Wirtschaftliche Korporationen statt Demokratie

Quelle: GA 331, S. 069-070, 1. Ausgabe 1989, 22.05.1919, Stuttgart

Die gesunde Entwicklung der Individualität muß gerade im sozialen Organismus gepflegt werden. Da können Sie nicht demokratisieren, da können Sie nur die Einsicht in die wirkliche Menschenkenntnis walten lassen. Auf dem Boden der Erziehung, des Unterrichtswesens muß etwas ganz Neues eintreten.

Und im Wirtschaftsleben, wollen Sie da demokratisch entscheiden? Etwa wie man Stiefel fabrizieren muß oder Ventile?

Da muß man aus sachlicher Kenntnis heraus Korporationen bilden in bezug auf Produktion und Konsumtion; da müssen sachliche Interessen maßgebend sein. Nach links und nach rechts müssen die rein sachlichen Interessen abgesondert werden, dann bleibt in der Mitte der Boden der Demokratie übrig, auf dem nichts anderes in Betracht kommt als das, was jeder reife, ausgewachsene Mensch von jedem ausgewachsenen, reifen Menschen als gleichem zu fordern hat, und von wo dann das Recht in das Geistesleben und Wirtschaftsleben hineinstrahlt.