu grossen Produktionsgemeinschaften wirksam, wo auf kollektivistische Weise zusammengearbeitet wird. Dieser Kollektivismus ergibt sich einfach aus den technischen Möglichkeiten und sozialen Notwendigkeiten des modernen Wirtschaftslebens.

3.

Das Prinzip universaler Zusammenarbeit bedingt auf der anderen Seite das Prinzip konsequenter Fremdversorgung. Daraus ergibt sich, dass im Grund genommen in einer Gesellschaft, in der volle Arbeitsteilung herrscht, niemand mehr etwas für sich selbst produzieren kann. Alle Produktion, alles Arbeiten ist gerichtet auf den bedürftigen anderen Menschen. Das arbeitsteilige Wirtschaftsleben strebt von sich aus auf ein weltumspannendes, geschwisterlich-sozialistisches Zusammenarbeiten.
Diesem Bereich der Produktion steht gegenüber der Bereich der Konsumtion. Was sein Bedürfnis ist, kann der einzelne Mensch nur aus sich selbst heraus feststellen – es ist durchaus individuell. Aus den einzelnen Persönlichkeiten, aus den menschlichen Individuen heraus kommen die Bedürfnisse der Gesamtkonsumtion. Das Wirtschaftsleben zeigt sich somit in gerichteten Strömen, die in einer polar gegliederten Struktur stehen: Aufbau- und Abbauprozesse, Verdichtungen und Lösungen, Entstehen und Vergehen. Alles dies zeigt deutlich, dass wir es im Wirtschaftsleben mit einem organischen Geschehen zu tun haben. Alle Versuche diese Vorgänge mit mechanistischen Begriffen zu beschreiben, müssen an der Wirklichkeit vorbeigehen.

4.

Die produzierende Tätigkeit, die Arbeit ist aber immer von anderen Prozessen begleitet: durch Vereinbarungen wird der Mensch verpflichtet, seine Fähigkeiten an den je betreffenden Produktionsstätten einzusetzen. Auf der anderen Seite erhält er die Berechtigung, eine bestimmte Menge der innerhalb eines Wirtschaftszusammenhanges produzierten Güter seinen individuellen Bedürfnissen gemäss zu beziehen. Diese Rechtsprozesse finden in der modernen Fähigkeitenwirtschaft ihre Vermittlung durch das Geld als Rechtselement. So wird diese Wirtschaftsform auch zu recht als Geldwirtschaft angesprochen.

4.1

Diese Prozesse unterscheiden sich qualitativ völlig von den vorher beschriebenen: Im Berechtigen und Verpflichten zeigen sich die Urphänomene des Rechts. Im Wesentlichen werden diese Rechtsprozesse innerhalb des Wirtschaftslebens durch das Recht vermittelt. Wechselt das Geld von der Seite der Unternehmen, der Produktionskollektive zu den Mitarbeitern in Form des Einkommens-Gebens, so bedeutet dies einen Rechtsakt, der die Mitarbeiter zum Einsatz ihrer Fähigkeiten an dieser Arbeitsstätte verpflichtet. In der Hand des Mitarbeiters bedeutet das Geld die Berechtigung zum Bezug der produzierten Güter. Den qualitativen Unterschied kann man auch daran erkennen, dass auf dieser Rechtsanspruch immer nur innerhalb einer Rechtsgemeinschaft Gültigkeit haben kann, während die wirtschaftliche Tätigkeit heute nur noch im globalen, weltwirtschaftlichen Bezug gedacht werden kann.

Die vom Staat autorisierten Zeichen sind somit nichts als reine Form, die den Inhalt des Rechtsgeschäfts transportieren. Genauso wenig, wie die Notenschrift, in der ein Musikstück geschrieben wird, einen Wert für sich hat, abgesehen von Papier und Druck, hat die Banknote, mit der ein Entgelt entrichtet wird, einen Wert an und für sich. Geld bringt alle wirtschaftlichen Vorgänge zwangsläufig in einen Gesamtzusammenhang.“ 27

5.

So sehen wir, wie sich den Urprozessen des Wirtschaftslebens – sozusagen steuernd – die Rechtsprozesse, vermittelt durch das Geld hinzugesellen. Jedes vom Konsumenten ausgegebene Zahlungsmittel (Geld-Werteinheit) verpflichtet einen Produzenten, seine Fähigkeiten an ein bestimmtes Gut zu binden. Letztendlich ist es immer der Verbraucher, der durch seine Kaufentscheidung die Wirtschaftsprozesse steuert.
Arbeit ist eine urmenschliche Fähigkeit. Zum Wesen der Arbeit gehört es, dass die Tätigkeit zielgerichtet und sinnvoll ist. Hiermit erschliesst sich nochmals ein weiterer Bereich mit einer neuen Qualität. Diesen Bereich der Sinngebung, des Ziele-Setzens wollen wir das gesellschaftliche Geistesleben nennen. Das Geistesleben durchdringt alle gesellschaftlichen Bereiche durch ein Geflecht von Leitungsorganen. Hier werden Ziele gesetzt, wird organisiert, erhält die gesamte Tätigkeit ihren Sinn. Gesellschaftliche Erkenntnisorgane schaffen sich einen Einblick in die Situation, Urteilsgrundlagen werden gebildet und die Bildung eines jeden innerhalb des Wirtschaftsorganismus Tätigen wird initiiert.
So zeigt sich der soziale Organismus in dreifacher Gestalt: Das Geistesleben, das immer mit der individuellen Fähigkeiten des Menschen zusammenhängt, das Rechtsleben, das zwischen den Menschen die Beziehungen regelt und das Wirtschaftsleben, in dem alle Menschen gemeinschaftlich an den zukünftigen Erdenzielen arbeiten.

VI. Lösung der drei Kernprobleme der globalen Industriegesellschaft

1.

Hier wurde versucht, den modernen sozialen Organismus eidetisch, nach seinem Wesen hin zu beschreiben. Da heute jedoch das soziale Geschehen und insbesondere auch die Geldprozesse mit Begriffen und Vorstellungen belegt werden, die nicht aus dem Wesen der Sache erfolgen, sondern von Ideologien geprägt sind, ergaben sich daraus Handhabungen, die grosse soziale Schäden und Probleme in den fortgeschrittenen Gesellschaften wie auch in den sich entwickelnden Ländern hervorgerufen haben, die aber trotzdem noch immer zu den Grundpfeilern der neoliberalen Globalisierungsideologie gehören: die Begriffe (Privat-) Eigentum an Produktionsmitteln, Profit als Wirtschaftsantrieb oder in der neoliberalen Sprache der „shareholder value“ und die Lohnarbeit (Arbeitskraft als Ware).

2.

Diese Begriffe entstammen alle tauschwirtschaftlichen Verhältnissen, die mit dem Heraufkommen der Neuzeit durch die Wirklichkeit der modernen Wirtschaft längst überholt sind. In der Industriegesellschaft und noch mehr in der postindustriellen Gesellschaft, der Fähigkeiten- oder Unternehmerwirtschaft, sind sie völlig sinnwidrig geworden. „Nicht aus irgendeiner sozialreformerischen Ideologie heraus, sondern aus dem Hinblicken auf die Tatsachenwelt und ihre immanente Wesensordnung muss ausgesprochen werden, dass jene drei fundamentalen Begriffe, indem sie im Produktionsbereich der Unternehmen wirken, das freie Gestalten des sozialen Organismus hemmen, ja geradezu unmöglich machen.“ 28

3.

Die Produktionsmittel der Unternehmen – im übrigen genau wie Grund und Boden – sind nicht konsumierbar. Sie gehen an keiner Stelle eine Synthese mit dem Geld ein. Sie werden nicht gekauft und nicht verkauft im eigentlichen Sinne; sie gehören zum gesamten Arbeitssystem des betreffenden Unternehmens oder besser Unternehmenszusammenhanges. Ihr Entstehen verdanken sie der Berechtigung zum Einsatz von Fähigkeiten, die – gleichsam im Auftrag der Konsumenten – von den assoziativ zusammenwirkenden Banken ausgesprochen wird.
Privateigentum kann es nur dort geben, wo Waren gekauft oder getauscht werden, also im Bereich der Konsumenten. Im Bereich der Unternehmen können die Produktionsmittel weder Privateigentum noch Staats- oder Gemeineigentum sein. Der Eigentumsbegriff hat hier überhaupt keinen Sinn. Den freien Unternehmen (Arbeitskollektiven) kann nur ein freies Nutzungsrecht zugestanden werden.
Die Produktionsmittel an sich stellen keinen wirtschaftlichen Wert dar. Erst wenn Menschen mit ihrem Sachverstand und ihren Fähigkeiten aus freier Initiative damit tätig werden, können sie fruchtbar für das Wirtschaftsleben eingesetzt werden. Hier müsste ein neuer Begriff von „Unternehmereigentum“ gebildet werden, der es den Unternehmern ermöglicht, seine freie Initiative, seine Kreativität mit den entsprechenden Produktionsmitteln auszustatten, d.h. dass er voll und selbstverantwortlich darüber verfügen kann. Keinen Sinn macht es jedoch, diese Produktionsmittel willkürlich zu verkaufen oder zu vererben. 29

4.

Der zweite der sinnwidrigen Begriffe ist der seit Adam Smith zum Dogma erhobene Profit als Wirtschaftsantrieb, der von den neoliberalistischen Ideologen und Wirtschaftspraktikern zur obersten Priorität erhobene „shareholder value“. Obwohl gerade dieser rücksichtslose Egoismus sich in der Entwicklung selbst ad absurdum geführt hat, wird er bis heute, oder sogar heute mehr als zuvor als grosses Ideal der liberalen Gesellschaftsideologie exponiert. Natürlich wäre es unsinnig den Egoismus als eine der menschlichen Qualitäten zu verleugnen. Aber der Mensch hat neben dem Egoismus auch viele andere Qualitäten, die er entwickeln kann. Es ist einfach absurd den Egoismus und das Profitinteresse als oberstes Ziel unserer Gesellschaft zu postulieren und sich dann darüber zu beklagen, dass eben die Menschen in unserer Gesellschaft alle so egoistisch seien.

4.1

Das Geld, das aus dem Verkauf von Waren zu den Unternehmen zurückströmt, hat keine Beziehung mehr zu irgendeinem Wirtschaftsgut. Der Überschuss der Einnahmen über die Ausgaben kann demzufolge kein Verfügungsrecht über irgendeinen Wirtschaftswert begründen. Es kann also das Erzielen eines solchen Gewinns nicht die Wirtschaftsabsicht sein, so wie dies die heutige Wirtschaft aus ihren tauschwirtschaftlichen Begriffsbildungen heraus praktiziert. Diese Absicht kann doch nur sein, qualitativ hochwertige Waren mit möglichst wenig Aufwand an Arbeit und Ressourcen im Hinblick auf den Bedarf der Konsumenten unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen zu produzieren. An die Stelle des materiellen Anreizes wird das Interesse am anderen, bedürftigen Menschen treten können. Dazu bedarf es aber der Vermittlung von Einsichten in den Gesamtzusammenhang der sozialen Verhältnisse und in das menschliche Wesen.

4.2

Rudolf Steiner hat in einer grundlegenden Darstellung eines Postmaterialismus den Menschen als widersprüchliches Wesen geschildert, mit sozialen aber auch mit antisozialen Trieben.

„Nicht darum handelt es sich, Rezepte zu finden, um die antisozialen Triebe zu bekämpfen, sondern darauf kommt es an, die gesellschaftlichen Einrichtungen, die Struktur, die Organisation desjenigen, was ausserhalb des menschlichen Individuums liegt, was das menschliche Individuum nicht umfasst, so zu gestalten, so einzurichten, dass ein Gegengewicht da ist für dasjenige, was im Innern des Menschen als antisozialer Trieb wirkt... Im griechisch-lateinischen Zeitalter konnte noch das Sklaventum herrschen, da war der eine der Herr, der andere der Sklave, da waren die Menschen eingeteilt. Heute haben wir als Rest gerade dasjenige, was den Proletarier in solche Aufregung versetzt: dass seine Arbeitskraft Ware ist, dass also etwas, was in ihm ist, noch äusserlich organisiert ist. Das muss weg. Und nur dasjenige kann sozial gegliedert werden, was nicht am Menschen hängt: seine Position, der Ort, an dem er hingestellt ist: nicht etwas, was in ihm selbst ist…“ 30

5.

Damit sind wir bei dem dritten obsoleten Begriff, der noch aus tauschwirtschaftlichen Verhältnissen herrührt, dem Begriff der Lohnarbeit, angekommen. Mit ihm stehen die wichtigsten sozialen Konflikte und Probleme der Anfänge der Industriegesellschaft bis in die heutige Zeit direkt im Zusammenhang. Die Forderung von Karl Marx, Arbeitskraft darf nicht zur Ware werden, resultiert aus diesen Lohnarbeitsverhältnissen. Der moderne Mensch fühlt sich durch sie in seiner Menschenwürde verletzt.

5.1

In Wirklichkeit ist das Einkommen-Geben an die Mitarbeiter – und an den Unternehmer selbst - überhaupt kein Wirtschafts-, sondern ein Rechtsvorgang. Ein Kauf oder Tausch der Arbeit widerspricht der modernen Unternehmenswirtschaft. Es kann sich doch nur darum handeln, allen Mitarbeitern im Rahmen des sozialen Ganzen ein gerechtes Einkommen zu gewährleisten. Der Vorgang des Einkommens-Gebens muss aus dem Wirtschaftsleben herausgehoben werden in die Sphäre des Rechtslebens. Jeder Mensch (und zwar global auf der ganzen Erde) hat ein Recht auf ein Einkommen, damit er ein menschenwürdiges Auskommen hat. Erst wenn für die Bedingungen des menschlichen Daseins gesorgt ist, kann dieser überhaupt seine Fähigkeiten den Mitmenschen zur Verfügung stellen.

„Die gesellschaftliche Organisation der Arbeit ist heute noch weit entfernt, die kulturelle und geistige Dimension der Arbeit zur Entfaltung zu bringen. Die Würde des Menschen als geistiges Wesen wird in der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit keineswegs anerkannt. Sonst wäre es undenkbar, dass die Arbeitskraft als Ware behandelt wird.“ 31

6.

So können durch ein ideologiefreies Beschreiben der Tatsachenwelt die Wesensstrukturen unserer gegenwärtigen globalen Wirtschaftsverhältnisse erkannt werden, die aus sich heraus eine Lösung der grossen sozialen Konflikte ermöglichen.
Man kann sehen, wie aus einem gewandelten Geld- und Kapitalbegriff der Ansatz zur Lösung vieler Fragen und Probleme gefunden werden kann. Es bedarf aber zum sozialen Wandel neben diesem Erkenntnisprozess auch die soziale Aufklärung, damit eine genügend grosse Zahl von Menschen Druck erzeugt, damit diese dem Leben abgelesenen Ideen auch Eingang in die soziale Praxis finden.
Joseph Beuys, der grosse Künstler des letzten Jahrhunderts, hat – in Gemeinschaft mit zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - viele und grossartige Beispiele einer solchen volkspädagogischen Bewegung gegeben. 1977 hat er in einem Vortrag in treffender Weise die sozialen Kernprobleme der gegenwärtigen Zeitepoche zusammengefasst: „Jede Arbeit ist durch den Kunstbegriff gekennzeichnet. Der erweiterte Kunstbegriff ist gleichzeitig der Ökonomiebegriff. Oder: Der Ökonomiebegriff, die Arbeit, ist auch der Kunstbegriff, konkret das Kapital. Es bedarf nur der Rechtsregelung, um das Geld aus seinem Warencharakter zu befreien und zu einem Rechtsregulator für die Arbeit zu machen. Profit, Eigentum und Lohnabhängigkeit als Ideologien der kapitalistischen Systeme werden verschwinden.“ 32

VII. Fazit – Eine andere Welt ist möglich

So erleben wir uns in einer Welt, die grosse Gefahren, aber auch grosse Möglichkeiten in sich birgt. Wir müssen uns mehr und mehr befähigen, nicht nur die Gefährdungen in der Welt zu sehen, sondern auch die positiven Entwicklungstendenzen in den problematischen Erscheinungen aufzuspüren und ihnen zum Durchbruch zu verhelfen. Solche Tendenzen erlebend zu erkennen und sich mit seinem Willen in den Dienste einer solchen eine neue, eine menschlichere Wirklichkeit schaffenden Bewegung zu stellen, wäre Bedingung für die Entwicklung einer Welt, die dem Zeitalter des Postmaterialismus entspräche.

Die alles überragende Traditionen, auf denen Europa gründet, sind aber bis zum heutigen Tag die Werte der Aufklärung und der grossen Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Auch ein zusammenwachsendes Europa wird keine besseren Grundwerte finden. Nur wenn die europäischen Staaten in der Europäischen Union als neuem Subjekt der Politik des 21. Jahrhunderts zusammenfinden – auf der Grundlage des neuen Gesellschaftsvertrages und der entstehenden europäischen Demokratie -, werden sie ihre Rolle im Zeitalter des Globalismus finden und spielen können. Und nur so werden sie auch ihre Eigenständigkeit und ihre recht eigenen Traditionen bewahren können. Dies ist der eigentliche politische Sinn der gemeinsamen europäischen Währung und zugleich Europas historische Antwort auf das 21. Jahrhundert und das Zeitalter des Globalismus.“ 33

1.

Den Fortschrittsgrad einer Gesellschaft kann man daran messen, wie weit menschliche Fähigkeiten und Bedürfnisse individualisiert wurden, d.h. wie weit Menschen - in globaler Zusammenarbeit - aus ihrer Freiheit heraus für andere Menschen tätig werden können und wollen. – Libertê.

2.

Arbeitsteilung, Fremdversorgung, kollektive Produktionsweise sind die Prinzipien der modernen Wirtschaftsgesellschaft. Kein Gebiet der Erde ist heute mehr in der Lage sich selbst zu versorgen. Nur eine umfassende, erdumfassende Zusammenarbeit kann den Bedingungen der postindustriellen Produktionsweise gerecht werden und somit die Grundlage für eine postmaterialistische Weltordnung abgeben. Die „global players“ wissen dies, sie müssen sich nur noch von der Repression des „shareholder value“-Denkens und der Ideologie des egoistischen Profitstrebens verabschieden. Die Globalisierung wird weiter fortschreiten. Soll sie jedoch das Mass des Menschen erlangen und somit die Würde des Menschen bewahren und immer mehr verwirklichen, so muss sie von der Ideologie des Neoliberalismus befreit werden. Die moderne Produktionsweise, nämlich das umfassende Tätig-Sein für eine andere Menschengruppe oder einen anderen Menschen, erfordert das ökonomische Funktionsprinzip der solidarischen oder brüderlichen (geschwisterlichen) Zusammenarbeit. – Fraternitê. Nicht von ungefähr beschreibt John Kenneth Gallbraith „Die solidarische Gesellschaft“ (Hamburg 1998) als Wirklichkeit. Auch Joschka Fischer bekennt sich zu einer solchen Entwicklung der Solidarität und Gerechtigkeit:

„Es gibt zwei unterschiedliche politische Angebote für diese nicht aufzuschiebende Modernisierung: die neoliberale Modernisierung und die sozialökologische Modernisierung... der Neoliberalismus setzt dabei auf Besitzegoismus und Konflikt, der Sozialökologismus auf Solidarität und Konsens. Der Neoliberalismus verheisst kurzfristigen Gewinn, auf mittlere Sicht wird er in seinen Folgekosten extrem teuer werden und politisch unkalkulierbar werden. Der Sozialökologismus hingegen muss die Bereitschaft der Menschen zur Übernahme kurzfristiger Mehrbelastungen gewinnen, um auf mittlere Sicht die Erträge der Reforminvestitionen in die ökologische und soziale Erneuerung des Landes geniessen zu können… Solidarität und Gerechtigkeit werden die elementaren Werte dieser Modernisierung sein müssen.“ 34

3.

Das Strömen der Wirtschaftswerte, deren Entstehen oben beschrieben wurde, ist begleitet von den Rechtsvorgängen des zur Mitarbeit Verpflichtens der „Werktätigen“ beziehungsweise des Berechtigens zum Bezug der produzierten Güter und Leistungen durch die Konsumenten. Diese Rechtsvorgänge werden vermittelt durch das Geld. Das Geld als Rechtselement reguliert diese Beziehungen – das Geld wie unser gesamtes Rechtsleben muss auf eine demokratische Grundlage gestellt werden. So können die Rechtsvorgänge in einem neuen „Vertragen“ nach dem Masse der Gleichheit gestaltet werden. – Egalitê.

4.

Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit sind die Funktionsprinzipien einer modernen, auf Selbstverwaltung aufgebauten Gesellschaft. Diese kann nur dann das Mass des Menschen erhalten, wenn sie seinem Wesen entsprechend gegliedert wird: Freiheit im Geistesleben, Gleichheit im Rechtsleben, Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben (Rudolf Steiner). Oder man kann auch die Formulierungen des Prager Frühlings übernehmen und das Ziel als einen „Sozialismus mit dem Antlitz des Menschen“ beschreiben. Eine solche Gesellschaft wird auch eine regional gegliederte und entsprechend differenzierte globale Weltgesellschaft sein.

Bewusstsein, das die Welt nicht nur zu fotografieren, sondern zu verändern vermag, verlangt Erkennen und Umsetzung des Erkennens in Willensentscheidungen und Initiativen. Oder glaubt irgendwer, soziales Handeln gehe aus biochemischen und elektromagnetischen Reaktionen hervor? Wenn wir die soziale Frage als Bewusstseinsfrage ernst nehmen, müssen wir erst wieder lernen, uns als Menschen in unserer geistigen Eigentlichkeit zu erkennen und anzuerkennen. Nur dann erhält unser Bewusstsein ein Fundament, das zu einer Hoffnung für die Zukunft werden kann. Dann wird es wohl auch gelingen, Natur und Geld zu einem vernünftigen Zusammenhang zu verhelfen.“ 35

Erst wenn eine genügend grosse Zahl von Menschen aus solchen neuen Einsichten heraus die Gestaltung der Welt in die Hand nehmen wird, werden wir eine wirkliche Gesundung der sozialen Verhältnisse erfahren können. Das Aufleben und starke wachsen der weltweiten Zivilgesellschaftsbewegung kann einem nur ermutigen. „Crêativitê au Pouvoir“, die Kreativität an die Macht,war der Slogan der Pariser Mai-Revolte 1968. Dieser Kampfruf gilt heute noch mehr. Das Durchschauen und Erkennen der sozialen Entwicklungstendenzen und Prozesse ist die eine Seite, das künstlerische und kreative Entwickeln neuer sozialer Formen muss hinzukommen. Dann kann gemeinsam mit den andern Menschen, die eines guten Willens sind, eine andere, bessere, dem Menschen gemässere Welt geschaffen werden.
Es kann sich nicht darum handeln, einen paradiesischen Zustand anzustreben, sondern die Krankheitsherde unserer Gesellschaft zu beseitigen, damit sich der soziale Organismus seinem Wesen entsprechend in einer gesunden Weise entwickeln kann. Alle Menschen die daran mitwirken, sind Mitgestalter, Mit-Künstler an der sozialen Skulptur. So ist es kein Zufall, dass am Ende dieser Ausführungen das Wort eines der bedeutendsten Künstler des letzten Jahrhunderts stehen soll:

Erst unter der Bedingung einer radikalen Begriffserweiterung gerät Kunst und die Arbeit mit ihr in die Möglichkeit, heute das zu bewirken, was beweist, dass sie die einzige bewirkende evolutionäre Kraft ist, die fähig wird, repressive Wirkungen eines vergreisten und auf der Todeslinie weiter wurstelnden Gesellschaftssystems zu entbilden, um zu bilden: EINEN SOZIALEN ORGANISMUS ALS KUNSTWERK… JEDER MENSCH IST EIN KÜNSTLER, der aus seiner Freiheit, denn das ist die Position der Freiheit, die er unmittelbar erlebt, die andere Position im GESAMTKUNSTWERK ZUKÜNFTIGE GESELLSCHAFTSORDNUNG bestimmen lernt. Selbstbestimmung und Mitbestimmung im kulturellen Bereich (Freiheit), in der Rechtsstruktur (Demokratie) und im Wirtschaftsbereich (Sozialismus), Selbstverwaltung und Entflechtung (Dreigliederung) findet statt: DER FREIE DEMOKRATISCHE SOZIALISMUS.“ 36

Anhang

Exkurs:

Verständigung über einige erkenntnistheoretische Grundfragen als Grundlage für eine postmaterialistische Erkenntnispraxis

1.

Wir treten als fragende Wesen einer uns gegebenen Welt gegenüber. Jedem Erkenntnisakt geht ein solches Zerfallen der Welt, in die gegebene Welt und das aus ihr herausfallende erkennende Subjekt, voraus. Eine Fülle von Wahrnehmungen dringt auf uns ein. Mannigfaltiger Farben und Formen werden wir gewahr. Solange wir uns unseres Denkens enthalten, bleibt uns diese Welt chaotisch, ungeordnet, unerschlossen. Ein Unbehagen bemächtigt sich unser; wir fühlen uns unwohl in dieser „unerkannten“ Welt. Diese Welt der Erfahrung bleibt ohne Wertigkeit. Jedes Ordnen ist schon das Ergebnis einer denkenden Tätigkeit. Alles bleibt zunächst diffus: es gibt kein Nah und Fern, kein Gross und Klein, kein Hinten und Vorne. Wir selbst sind Teil der gegebenen Welt. Erst als Erkennendes Subjekt rücken wir uns aus dieser Welt des gegebenen heraus.

2.

Alles Wahrnehmen bezieht sich auf etwas Gewordenes, Abgeschlossenes. An unseren Wahrnehmungen bilden sich unsere Vorstellungen, die wir als subjektiv geprägte Bilder der gegebenen Welt betrachten können. Das naive Bewusstsein nennt diesen Vorgang des Vorstellens „Denken“. In Wirklichkeit befinden wir uns aber noch in einer Vorstufe. Manche Menschen mögen nur diese Form des Denkens kennen, und sie sind zufrieden, wenn sie die Erscheinungen der Welt mit ihrer subjektiven Vorstellungswelt in Einklang bringen oder die ihnen gegebene Welt benennen können.

3.

Mitnichten können wir hier schon von einem wirklichen Denken sprechen. Das Denken – soweit es sich selbst versteht – sucht in der Tatsachenwelt „immanente Ideenstrukturen“ und wird somit ebenfalls zu einem Element der Wahrnehmung. Die Wahrnehmung liegt allerdings jetzt nicht mehr in der materiell gegebenen und gewordenen Welt, sondern in der vom Denken zugleich geschöpften als auch wahrnehmbaren Ideenwelt. Das Denken, zugleich Wahrnehmungs- wie auch Erkenntnisorgan, wendet sich also nicht mehr nur der gewordenen, abgeschlossenen Welt zu, vielmehr beginnt es das Werdende zu gewahren, es nimmt die Schaffenswelt, die Wesenswelt wahr. Das Denken beobachtet Prozesse. Es sieht, wie sich die Dinge entwickeln, wie sie werden. Sind diese Dinge erst einmal in der sinnlichen Welt erschienen, dann sind sie abgeschlossen und fixiert. Erst unser Denken ermöglicht es, diese gewordene Welt mit unseren Sinnen so zu betrachten, dass wir in der Erscheinung die Werdeprozesse finden, dass wir in der erstorbenen Welt den lebendigen Prozess sehen, der zu diesem Ende geführt hat.

4.

Das Denken wendet sich dem Gesetzmässigen, den allgemeingültigen, den objektiven Formen des Werdens zu. Aus diesem gesetzmässig Kraftenden lässt sich die ganze Welt des Erscheinenden ableiten. Alles, was erscheint, muss in dieser Gesetzmässigkeit enthalten sein, sonst wurde das Gesetz nicht richtig erfasst. Es wäre aber ein völliges Missverstehen, dieses Gesetz als etwas Abstrakt-Totes zu betrachten. Es ist vielmehr das Lebendige schlechthin. Dieses lebendig Kraftende ist dasjenige, was alle gewordenen Formen hervorgebracht hat, hervorbringt und auch in Zukunft hervorbringen wird.
Goethe als einer der ersten postmaterialistischen Erkenntnispraktiker hat diese Elemente der Wesenswelt mit Urbild, Urphänomen oder Typus bezeichnet, und der vielleicht wichtigste Goetheforscher des neunzehnten Jahrhunderts, Rudolf Steiner, formuliert im Anschluss an Goethe: „Das Gewahrwerden der Idee in der Wirklichkeit ist die wahre Kommunion des Menschen.“ (Rudolf Steiner, Goethes Naturwissenschaftliche Schriften, Stuttgart 1962, S. 89)

5.

Ein Problem bleibt noch zu erörtern. Unsere Sprache hat sich an der Welt der Erscheinungen gebildet. Erschliesst uns unser Denken jetzt die Wesenswelt, so steht uns dafür zunächst keine Sprache zur Verfügung. Begriffe lassen sich nicht unmittelbar in Worte aussprechen. Mit den Worten kann nur ein Weg beschrieben werden, damit dann jeder Mensch, der bereit ist, diesen Weg zu beschreiten, auf dem Schauplatz seines eigenen Bewusstseins durch ein energisches Denken diesen Begriff selbst wahrnimmt.37 Auch hier wird oftmals das Vorstellen mit begrifflichem Denken verwechselt. Die Vorstellung ist nur eine gespiegelte Form der gewordenen Welt. Vorstellungen sind abgeschlossen, tot. Das begriffliche Denken bedeutet jedoch Gewahr-Werden der lebendigen Welt in ihrer gesetzmässigen Form. D. h. Begriffe sind niemals fixiert vorhanden. Man muss sie durch Willenanstrengung immer wieder hervorrufen. Deshalb ist das Üben des lebendigen Denkens immer auch eine anstrengende Willensschulung.

6.

Damit haben wir auch ganz allgemein die Aufgabe des Wissenschaftlers beschrieben: die gegebene Welt mit allen (möglichen) Sinnen in den vielfältigsten Erscheinungsformen wahrzunehmen und durch ein energisches Denken die schaffenden Kräfte in ihrer gesetzmässigen Form zu finden. Das aber heisst, die Wahrnehmungswelt wird durch das Hinzufügen der Ideenwelt im menschlichen Denken erst zu einer vollen Wirklichkeit vervollständigt.

6.1

Dies gilt natürlich auch für die soziale Welt. Auch hier treten wir zunächst dem Gewordenen gegenüber. Wir nehmen Funktionen, Beziehungen und Strukturen im zwischenmenschlichen Bereich wahr. Organisationen und Institutionen haben sich im historischen Prozess herausgebildet. Diesem Gewordenen treten wir wiederum als erkennende Wesen gegenüber. Dabei können wir mit unserem Denken die Gesetzmässigkeiten erfassen. Natürlich erscheinen diese „sozialen“ Gesetzmässigkeiten in der sozialen Welt in sehr verschiedenen Formen. Oft verblüfft es, dass hinter einer mehr privatwirtschaftlich orientierten Form dasselbe Grundprinzip steht wie hinter einer zentralistischen, staatswirtschaftlichen. Erst eine wirkliche Wesenserkenntnis lässt einen die Phänomene richtig verstehen und diagnostizieren. Der Sozialwissenschaftler wendet sich also den sozialen Phänomenen als einem objektiv Gewordenen genauso zu, wie dies ein Naturwissenschaftler gegenüber dem Naturreiche tut, wenn auch die soziale Welt erst durch den Menschen geschaffen wurde.

6.2

Hier tritt nun aber ein weiteres Phänomen auf. Neben dieser „aktualisierten“ sozialen Welt, die eben so ist, wie sie ist, steckt im Menschen noch eine potentielle Welt, die in ihm als volle Möglichkeit schon vorhanden ist, die aber erst in der Morgenröte einer heraufdämmernden Zukunft als „Aktualität“ in ihm erscheint. So wie der Mensch in einem freien Denkakt die Gesetzmässigkeiten der erscheinenden Welt erfahren kann, so kann er sich die Motive seines Handelns ebenfalls in einem freien schöpferischen Akt setzen.38 Kein fremdbestimmtes Motiv fliesst darin ein. Das Motiv und die Tat werden durch eigne kreative Setzungen des Individuums erzeugt. Eine solche freie Tat schafft neue Wirklichkeiten, die sich aus der Vergangenheit nicht ableiten lassen. Nur einzelnen Individuen und nur in einzelnen Handlungen ist das heute möglich. Aber als Potentialität steckt es in jedem Menschen; es kann Schritt für Schritt entfaltet werden.

7.

So stehen wir als Mensch in der Polarität zwischen dem Vergangenheitsaspekt (wir treten der gewordenen Welt erkennend gegenüber) und dem Zukunftsaspekt (wir greifen in einem freien Akt die Motive unseres Handelns und gestalten die Welt neu). In der sozialen Kunst können diese beiden Elemente zusammengeführt werden: Die bestehenden sozialen Verhältnisse, die menschlichen Beziehungen und Organisationen sind das plastische Material, mit dem der Künstler („Jeder Mensch ein Künstler!“, Joseph Beuys) zu arbeiten hat und deren Gesetzmässigkeiten er selbstverständlich kennen muss. Die „schöne“, künstlerische soziale Form ist es, die es zu schaffen gilt. Die sozialen Fähigkeiten, die wir uns erworben haben, entsprechen dem handwerklichen Können des Künstlers. Die Idee, nach der wir hinarbeiten, entspringt den Gesetzmässigkeiten des Sozialen. Es bedarf jedoch der künstlerischen Intuition, mit den anderen Menschen zusammen, zum rechten Zeitpunkt, das Richtige zu tun. So kann im Zusammenwirken freier Individuen der soziale Organismus oder Teile davon als Kunstwerk erscheinen. Es geht nicht darum, ein „Utopia“ zu schaffen, sondern die Welt nach ihren Gesetzmässigkeiten so umzugestalten, dass sie den „schönen Schein“ (Schiller) einer dem Menschen würdigen Gesellschaft erhält.
Kunst und Wissenschaft entspringen einer Quelle. Beiden geht es um die Offenbarung der Urgesetze der Welt. Goethe fasst hier wieder treffend zusammen: „Ich denke, Wissenschaft könnte man die Kenntnis des Allgemeinen nennen, das abgezogene Wissen. Kunst dagegen wäre Wissenschaft zur Tat verwendet. Wissenschaft wäre Vernunft und Kunst ihr Mechanismus, deshalb man sie auch praktische Wissenschaft nennen könnte. Und so wäre denn endlich Wissenschaft das Theorem, Kunst das Problem.“ (Goethe, zitiert nach Rudolf Steiner, Goethes Naturwissenschaftliche Schriften, Stuttgart 1962, S. 62)

Literatur:

Attac Deutschland Eine andere Welt ist möglich! Dokumentation des Attac-Kongresses vom 19.-21.10.2001 in Berlin, Hamburg 2002

Beck, Ulrich (Hrsg.) Die Modernisierung der Moderne, Frankfurt am Main 2001 Was ist Globalisierung? Irrtümer des Globalismus – Antworten auf Globalisierung, Frankfurt 1997

Beuys, Joseph Ich durchsuche Feldcharakter, und Eintritt in ein Lebewesen, in Harlan/Rappmann/Schata, Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys, Achberg 1976 Was ist Geld? Eine Podiumsdiskussion. Mit einem Anhang von Ulrich Rösch, Man kann Joseph Beuys erst verstehen, wenn man ihn schon verstanden hat. Erläuterungen zum Geld- und Kapitalbegriff von Joseph Beuys. Wangen 1991

Büchele, Herwig Wohlgenannt, Lieselotte Grundeinkommen ohne Arbeit – Auf dem Weg zu einer kommunikativen Gesellschaft, Wien 1985

Chatterjee, Niranjan D. Der Abgrund zwischen Reich und Arm und die Globalisierung, Dokumentation der Uni GH Kassel 2003, Original in Englisch, The Rich-Poor Gap and Globalization, Ontario 2002

Chomsky, Noam Profit Over People. Neoliberalismus und globale Weltordnung, Hamburg 2000

Carlgren, Frans Wenn die Staaten unregierbar werden – Gefahren und Chancen, Stuttgart 1997

Fischer, Joschka Für einen neuen Gesellschaftsvertrag – Eine politische Antwort auf die globale Revolution, Köln 1998

Forrester, Viviane Die Diktatur des Profits, München 2001

Galbraith, John Kenneth Die solidarische Gesellschaft, Hamburg 1998

Galtung, Johan Die andere Globalisierung – Perspektiven für eine zivilisierte Weltgesellschaft im 21. Jahrhundert, Münster 1998 Der Preis der Modernisierung- Struktur und Kultur im Weltsystem, Wien 1997 Die Zukunft der Menschenrechte. Vision: Verständigung zwischen den Kulturen. Frankfurt 2000

Gorbatschow, Michail Das Neue Denken – Politik im Zeitalter der Globalisierung, München 1997

Grefe, Christiane Greffrath, Mathias Schumann, Harald attac – Was wollen die Globalisierungskritiker? Berlin 2002

Havel, Vaclav Moral in Zeiten der Globalisierung, Reinbek bei Hamburg 1998

Heidt, Wilfried (Hg) Abschied vom Wachstumswahn - Ökologischer Humanismus als Alternative zur Plünderung des Planeten, Achberg 1980

Heidt, Wilfried Die Chance der Befreiung. Ideen zur Emanzipation der Gesellschaft von den sie beherrschenden Mächten. Ein Projekt, Achberg 1981 und 2002

Herrmannstorfer, Udo Schein-Marktwirtschaft. Die Unverkäuflichkeit von Arbeit, Boden und Kapital, Stuttgart 1991

Jung, Ruth Attac: Sand im Getriebe, Hamburg 2002

Mander, Jerry Goldsmith, Edward Schwarzbuch Globalisierung – Eine fatale Entwicklung mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern, München 2002

Martin, Hans-Peter Schumann, Harald Die Globalisierungsfalle – Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand, Reinbek bei Hamburg, 1996

Khor, Martin Globalisierung gerecht gestalten, Ökonomische Alternativen und politische Optionen. Eine Aufforderung zum Umdenken aus der Perspektive des Südens, Stuttgart 2002

Löbl, Eugen Wirtschaft am Wendepunkt - Wegweiser in eine soziale Zukunft ohne Inflation und Arbeitslosigkeit, Achberg/Köln 1975

Mies, Maria Globalisierung von unten, Der Kampf gegen die Herrschaft der Konzerne, Hamburg 2001

Perlas Nicanor Die Globalisierung gestalten – Zivilgesellschaft, Kulturkraft und Dreigliederung, Frankfurt am Main 2000

Riffkin, Jeremy Access. Das Verschwinden des Eigentums, Frankfurt 2000

Rösch, Ulrich Von der Sozialwissenschaft zur sozialen Kunst. In Rappmann, Rainer (Hrsg.), Die Kunst des sozialen Bauens, Wangen 1993

Roy, Arundhati Das Ende der Illusion – Politische Einmischungen, München 1999 Power Politics – The Reincarnation of Rumpelstiltskin, Kottayam 2001 In Deutsch: Die Politik der Macht, München 2002

Safranski, Rüdiger Wieviel Globalisierung verträgt der Mensch? München 2003 Schily, Otto Flora, Fauna und Finanzen – Über die Wechselbeziehung von Natur und Geld, Hamburg 1994

Schmundt, Wilhelm Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, Dornach 1968 und Wangen 1996 Zeitgemässe Wirtschaftsgesetze – Über die Rechtsgrundlagen einer nachkapitalistischen freien Unternehmensordnung, Achberg 1975

Steiner, Rudolf Die Philosophie der Freiheit. Grundzüge einer modernen Weltanschauung, Dornach 1986 Geisteswissenschaft und soziale Frage, Dornach 1989 Die Kardinalfrage des Wirtschaftslebens, Dornach 1984 Die sozialen Grundforderungen unserer Zeit, Dornach 1990 Aufgaben einer neuen Wirtschaftswissenschaft - Nationalökonomischer Kurs, Dornach 2002

Stiglitz, Joseph Die Schatten der Globalisierung, Berlin 2002

Strawe, Christoph Globalisierung betrifft uns alle – Die Welthandelsorganisation, WTO und ihre Abkommen, GATS und TRIPS, Bad Liebenzell 2002


Der Autor:

Ulrich Rösch, 1951 geboren, Studium der Philosophie, Pädagogik. Germanistik und Sozialwissenschaften an den Pädagogischen Hochschulen in Lörrach, Weingarten und den Universitäten Berlin und Konstanz.
Seit der Begründung des Internationalen Kulturzentrums 1971 in Achberg (b. Lindau/Bodensee), insbesondere am dortigen Institut für Sozialforschung und Entwicklungslehre tätig, an dem auch Joseph Beuys, Wilfried Heidt, Leif Holbaek-Hansen, Ossip K. Flechtheim, Eugen Löbl, Wilhelm Schmundt und Ota Sik arbeiteten. Forschungsschwerpunkt: neue Wirtschaftsformen und Organisationsentwicklung.
1976 Gründung der Freien Waldorfschule Wangen im Allgäu, sieben Jahre als geschäftsführender Lehrer tätig. 1982 Gründung und Geschäftsführung eines Textil-Unternehmens, welches ökologische Bekleidung aus biologisch-dynamisch angebauter Baumwolle in Modellprojekten in Indien herstellt.
Lehrtätigkeit an der Pädagogischen Hochschule Weingarten, an der Freien Hochschule Stuttgart (Waldorflehrerseminar), am Humboldt-Kolleg Wangen, am Studiengang „Soziale Skulptur“ Achberg/Wangen, am anthroposophischen Grundstudium und an der Höheren Fachschule für Pädagogik am Goetheanum in Dornach.
Seit 1999 ist Ulrich Rösch für die Sektion für Sozialwissenschaften am Goetheanum als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Koordinator tätig.



1 Folgerichtig kommt Michail Gorbatschow in seinem Buch „Das Neue Denken“ zu der Forderung, es käme darauf an, die Rolle der geistigen Faktoren im Leben der Menschen entschieden zu verstärken und gerade in den allgemeinen menschlichen Werten die Priorität zu sehen; das könne durch eine gestärkte Kultur eine Annäherung von Politik und Moral und damit originelle Lösungswege bringen. Er schreibt: „Letzten Endes muss der vernunftbegabte Mensch sich als globaler Mensch verstehen, als Individuum, das nicht nur für sich selbst und für das Schicksal seiner Gemeinschaft, sondern für den Erdball, für die ganze Menschheit Verantwortung übernimmt. Heute schenkt die Weltöffentlichkeit den Problemen der Rechte des Menschen, der Nationen und Minderheiten große Beachtung. Das ist gerechtfertigt. Ebenso wesentlich ist aber auch die andere Seite der Medaille – die Verantwortung sowohl jedes Individuums als auch jeder nationalen und staatlichen Gemeinschaft vor sich selbst, vor anderen Menschen, anderen Gemeinschaften und vor der ganzen Menschheit. Um diese Verantwortung wir allerdings viel weniger Aufhebens gemacht als um die Rechte... Die Menschheit muss globales Denken entwickeln – diese Forderung steht heute unabweisbar auf der Tagesordnung.“ (Michail Gorbatschow in: Das neue Denken – Politik im Zeitalter der Globalisierung, München 1997, Seite 205) - Und Vâclav Havel zeigte in seiner Rede zur Eröffnung der Konferenz ‚Forum 2000’ am 4. September 1997 in Prag Havel die Perspektive für den mündigen, seiner Weltverantwortung bewussten Bürger einer postmaterialistischen Zeit auf, als er erklärte: „Die Krise der heute so notwendigen globalen Verantwortung hat ihre entscheidende Ursache im Verlust unserer Gewissheit, dass das All, die Natur, das Sie und unser Leben Werke der Schöpfung sind, die von einer bestimmten Absicht geleitet ist, einen bestimmten Sinn hat und ein bestimmtes Ziel verfolgt. Und dass wir zusammen mit dieser Gewissheit folglich auch alle Demut vor dem verloren haben, was über uns hinausweist und uns umgibt.“ (Vâclav Havel, Moral in Zeiten der Globalisierung, Reinbek 1998, S. 227)

2 So wurde in den USA Milton Friedman Berater von Ronald Reagan, in Grossbritannien Friedrich August von Hajek Mentor der „eisernen Lady“ Margret Thatcher. Beide - letzterer in seiner geldpolitischen Variante auch als Monetarismus bezeichnet - halfen dem Liberalismus in einer sog. neoliberalen Variante zu einer neuen ideologischen Blüte.

3 So in Hans-Peter Martin, Harald Schumann, Die Globalisierungsfalle – Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand, Reinbek bei Hamburg, 1996, Seite 154

4 Noam Chomsky, der bekannte Sprachtheoretiker am Massachusetts Institut of Technology wurde nicht zuletzt durch die Globalisierungsentwicklungen zu einem politischen Aktivisten. Auch er spricht dem Neoliberalismus das Innovationselement ab. Er strebe lediglich in neuer Form eine globale Weltordnung an: „Der Ausdruck Neoliberalismus unterstellt ein System von Grundsätzen, das neu ist und zugleich auf klassische liberale Ideen gründet: als Schutzheiliger wird Adam Smith verehrt… Ansonsten sind die Theorien keineswegs neu, die Grundannahmen jedoch weit von jenen Prinzipien entfernt, die seit der Aufklärung das Lebenselement der liberalen Tradition gebildet haben.“ (in “Profit over people. Neoliberalismus und globale Weltordnung“, Hamburg 2000, S. 21)

5 Das ist der Hintergrund für den Gedanken Wilhelm Schmundts, eines der wichtigsten postmaterialistischen Sozialforscher in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, „nicht die Macht der Konzerne, die Macht wesenswidriger Begriffe“ zerstöre „das Freiheitsfundament im sozialen Leben“ (Wilhelm Schmundt in Das Goetheanum Nr. 15/1972) – Auch Joschka Fischer weist auf die Notwendigkeit hin, dass es eine der wichtigsten Aufgaben für die nächste Zeit sein wird, die globale Revolution mit unserem Denken nachzuvollziehen. In dem Buch „Für einen neuen Gesellschaftsvertrag. Eine politische Antwort auf die globale Revolution“, Köln 1998, schreibt er: „Je näher man sich mit der Globalisierung und der damit einhergehenden gegenwärtigen gesellschaftlichen Krise beschäftigt, desto mehr verdichtet sich der Eindruck, dass wir Zeitgenossen noch mit großen Verständigungsproblemen von der ersten postmodernen Revolution der Geschichte stehen und verzweifelt versuchen, diese mit unseren traditionellen Denkmustern, Begriffen und Erfahrungen des zu Ende gehenden europäischen 20. Jahrhunderts zu verstehen. Wir sind gegenwärtig ganz ohne jeden Zweifel Zeugen einer tiefgreifenden Umwälzung, was die Macht-, die Produktions-, die Lebensverhältnisse, die Strukturen, Normen, Institutionen und Kulturen der unterschiedlichen Gesellschaften rund um den Globus betrifft, die in ihrer Wirkungsmächtigkeit keinen Vergleich mit den großen Revolutionen der Moderne zu scheuen braucht.“

6 Dem dafür methodisch wesensgemäßen Weg gilt der Exkurs „Verständigung über einige erkenntnistheoretische Grundfragen als Grundlage für eine postmaterialistische Erkenntnispraxis“ im Anhang dieses Aufsatzes.

7 Ulrich Beck, Was ist Globalisierung?, Frankfurt/Main 1997, S. 42

8 Siehe auch Herwig Büchele, Lieselotte Wohlgenannt, Grundeinkommen ohne Arbeit, Wien 1985

9 Vergleiche auch die interessante Analyse von Niranjan D. Chatterjee, The Rich-Poor Gap and Globalization, Ontario 2002, in deutscher Übersetzung, Der Abgrund zwischen Reich und Arm, Uni GH Kassel 2003

10 Siemens hatte über viele Jahre eine durchschnittlichen Umsatzrendite von 2,7 %. Jetzt will man sich aber auch als global Player einreihen und den neuen Anforderungen der Anteilseigner genügen. „Fortunes Magazine“, das Wirtschaftsmagazin aus den USA gilt als ein zuverlässiger Kenner der weltweit agierenden Finanz- und Wirtschaftsspieler. Auf Platz eins der ertragreichsten Unternehmen wird das nordamerikanisch/kanadische Unternehmen Seagram mit 38 % Umsatzrendite geführt. Zunächst wurden dort die Gewinne mit Whiskey gemacht, heute jedoch mehr und mehr mit der Unterhaltungsindustrie. An zweiter Stelle liegt der europäisch/schweizerische Chemiekonzern Hoffmann la Roche mit 22 % Umsatzrendite. Solche Vorreiter setzen Massstäbe, nach denen sich heute die mächtigen Wirtschaftsführer zu richten haben, wenn sie Teil der Führungselite bleiben wollen.

11 Benjamin R. Barber, Direktor an der Rutgers University in New Jersey, hat den Erfolg dieser gleichmachenden Kultur untersucht: „Der durchschlagende Erfolg der Disney-Kolonialisierung der globalen Kultur beruht auf einer Erscheinung so alt wie die Zivilisation: dem Wettbewerb zwischen schwierig und leicht, langsam und schnell, komplex und einfach. Das jeweils erstere ist mit bewunderten kulturellen Leistungen verbunden, letzteres entspricht unserer Gleichgültigkeit, Abgespanntheit und Trägheit. Disney, McDonalds und MTV appellieren alle ans Leichte, Schnelle und Einfache“ (zitiert nach Martin/Schumann, a. a. O. S. 27ff)

12 Grefe/Greffrath/Schumann, attac – Was wollen die Globalisierungskritiker? Berlin 2002, Seite 9

13 Juliane Meinhold, Globalisierung ist kein Schicksal, in Eine andere Welt ist möglich, Hamburg 2002

14 Harald Schumann, Die Globalisierung folgt den falschen Programmen, in: attac, S. 26

15 Joschka Fischer formuliert in seinem Buch „Für einen neuen Gesellschaftsvertrag“ (S. 172): „Dennoch wird die Globalisierung auch die Europäer zu einer Neudefinition des Verhältnisses von Staat und Gesellschaft zu Lasten des Staates und zugunsten stärkerer Verantwortung der Gesellschaft, von Gruppen und Individuen zwingen.“

16 Eugen Löbl, Wirtschaft am Wendepunkt - Wegweiser in eine soziale Zukunft ohne Inflation und Arbeitslosigkeit, Achberg und Köln 1975, Seite 37

17 Michail Gorbatschow, Das Neue Denken – Politik im Zeitalter der Globalisierung, München 1997, Seite 207

18 Wilhelm Schmundt, Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, Dornach 1968 und Wangen 1994, S. 30

19 Nicanor Perlas, Die Globalisierung gestalten – Zivilgesellschaft, Kulturkraft und Dreigliederung, Frankfurt 2000, Seite 43) („Elite globalization, a distorted form of global economic integration, powered by and benefiting only a few, is unleashing a dangerous blend of economic, ecological, cultural, and political crisis.” (Shaping Globalization: Civil Society, Cultural Power and Threefolding, Quezon City 1999)

20 Johan Galtung, Der Preis der Modernisierung: Struktur und Kultur im Weltsystem, Wien 1997, Seite 9

21 Johan Galtung, Die Zukunft der Menschenrechte, Frankfurt 2000, S. 157

22 Arundhati Roy, Die Politik der Macht, München 2002

23 Arundhati Roy, Die Politik der Macht - Rumpelstilzchens Reinkarnation, München 2002, S. 161 f. Die Lektüre der englischen Originalversion sei empfohlen, weil in der Übersetzung die sprachliche Originalität und Differenziertheit verloren geht.

24 Arundhati Roy a. a. O. S. 196 f

25 Veröffentlicht von AG Friedensforschung an der Uni GH Kassel 2003

26 Wilhelm Schmundt, Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze, Achberg 1980, S. 25

27 Otto Schily, in: Flora, Fauna und Finanzen: über die Wechselbeziehung von Natur und Geld, Hamburg 1994, S. 59

28 Wilhelm Schmundt, Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt, Dornach 1977, S. 30

29 Vgl. auch Jeremy Riffkin, Access. Das Verschwinden des Eigentums, Frankfurt 2000. Hier ist jedoch nicht der Ort die Aktualität, Möglichkeiten und Grenzen von Riffkins Ideen zu diskutieren.

30 Rudolf Steiner, Soziale und antisoziale Triebe im Menschen, Bern 12.12.1918 in: Die sozialen Grundforderungen unserer Zeit, Dornach 1963, S. 165 f

31 Otto Schily, a. a. O. FN 27, S. 222

32 Joseph Beuys, Eintritt in ein Lebewesen, Kassel 1977 in Harlan et al, Soziale Plastik, Achberg 1978, S. 127

33 Joschka Fischer, Eine politische Antwort auf die globale Revolution: Liberté, Egalité, Fraternité oder Der neue Gesellschaftsvertrag., Köln 1998, S. 270

34 Joschka Fischer, Für einen neuen Gesellschaftsvertrag, Hamburg 1998, S. 269

35 Otto Schily, a. a. O. FN 27, S. 327

36 Joseph Beuys, in: Ich durchsuche Feldcharakter, in Harlan et al S. 121

37 Die oben bereits mehrfach zitierte Arundhati Roy gibt dazu einen interessanten Aspekt: „Als Schriftsteller ist man ein Leben lang auf der Reise ins Herz der Sprache und sucht die Kluft zwischen Sprache und Denken wenn nicht aufzuheben, so doch zu verringern: Sprache ist die Haut um mein Denken. (in: Die Politik der Macht, München 2002, S. 168)

38 Vgl. Rudolf Steiner, Die Philosophie der Freiheit, Dornach div. Ausgaben z. B. 1995 Ulrich Rösch, Menschenwürdige Globalisierung