Illustration wird leicht zum Programm gemacht

Quelle: GA 259, S. 248-249, 1. Ausgabe 1991, 31.01.1923

Heute versammeln wir uns hier, und weil ich gestern hingewiesen habe auf das Konkrete dessen, was uns zusammengeführt hat, wird heute das zum Programm gemacht, was ich gestern nur illustrativ angeführt habe.

Warum findet man nicht die Möglichkeit, etwas, was man vorher überlegt hat, vorzubringen? Warum findet sich nicht die Möglichkeit, ein wesenloses Geschwätz von Frl. Ruben zurückzuweisen? Warum findet sich nicht die Möglichkeit, das zurückzuweisen, was Bock vorgebracht hat und was ich vorgestern zurückweisen mußte? Was ich selbst also zurückweisen mußte? Warum halten wir Versammlungen, ohne daß sich die Persönlichkeiten darauf vorbereiten? Der Grundfehler ist der, daß sich kein Mensch auf das vorbereitet, was er hier vorbringen will. Wenn ein Mensch zeigt, daß er sich vorbereitet hat, dann bringt er es mit Wärme und mit Enthusiasmus vor. Einen Enthusiasmus hat es heute nur im Schimpfen gegeben. Man möchte nur wünschen, daß irgend etwas im Positiven mit Wärme vorgebracht würde! Das ist dasjenige, was man brauchen würde! Und das ist das, was fehlt. Hier herrscht eine Kälte, die das Ungeheuerlichste ist, und die ganze Versammlung hat dieses gemeinsame Charakteristikum, daß sie kalt ist bis zum Exzeß, daß keine Wärme verspürt worden ist!

Wenn man dieses erlebt, kann man nicht glauben, daß man dabei ist, die Gesellschaft fortführen zu können. Man könnte nur konstatieren, daß Sie nicht einmal nachdenken. Das ist das eigentümliche, daß man nicht innerlich Gedanken entwickelt. Heute abend sind alle Stühle zu kurulischen geworden. Wirklich, es ist eine Überraschung gewesen, daß dasjenige, was nur als Illustration von mir vorgebracht wurde, heute abend schon zum « Programm » gemacht worden ist.