Geld wird keine Scheinware mehr, sondern wandelnde Buchführung sein

Quelle: GA 337a, S. 078-079, 1. Ausgabe 1999, 30.05.1919, Stuttgart

Tritt für den «Lohn» Naturalwirtschaft an die Stelle des Geldverkehrs?

Daß der Begriff des Lohnes in der Zukunft keine rechte Bedeutung mehr hat, indem eine Art Vergesellschaftung eintreten wird zwischen dem Handarbeiter und dem geistigen Arbeiter - das habe ich in meinem Buche ausgeführt, auch in Vorträgen vielfach schon angedeutet. Also von einer Rückkehr zur bloßen Naturalwirtschaft kann natürlich nicht die Rede sein. Aber das Geld wird - auch wenn der führende Handelsstaat England an der Goldwährung festhält - zunächst wenigstens im Inlandsverkehr eine andere Bedeutung erhalten. Es wird dasjenige, was heute dem Gelde anhaftet - daß es Ware ist -, das wird wegfallen. Dasjenige, was im Geldwesen vorliegen wird, wird nur eine Art wandelnde Buchhaltung sein über den Warenaustausch der dem Wirtschaftsgebiet angehörenden Menschen. Eine Art aufgeschriebener Guthaben wird man haben in dem, was man als Geldunterlage hat. Und ein Abstreichen dieser Guthaben wird stattfinden, wenn man irgend etwas erlangt, was man zu seinem Bedarf braucht. Eine Art Buchführung, wandelnder Buchführung wird das Geldwesen sein. Das Geld, das heute Ware ist und dessen Gegenwert, das Gold, ja nur eine Scheinware ist, das wird in Zukunft nicht mehr Ware sein.