Umsetzung der sozialen Dreigliederung braucht drei Zeiträume

Quelle: GA 190, S. 048-056, 3. Ausgabe 1980, 23.03.1919, Dornach

Wir stehen in dem Zeitalter, in dem zum Beispiel der große, gewaltige Umschwung sich vollziehen muß, daß die Menschen von Denkautomaten zu wirklich denkenden Menschen werden. Nicht wahr, es ist schrecklich, wenn man so etwas sagt, denn die Menschen der heutigen Zeit halten sich doch selbstverständlich für denkende Menschen, und wenn man von ihnen verlangt, daß sie erst denkende Menschen werden sollen, dann betrachten sie das mehr oder weniger als eine Beleidigung. Aber es ist dennoch so. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts kam immer mehr das über die Menschen, daß sie zu Denkautomaten geworden sind. Die Menschen überlassen sich gewissermaßen heute den Gedanken, sie beherrschen nicht die Gedanken. Denken Sie sich nur einmal, was das bedeuten würde, wenn Ihnen dasselbe passieren würde mit Bezug auf andere Glieder Ihres Organismus, was den meisten Menschen gegenwärtig passiert mit Bezug auf die Denkorgane. Fragen Sie sich, ob der heutige Mensch sehr geneigt sein kann ich sage: sein kann -, willkürlich mit einem Gedanken zu beginnen, willkürlich mit einem Gedanken abzuschließen? Die Gedanken brodeln heute den Menschen durch den Kopf. Sie können sich ihrer nicht erwehren, sie geben sich ihnen automatisch hin. Da steigt ein Gedanke auf, der andere geht fort, das zuckt und blitzt durch den Kopf, und die Menschen denken so, daß man eigentlich am besten sagen könnte, es denkt in den Menschen. Denken Sie sich, wenn dasselbe den Menschen passieren würde in bezug auf ihre Arme und Beine, wenn sie diese ebensowenig beherrschen würden, wie sie ihr Denken beherrschen. Denken Sie sich, ein Mensch würde sich heute auf den Straßen mit

den Armen so benehmen, wie er sich mit dem Denkorgan benimmt! Sie können sich vorstellen, was alles an Gedanken durch den Kopf eines Menschen zuckt, wenn er über die Straße geht, und nun denken Sie sich, er würde fortwährend mit den Händen und Armen fuchteln wie mit seinen Gedanken, oder gar mit den Beinen! Und dennoch, vor dieser Epoche stehen wir, vor welcher die Menschen lernen müssen, ebenso Gewalt zu haben über ihre Gedanken, das heißt, genauer gesprochen, über ihre Denkorgane, wie sie Gewalt haben über ihre Arme und Beine. In dieses Zeitalter tritt der Mensch ein. Eine gewisse innere Disziplin des Denkens ist dasjenige, was Platz greifen soll und wovon die Menschen heute noch recht weit entfernt sind.

Wir sind ja seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in den fünften nachatlantischen Zeitraum eingetreten. Bevor dieser abläuft, müssen tatsächlich die Menschen lernen, ihr Denken so zu beherrschen wie ihre Arme und ihre Beine. Dann wird die eigentliche Aufgabe dieses fünften nachatlantischen Zeitraums für diejenigen Menschen erfüllt werden, die das können. Sie sehen, es handelt sich um Ernstes, wenn man dasjenige in Erwägung ziehen will, was gewissermaßen am Horizonte der Menschheitsentwickelung im heutigen Zeitalter heraufzieht. Nun wird aber mit dem, was ich eben angedeutet habe, mit diesem Beherrschen des Denkens etwas wesentlich anderes verknüpft sein. Die Menschen werden, je mehr sie das Denken zu beherrschen beginnen, desto mehr in die Lage kommen, wieder bildlich vorzustellen, Imaginationen zu haben. Und Imaginationen werden gebraucht von den Menschen, denn nur dadurch können sich in die heute vielfach wirkenden antisozialen Triebe die sozialen Triebe hineinentwickeln, daß die Menschen durch Imaginationen die Fähigkeit bekommen, sich so recht in die anderen Menschen, in ihre Mitmenschen hineinzuversetzen. Man kann sich nicht durch das bloße abstrakte Denken in die Mitmenschen hineinversetzen. Das abstrakte Denken macht eigensinnig, das abstrakte Denken bringt den Menschen dazu, bloß auf seine eigenen Meinungen zu hören. Und vor allen Dingen bringt das abstrakte Denken den Menschen dazu, überhaupt sich abzuschließen mehr oder weniger von jener Beweglichkeit, die man braucht, um mit der geistigen Welt leben zu können. Daß man heute nicht leicht mit der geistigen Welt leben kann, das können Sie an einer ganz bestimmten Erscheinung, die heute außerordentlich häufig ist, sehen.

Sehen Sie, es ging zum Beispiel jetzt unser «Aufruf» durch die Welt. Er ist ja von einer Anzahl von Menschen - das ist augenscheinlich - verstanden worden.

Überall in der Weit haben sich da oder dort Menschen gefunden, die ihn verstanden haben. Aber eine ganze Anzahl anderer Menschen hat ihn eingestandenermaßen nicht verstehen können. Man kann sich sogar schwer vorstellen, was das heißt, man versteht den Aufruf nicht, denn es steht nichts drinnen, was nicht eigentlich jeder Mensch von vornherein verstehen könnte. Dennoch finden ihn viele unverständlich. Woher kommt dies? Das kommt daher, daß heute die wirkliche Geistesbildung auf einen außerordentlichen Tiefstand gekommen ist, weil die Leute in dem Augenblicke, wo Gedanken an sie anklingen, die ihren Gedankenautomatismus unterbrechen, nicht mehr mitkönnen. Die Menschen sind heute gewöhnt, den einmal in Schwung gekommenen Gedanken automatisch zu folgen. Beobachten Sie nur so recht die typischen Leute der Gegenwart, Sie werden ihnen goldene Dinge erzählen können - wenn dann die Leute selber etwas sagen sollen, rollt wiederum dasjenige ab, was sie seit Kindheit zu sagen gewohnt sind. Neue Gedanken in die Köpfe der Menschen zu setzen, das wird heute außerordentlich schwer. Wer ein klein wenig Lebenserfahrung hat, der weiß in der Regel immer, was man zu dem einen oder zu dem anderen, das heute in der Welt auftritt, von seiten der meisten Leute sagen wird. So automatisch sind die Urteile, so automatisch sind die Gedanken der Menschen geworden. Der Gedankenautomatismus ist dasjenige, was am meisten störend eingreift in das, was heute durch die Entwickelungskräfte von den Menschen gefordert wird. Formeln mögen die Leute gern haben, Eingewöhntes mögen sie gern haben. Je weiter man westwärts kommt, um so mehr hört man, wenn irgendein Satz geprägt ist: Ja, das kann man nicht sagen! - Wie häufig sagen die Leute, wenn irgend etwas Deutsches zum Beispiel ins Holländische oder ins Englische oder ins Französische zu übersetzen ist: Das ist nicht englisch, das ist nicht holländisch, das ist nicht französisch! - Umgekehrt kann man das nicht sagen. Im Deutschen ist alles möglich. Da kann man das Prädikat an den Anfang, in die Mitte, ans Ende setzen - immer ist es deutsch. Man kann den Ausdruck, eine Redeweise sei nicht deutsch, fast gar nicht gebrauchen in dem Sinne, wie man sagt, irgend etwas sei nicht holländisch, nicht englisch, nicht französisch und so weiter. Gewiß, es gibt auch da gewisse Denkgewohnheiten, die sich dann in der Satzfolge ausdrücken; aber man kann ebensogut eine andere Satzfolge gebrauchen, als diejenige, die in der Grammatik steht. Es ist eigentlich in dieser Beziehung nichts falsch, und es ist nur eine Philistrosität, eine Spießerei, wenn vielfach da auch von Falschem und Unrichtigem gesprochen wird. Es drückt sich in der Sprache oftmals der Automatismus des Denkens sehr klar aus. Auf solche Nuancen des Lebens müßten eigentlich die Menschen heute aufmerksam sein, denn solche Nuancen sind zum Verständnis unserer Zeit außerordentlich wichtig. Also indem der Automatismus des Denkens aufhört und die Beweglichkeit des Denkens wieder Platz greift, wird auch die Möglichkeit zu Imaginationen in den Menschenseelen erweckt werden.

Es wird nun noch eines bekämpft werden müssen, und das ist die Ungebildetheit unseres Zeitalters. Die Ungebildetheit unseres Zeitalters ist nämlich eine außerordentlich große. Die Menschen verstehen alles mögliche nicht, einfach weil es in ihren Denkautomatismus nicht hineinpaßt. Prediger werden gewöhnlich so allgemein verständlich gefunden, weil sie im Grunde genommen nichts anderes sagen, als was in den Denkautomatismen der Zuhörer unzählige Male abgeschnurrt ist. Die Leute finden das ganz besonders schön, wenn sie so im Inneren denken können: Ach, was der sagt, das habe ich ja auch schon immer innerlich gesagt - habe ich es nicht gesagt? - Wie oft hört man heute gerade diese Redensart und wie treffend findet man dasjenige, von dem man sagen kann: Habe ich das nicht selbst gesagt? - Es ist wohl kaum notwendig, das zu hören, was man schon selbst gesagt hat. Es ist eine ziemliche Verschwendung des Lebens, wenn man sich immer anhören will, was man schon selbst gesagt hat. So bequem hat man es allerdings beim Anhören des Geisteswissenschaftlichen nicht. Die meisten Menschen können sich nicht sagen, daß sie das schon selbst gesagt haben. Und weil es in den Denkautomatismus nicht hineinpaßt, finden es die Leute heute so schwer verständlich. Die ungebildetsten Leute sind heute oftmals gerade in denjenigen Kreisen, wo man sie am wenigsten suchen würde. Die Spezialisierung der Wissenschaft hat es dahin gebracht, daß gerade die Wissenschafter ein bestimmtes Feld beackern. Da bohren sie sich hinein mit ihrem Denkautomatismus, und im übrigen sind sie oftmals die ungebildetsten Leute. Wir haben heute Universitätsprofessoren, die eigentlich das Allereinfachste nicht verstehen können, die wirklich die ungebildetsten Leute sind, über deren Ungebildetheit man sich nur deshalb täuscht, weil sie so oftmals sagen: So etwas ist zu wenig populär für das Volk! - Man hört solche Dinge auch auf anderen Gebieten. Wie oft kann man zum Beispiel von Theaterdirektoren unserer Großstädte hören: Man muß Allgemeinverständlicheres geben, sonst verstehen die Leute nicht. - Meistens liegt dem zugrunde, daß die Theaterdirektoren selbst Besseres nicht verstehen, während die Leute, die ins Theater gehen, eigentlich froh wären, wenn man ihnen etwas anderes bieten würde. Man muß schon ein wenig auf die Untergründe sehen, wenn man unsere Zeit gerade in dem verstehen will, worinnen es notwendig ist, diese Zeit etwas weiterzuführen.

Alle diese Dinge sind wichtig für die Gewinnung eines Urteils darüber, was beitragen kann, damit die Menschen zu den für das soziale Leben so notwendigen Imaginationen kommen. Werden allmählich diese Imaginationen in den Menschenseelen auftreten, dann werden diese Menschenseelen in eine Stimmung kommen, welche es unerträglich finden wird, das geistige Leben, Erziehungswesen, Schulwesen, Universitätswesen abhängig zu wissen von der staatlichen Ordnung oder von der Wirtschaftsordnung.

Eine Zeit wird kommen, wo die Imaginationen bei den einzelnen Menschen so stark sein werden, daß diese Menschen sich innerhalb eines Geisteslebens, das nach staatlichen oder nach wirtschaftlichen Verhältnissen geordnet ist, fühlen werden wie ein Mensch, der gefesselt und in eine Bahn eingespannt ist, so daß er sich nur in einer Richtung bewegen kann. Die Menschen, welche Imaginationen entwickeln, werden sich in der Bildung gefesselt empfinden, welche vom Staats- und Wirtschaftsleben abhängig ist und heute als das Ideal angesehen wird. Die Entwickelungskräfte der Zeit sind in dieser Beziehung stark sprechend, meine lieben Freunde. Wenn die heutigen Verhältnisse fortgingen, würde nach und nach eine starke Diskrepanz, ein Nichtzusammenstimmen eintreten zwischen dem, was die Menschen fordern durch die äußere Verfassung ihrer Seelen an freiem Geistesleben, und demjenigen, was da sein würde, wenn alle Bildung eingeschnürt wäre in staatliche Verhältnisse. Es sind vielleicht nur karikaturhafte Vorläufer, wenn jetzt in einzelnen Städten Mittel-und Osteuropas die Schulknaben und Schulmädchen die Erzieher und Erzieherinnen herausexpedieren und aus ihren eigenen Reihen die Vorstände wählen, aber es ist eine Stimmung, die nicht zu übersehen ist, die eben dahin geht, abzuwerfen dasjenige, was nicht eine Fortsetzung haben darf. Es ist solch ein Wetterleuchten einer neuen Zeit, das man nicht bloß verurteilen darf, das man schon in seinen Impulsen ein wenig richtig auffassen sollte. Das ist das eine. Die Menschen werden immer mehr und mehr darauf angewiesen sein, ein freies Geistesleben zu haben. Warum? Weil wir im fünften nachatlantischen Zeitalter einer sinnlich-übersinnlichen Einrichtung der Welt entgegengehen, in der diejenigen Geister der höheren Hierarchien, die wir als Angeloi bezeichnen, tiefer heruntersteigen als vorher, in eine viel innigere Gemeinschaft mit den Menschen treten, als das vorher der Fall war. Die Beziehungen zwischen der sinnlichen und der übersinnlichen Welt sollen vom jetzigen Zeitalter an intimer werden. Die Menschen sollen nicht nur den Regen empfangen aus den Wolken, sondern sie sollen von höheren Regionen auch die Eingebungen der immer mehr sich unter die Menschenseelen mischenden Engel wahrnehmen lernen.

Dadurch wird das Geistesleben, das befreit wird, in der Tat zu einem solchen, das durch die Gedankenfreiheit aufnehmen wird dasjenige, was als Einflüsse einer übersinnlichen Welt herunterkommt. Ein auf sich selbst gebautes Geistesleben zu begründen, das emanzipiert ist vom Staats-und Wirtschaftsleben, ist nicht ein äußeres Programm, das ist etwas, was im Zusammenhang mit den die Menschheit fortentwickelnden inneren Kräften des Menschenlebens erlernt werden muß. Deshalb kann man sagen: Wenn man eine solche soziale Orientierung fordert, wie sie durch unsere Dreigliederung angestrebt wird, so fordert man nicht etwas im Sinne eines Programms, sondern etwas, was gefordert wird durch die Offenbarungen der geistigen Welt, die immer deutlicher und deutlicher zu den Menschen sprechen werden, und die zugleich sagen werden, wie die Menschheit in ihr Verderben, in krankhafte Zustände sich hineinlebt, wenn sie dasjenige nicht hören will, was aus übersinnlichen Welten heraus sich zum Heil, zur Gesundung der Menschheit offenbart. Und außer dem, daß sich die Engel in dieser Weise in intimere Gemeinschaft mit den Menschen einlassen - in Mitteldeutschland nennt man dieses Sich-Einlassen von Vornehmeren mit Leuten aus dem Volke «sich gemein machen», also die Engel werden sich gemein machen in der Zukunft -, auch die Erzengel werden dies tun. Das wird noch andere Impulse geben; wenn die auch viel leiser sprechen werden, wenn die sprechen werden wie leise Inspirationen, so werden sie doch kommen, diese Inspirationen. Und diese Inspirationen werden in der Zukunft die innere Substanz der Zukunftsstaaten begründen, die auf der einen Seite aus sich herausgestellt haben das Geistesleben, auf der anderen Seite das Wirtschaftsleben, die also wirkliche, auf sich gestellte Rechtsstaaten sind. Die Staaten, welche zum Beispiel begründet wurden im dritten nachatlantischen, im ägyptisch-chaldäischen Zeitalter, die kann man theokratische nennen, wie man auch den alten hebräischen Staat eine Theokratie nennen kann. Aber diese Theokratien sind allmählich verschwunden. Theokratien sollen aber wiederum auf die Erde kommen. Im irdischen Rechtsleben soll man das Walten der Erzengel fühlen. Wir haben ja gesagt, das Gegenteil vom übersinnlichen Leben des Menschen präge sich gerade im Rechtsleben aus. Aber in dieses Rechtsleben, das so, wie es auf der Erde lebt, das Ungeistigste ist, soll sich die Führung und Leitung der mit dem Menschen wieder intimer werdenden Erzengel, der Archangeloi, mischen.

Und die Zeitgeister werden zu Trägern, zu Verwaltern des wirtschaftlichen Kreislaufes der Menschen, die werden immer mehr und mehr im wirtschaftlichen Leben walten, wenn dieses wirtschaftliche Leben wirklich organisiert sein wird. Ein assoziatives Leben wird es werden. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts hat sich der Hang der Menschen herausgebildet, immer bloß auf die Gütererzeugung zu sehen, auf die Güteranhäufung, auf das Profitieren. Eine Umkehr wird notwendig. In der zukünftigen Zeit, wenn der Wirtschaftskreislauf auf sich selbst gestellt sein wird, wird es viel mehr auf die Güterverteilung unter den Menschen und auf den Güterkonsum ankommen. Assoziationen werden sich bilden, welche nach dem Konsum wiederum die Produktion regeln werden. Wenn man heute noch einen spärlichen Anfang macht mit einer solchen Sache, so wird sie wenig verstanden oder durch andere Impulse heute noch beeinträchtigt.

Denken Sie doch, wie wir vor einiger Zeit versucht haben, Brot unter die Leute dadurch zu bringen, daß nicht in einer blinden Weise von einer Stelle aus produziert wurde und das dann auf den Markt gebracht wurde, sondern daß wir Konsumenten, die sich rekrutieren sollten aus der Anthroposophischen Gesellschaft, baten, das Brot abzunehmen. Das wäre eine Konsumgenossenschaft gewesen, die auf diese Weise von einer bestimmten Stelle aus versorgt worden wäre. Da wäre an einem Punkte überwunden worden das abstrakte Prinzip von Angebot und Nachfrage. Da wäre auf einem anderen Wege, wie es immer mehr kommen muß, das Prinzip durchgeführt worden, daß produziert wird in dem Maße, als konsumiert werden kann. Dies ist das einzige gesunde Prinzip der Volkswirtschaft. Aber wie gesagt, heute sind solche Dinge noch schwer im Kleinen durchzuführen. Aber angestrebt werden muß das gerade im Wirtschaftsleben. Die Sozialdemokratie spricht das aus mit den Worten: Bisher ist produziert worden, um zu profitieren; künftig muß produziert werden, um zu konsumieren. So aber, wie die Sozialdemokratie dieses Prinzip verwirklichen will, so würde es zu einer Lähmung des wirklichen sozialen Organismus führen. Das Prinzip ist berechtigt, aber es wird heute noch nicht in dem Sinne gedacht, wie es zum Heile des sozialen Organismus verwirklicht werden kann.

So scheint heraus aus demjenigen, was uns, ich möchte sagen, von der Zukunft entgegenströmt: erstens die Notwendigkeit des selbständigen Geisteslebens, durch das sich die Angeloi intimer machen mit den Menschen; zweitens das selbständige Staatsleben, durch das sich die Archangeloi intimer machen mit den Menschen; drittens das selbständige Wirtschaftsleben, durch das sich die Archai intimer machen mit den Menschen. So rücken die Entwickelungskräfte der Menschheit heran. Am schnellsten muß das selbständige Geistesleben vorwärtskommen, denn das muß, wenn die Menschheit nicht einem großen Unheil entgegengehen soll, fertig, das heißt selbständig sein am Ende des fünften nachatlantischen Zeitraums. Am Ende des sechsten nachatlantischen Zeitraums muß fertig, selbständig sein eine neue spirituelle Theokratie, und am Ende des siebenten nachatlantischen Zeitraums muß vollständig ausgebildet sein ein wirkliches soziales Gemeinwesen, in dem der einzelne sich unglücklich fühlen würde, wenn nicht alle ganz gleich glücklich wären wie er, wenn der einzelne sein Glück erkaufen müßte mit Entbehrungen von anderen.