Michael-Zeit ist kosmopolitisch

Quelle: GA 240, S. 296-297, 5. Ausgabe 1992, 27.08.1924, London

Nachdem jene Macht, welche man mit dem christlichen Namen Gabriel bezeichnen kann, drei bis vier Jahrhunderte geherrscht hat als die dirigierende Macht in der europäischen Zivilisation, wurde sie abgelöst - Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts - durch die Michael-Herrschaft, die wiederum drei bis vier Jahrhunderte dauern wird, im Geistesleben der Menschen fortleben und weben und wellen wird und in der wir eben jetzt drinnen stehen.

Wir haben also in unserer Gegenwart immerhin Veranlassung - weil wir selber wiederum in der Michael-Strömung drinnen leben -, wir haben Veranlassung, auf solche Michael-Strömungen hinzuweisen.

Wir finden diese Michael-Strömung, wenn wir in der Zeit, die dem Mysterium von Golgatha hart voranging, hinschauen auf die vom englischen Westen ausgehende, ursprünglich von den Mysterien von Hybernia angeregte Artusströmung. Wir sehen in einer älteren Form diese Michael-Strömung, wenn wir hinblicken auf dasjenige, was Jahrhunderte vor der Entstehung des Mysteriums von Golgatha von Nordgriechenland, von Mazedonien aus, durch jene internationale, jene kosmopolitische Strömung geschehen ist, die an den Namen Alexanders des Großen geknüpft ist und unter dem Einfluß jener Weltanschauung gestanden hat, die unter dem Namen der aristotelischen bekannt ist. Was in der vorchristlichen Zeit sich durch Aristoteles und Alexander abgespielt hat, stand damals so in der Michael-Herrschaft drinnen, wie wir jetzt wiederum in der Michael-Herrschaft drinnen stehen, und dazumal war auf Erden ebenso wie jetzt in dem geistigen Leben der Michael-Impuls. Immer, wenn ein Michael-Impuls in der Erdenmenschheit ist, dann ist die Zeit, wo dasjenige, was in einem Kulturzentrum, in einem spirituellen Zentrum begründet worden ist, über viele Völker der Erde, in allen Gegenden, in denen es möglich ist, ausgebreitet wird.

Das geschah in der vorchristlichen Zeit durch die Alexanderzüge. Da wurde das, was innerhalb der griechischen Kultur gewonnen worden ist, verbreitet über diejenige Menschheit, in der es verbreitet werden konnte. Und wenn man Aristoteles und Alexander gefragt hätte: Woher habt ihr dasjenige, was in euren Herzen sitzt als der Impuls zur Ausbreitung des geistigen Lebens eurer Zeit? - sie würden zwar mit einem anderen Namen, aber im Wesen doch geantwortet haben: Von dem Impuls des Michael, desjenigen, der als Diener Christi von der Sonne aus wirkt. Denn von den verschiedenen Archangeloi, welche abwechselnd die Kultur beherrschen, gehört Michael, der im Alexander-Zeitalter und wiederum in unserem Zeitalter herrscht, der Sonne an. Es gehört derjenige, der dann gefolgt ist auf die Alexander-Zeit, Oriphiel, dem Saturn an. Es gehört derjenige, der dann auf Oriphiel gefolgt ist, Anael, der Venus an. Es gehört derjenige Erzengel, der im 4., 5. Jahrhundert die europäische Zivilisation beherrscht hat, Zachariel, der Jupitersphäre an. Dann kam Raphael aus der Merkursphäre in derjenigen Zeit, in der insbesondere eine Art Medizinkultur-Denkweise im Untergrunde desjenigen blühte, was als europäische Zivilisation sich abspielte. Dann kam Samael so über das 12. Jahrhundert hin. Samael gehört dem Mars an. Dann kam Gabriel, der der Mondensphäre angehört. Und nun trat wiederum seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Michael ein, der der Sonnensphäre angehört. So gehen im Rhythmus fort die Herrschaften über das Geistesleben der Erde durch diese sieben Wesen aus der Hierarchie der Archangeloi.