Ideale der sechsten Kulturepoche durch Geisteswissenschaft

Quelle: GA 159, S. 301-308, 2. Ausgabe 1980, 15.06.1915, Düsseldorf

Gedenken wir einmal dessen, daß sich unsere Erdenentwickelung für uns Menschen so vollzogen hat, daß in der nachatlantischen Zeit zuerst diese Erdenentwickelung getragen worden ist von derjenigen Kulturgemeinschaft, die wir die altindische Kulturperiode nennen. Daß dann fortgesetzt worden ist diese Kulturperiode von dem, was wir mit einem mehr oder weniger passenden Ausdruck - darauf kommt es jetzt nicht an - die urpersische Kulturperiode nennen. Dann kam die ägyptisch-chaldäisch-babylonische Kulturperiode, dann die griechisch-lateinische, dann unsere fünfte nachatlantische Kulturperiode. Jede solche Kulturperiode hat auf der einen Seite dasjenige an Kultur und an geistigem Leben besonders zu pflegen, was ihr zunächst für die äußere sichtbare Welt zugeteilt ist. Aber eine jede solche Kulturperiode muß zugleich vorbereiten, gewissermaßen in ihrem Schoße vorbereitend tragen dasjenige, was da kommen soll in der nächstfolgenden Kulturperiode.

Die erste nachatlantische Kulturperiode, die altindische, mußte in ihrem Schoße die urpersische vorbereiten, die urpersische wiederum die ägyptisch-chaldäische und so weiter. Und unsere fünfte nachatlantische Kulturperiode muß die sechste Kulturperiode der nächsten Zeit vorbereiten. Öfter ist es nun gesagt worden, daß es unsere geisteswissenschaftliche Aufgabe ist, durch dasjenige, was wir uns aneignen, nicht nur, was ja ganz recht, aber nicht das einzige ist, Geistesgut für unsere einzelnen Seelen zu gewinnen - das wird uns zugeteilt für das ewige Leben unserer Seele -, aber es ist auch unsere Aufgabe, dasjenige vorzubereiten, was dann die sechste Kulturperiode zu ihrem Inhalte, zu ihrer besonderen äußerlichen Arbeit haben soll. So war es in jeder der einzelnen nachatlantischen Kulturperioden. Und diejenigen Stätten, in welchen immer dasjenige vorbereitet wurde, was für die nächste Kulturperiode das bedeutsame Äußere war, das waren die Mysterienstätten. Das waren diejenigen Vereinigungen von Menschen, in denen anderes gepflegt worden ist, als die äußere Welt pflegt. []

Nun wissen Sie auch, daß es bei der ersten nachatlantischen Kulturperiode, bei der altindischen Kulturperiode, vorzüglich darauf ankam, daß durch diese altindische Kultur gepflegt wurde des Menschen Ätherleib, bei der urpersischen der Astralleib, durch die ägyptisch-chaldäische die Empfindungsseele, durch die griechisch-lateinische die Verstandes- oder Gemütsseele. Unsere Kulturperiode pflegt und wird zur Ausbildung bringen bis zu ihrem Ende dasjenige, was man Bewußtseinsseele nennt. Vorbereitet aber muß dasjenige werden, was dann in der sechsten Kulturperiode gewissermaßen den Inhalt, den Charakter der äußeren Kultur abgeben wird. O diese sechste Kulturperiode, sie wird mancherlei Züge in sich tragen, mancherlei Charakterzüge, die sich gar sehr unterscheiden von den Charakterzügen unserer Zeit. Vor allen Dingen können wir drei Charakterzüge hervorheben, von denen wir wissen müssen, daß wir sie als unsere Ideale für die sechste nachatlantische Kulturperiode schon im Herzen tragen müssen, daß wir sie vorzubereiten haben für diese sechste Kulturperiode.

Jetzt ist etwas noch nicht in der Menschengemeinschaft vorhanden, was in der sechsten Kulturperiode da sein wird bei denjenigen Menschen, die gelten werden als solche, die das Ziel der sechsten Kulturperiode erreicht haben, die nicht zurückgeblieben sind hinter diesem Ziele; also nicht innerhalb derer, die in der sechsten Kulturperiode Wilde oder Barbaren sind. Von diesen Bewohnern der Erde in der sechsten Kulturperiode - von denen also, die dann auf der Höhe der Kultur stehen werden - wird einer der wichtigsten Charakterzüge ein gewissermaßen moralischer Charakterzug sein. Jetzt ist noch wenig innerhalb der Menschheit von diesem Charakterzug zu bemerken. Der Mensch muß heute schon feiner organisiert sein, wenn es ihm in der Seele weh tun soll, daß er außer seinem eigenen Dasein andere Menschen in der Welt anschauen, betrachten, sehen muß, denen es schlechter geht als ihm. Gewiß, feiner organisierte Naturen empfinden auch heute schon Leid über das Leid, das über viele Menschen in der Welt ausgegossen ist - aber es müssen eben feiner organisierte Naturen sein. In der sechsten Kulturperiode wird bei denjenigen Menschen, die ganz auf der Höhe dieser Kultur stehen werden, nicht nur jenes Gefühl vorhanden sein, das wir heute als Schmerz empfinden über [] Elend, Leid und Armut, die verbreitet sind in der Welt, sondern der Mensch wird dann auf der Höhe der Kultur der sechsten nachatlantischen Kulturperiode jedes fremde Leid als sein eigenes Leid empfinden. Wenn er einen Hungernden sieht, wird er den Hunger so lebhaft empfinden bis ins Physische herunter, daß ihm dieser Hunger des andern unerträglich sein wird. Dasjenige, wovon hier angedeutet ist, daß es in der sechsten Kulturperiode nicht mehr so sein wird wie noch in der fünften, daß vielmehr in der sechsten Kulturperiode das Wohl des einzelnen voll abhängen wird von dem Wohl der Gesamtheit, ist ein moralischer Charakterzug. So wie jetzt nur das Wohl eines einzelnen menschlichen Gliedes von der Gesundheit des ganzen Leibes abhängt, und wenn der ganze Mensch nicht gesund ist, sich auch das einzelne Glied nicht aufgelegt fühlt, dieses oder jenes zu tun -, so wird in der sechsten Kulturperiode ein Gemeinsames die dann zivilisierte, die dann kultivierte Menschheit ergreifen, und der einzelne wird in viel höherem Maße, wie ein Glied des Ganzen, das Leiden, die ganze Not, die ganze Armut oder den Reichtum mitempfinden. Das ist der erste, vorzugsweise moralische Wesenszug, der die zivilisierte Menschheit der sechsten Kulturperiode charakterisieren wird.

Ein zweiter Grundzug wird dann sein, daß all dasjenige, was wir heute Glaubensgüter nennen, in, einem viel, viel höheren Maße abhängen wird von der Individualität des einzelnen, als das heute der Fall ist. Die Geisteswissenschaft drückt das so aus, daß auf jeglichem religiösen Gebiet in der sechsten Kulturperiode vollständige Gedankenfreiheit und Sehnsucht nach der Gedankenfreiheit die Menschen ergreifen werden, so daß all dasjenige, was ein Mensch glauben will, wovon ein Mensch namentlich in religiöser Beziehung überzeugt sein will, in die Kraft seiner Individualität gestellt sein wird. Glaubenszusammenhang, wie er heute noch so vielfach existiert, Glaubenszusammenhang, der in der verschiedensten Weise unter den einzelnen Menschengemeinschaften herrscht, wird in dem Teile der Menschheit in der sechsten Kulturperiode, der dann der zivilisierte sein wird, nicht mehr herrschen. Jeder wird als notwendige Eigentümlichkeit der Menschen empfinden, daß auf religiösem Gebiet vollständige Gedankenfreiheit herrscht. []

Und das dritte wird sein, daß die Menschen in der sechsten Kulturperiode Erkenntnisse überhaupt nur zu haben vermeinen werden, wenn sie Geistiges erkennen, wenn sie erkennen, daß in der Welt das Geistige ausgebreitet ist und daß die Menschenseelen sich mit dem Geistigen verbinden müssen. Was man heute Wissenschaft nennt, und was als Wissenschaft eine materialistische Färbung trägt, wird in der sechsten Kulturperiode gar nicht mehr Wissenschaft heißen. Das wird man betrachten als einen alten Aberglauben, der nur denjenigen Menschen eigentümlich sein kann, die auf der Stufe der fünften, dann überstandenen nachatlantischen Kulturperiode zurückgeblieben sind. Heute betrachten wir es als alten Aberglauben, sagen wir, wenn der Neger meint, daß kein Glied seines Leibes nach seinem Tode abgetrennt werden dürfe von seinem Leibe, weil er dann nicht als ein ganzer Mensch in die geistige Welt eintreten könne. Es verknüpft heute noch der Neger den Unsterblichkeitsgedanken mit reinem Materialismus, mit dem Glauben nämlich, daß irgendein Abdruck seiner gesamten Form in die geistige Welt eingehen müsse. Wie er also im Grunde materialistisch denkt, aber an Unsterblichkeit glaubt, während wir heute, da wir aus unserer Geisteswissenschaft wissen, daß wir das Geistige vom Leibe zu trennen haben und daß nur das Geistige in die übersinnliche Welt eingeht, wie wir heute jenen materialistischen Unsterblichkeitsglauben als einen Aberglauben betrachten müssen, so wird aller materialistischer Glaube, auch in der Wissenschaft, in der sechsten nachatlantischen Kulturperiode als alter Aberglaube da sein. Und als Wissenschaft wird ganz selbstverständlich für die Menschen nur dasjenige gelten, was, wie die Geisteswissenschaft sagt, Pneumatologie, Geistiges zur Grundlage hat.

Sie sehen, unsere Geisteswissenschaft ist ganz darauf angelegt, die Dinge, die eben genannt worden sind, für die sechste Kulturperiode vorzubereiten. Wir versuchen, Geisteswissenschaft zu pflegen, um den Materialismus zu überwinden, um vorzubereiten dasjenige, was in der sechsten Kulturperiode an Wissenschaft da sein muß. Wir begründen Menschengemeinschaften, in denen gar nichts herrschen darf von irgendeinem Autoritätsglauben, von Anerkennung einer Lehre, nur weil sie von der einen oder andern Persönlichkeit geliefert wird. []

Wir begründen Menschengemeinschaften, in denen alles, alles gebaut sein muß auf die freie Zustimmung der Seele zu den Lehren. Damit bereiten wir dasjenige vor, was die Geisteswissenschaft Gedankenfreiheit nennt. Und dadurch, daß wir uns zusammenschließen, uns in brüderlichen Vereinigungen verbinden, um unsere Geisteswissenschaft zu treiben, bereiten wir dasjenige vor, was als Kultur, als Zivilisation die sechste nachatlantische Kulturperiode durchdringen soll.

Aber noch tiefer müssen wir in den Gang der Menschheitsentwickelung hineinschauen, wenn wir ganz verstehen wollen, um was es sich bei unseren brüderlichen Vereinigungen eigentlich handelt. In der ersten nachatlantischen Kulturperiode hat man auch in Gemeinschaften, die dazumal ihren Mysteriencharakter hatten, dasjenige gepflegt, was dann in der zweiten Kulturperiode herrschte. Das heißt, man hat schon in den besonderen Vereinigungen der ersten nachatlantischen, der urindischen Kulturperiode dasjenige gepflegt, was dann herrschen sollte als Pflege des Astralleibes. Es würde viel zu weit führen, wollte man heute beschreiben, was in diesen besonderen Vereinigungen des alten Indien gepflegt worden ist, abweichend von dem, was äußere altindische Kultur war, um vorzubereiten die urpersische Kulturepoche. Aber das soll gesagt werden, wenn sich diese Menschen der altindischen Kulturperiode vereinigten, um das vorzubereiten, was für die zweite Kulturperiode vorzubereiten war, dann fühlten sie: Das ist noch nicht erreicht, das ist noch nicht bei uns, was bei uns sein wird, wenn unsere Seelen in der nächsten Kulturperiode wiederverkörpert sein werden. Das schwebt gleichsam noch über uns. - Und so ist es auch. In dieser ersten Kulturperiode war das, was in der zweiten erst, man möchte sagen, vom Himmel auf die Erde heruntersteigen sollte, noch über den Seelen schwebend. Und die Arbeit wurde so eingerichtet, daß die Geister der höheren Hierarchien durch die Arbeit, welche die Menschen auf der Erde in engeren Vereinigungen, in Mysterienvereinigungen verrichteten, herauffließend hatten Kräfte, durch die sie pflegen konnten dasjenige, was dann als Inhalt des Astralleibes in die Seelen der Menschen in der zweiten, der urpersischen Kulturperiode herunterströmen sollte. Man möchte sagen, als kleine Kinder waren sie noch vorhanden, die Kräfte, welche [] dann, etwas erwachsen, herabstiegen in die Seelen, die in altpersischen Leibern verkörpert waren. Oben in der geistigen Welt empfingen sie die Kräfte von der Menschenarbeit, die von unten heraufströmten, vorbereitend die nächste Kulturperiode, und durch diese Kräfte wurden herangepflegt jene Kräfte, die dann herunterströmen sollten. Und so muß es in jeder weiteren Kulturperiode sein.

In unserer Kulturperiode muß es so sein, daß wir uns bewußt werden: Das, was sich in uns durch die gewöhnliche Zivilisation, durch die gewöhnliche Kultur ausgebildet hat, muß die Bewußtseinsseele sein; das muß dasjenige sein, was seit dem 14., 15., 16. Jahrhundert angefangen hat, als Wissenschaft, als äußeres materialistisches Bewußtsein die Menschen zu ergreifen, was sich immer weiter und weiter ausbreiten wird, und was nach Ablauf der fünften Kulturperiode, bis an das Ende der fünften Kulturperiode sich ganz und gar durchentwickelt haben wird. Dasjenige aber, was die sechste Kulturperiode ergreifen muß, muß das Geistselbst sein. Das Geistselbst muß dann in den Seelen darinnen selber ausgebildet werden, wie jetzt die Bewußtseinsseele ausgebildet wird. Das ist aber die Eigentümlichkeit des Geistselbst, daß es diese drei Charakterzüge, von denen ich gesprochen habe, in den Menschenseelen voraussetzt, wie Geisteswissenschaft es sagt: Brüderliches soziales Zusammenleben, Gedankenfreiheit und Pneumatologie. Eine Menschengemeinschaft, innerhalb welcher das Geistselbst so ausgebildet wird wie in unseren Seelen der fünften nachatlantischen Kulturperiode durch die äußere Kultur die Bewußtseinsseele, braucht eben diese Charakterzüge. Daher dürfen wir uns vorstellen, daß dadurch, daß wir uns in Arbeitsgruppen brüderlich vereinigen, unsichtbar über unserer Arbeit schwebt dasjenige, was wie das Kind jener Kräfte ist, welche die Kräfte des Geistselbst sind, das von den Wesen der höheren Hierarchien gepflegt wird, damit es dann herunterströmen kann in unsere Seelen, wenn sie wieder da sein werden in der sechsten Kulturperiode. Arbeit leisten wir in unseren brüderlichen Arbeitsgruppen, die heraufströmt zu den für das Geistselbst vorbereitet werdenden Kräften.

So sehen Sie, wie wir im Grunde nur aus dem Weisheitsgut unserer Geisteswissenschaft heraus verstehen können, was wir eigentlich in [] bezug auf unseren Zusammenhang mit den höheren, den geistigen Welten tun, wenn wir uns in solchen Arbeitsgruppen vereinigen. Und der Gedanke, daß wir solches tun, daß wir die Arbeit, die wir in unseren Arbeitsgruppen verrichten, nicht allein um unserer Egoität willen verrichten, sondern daß wir sie verrichten dafür, daß sie hinaufströme in geistige Welten, der Gedanke an dieses Arbeiten im Zusammenhang mit den geistigen Welten gibt einem Arbeitszweige die rechte Weihe. Und indem wir einen solchen Gedanken hegen, durchdringen wir uns mit dem Weihegedanken, der eine solche Arbeitsgruppe innerhalb unserer geistigen Bewegung begründet. Daher ist es von einer besonderen Bedeutung, daß wir diese Tatsache so recht geistig erfassen. Wir finden uns in Arbeitsgruppen zusammen, welche neben dem, daß sie Geisteswissenschaft, pneumatologische Wissenschaft treiben, neben dem, daß sie auf Gedankenfreiheit aufgebaut sein wollen und nichts von einem Dogma, nichts von einem Glaubenszwang kennen, ihre Arbeit tauchen in brüderliches Zusammenarbeiten. Darauf kommt es an, daß wir diesen Gemeinschaftsgedanken in der richtigen Weise wirklich in unser Bewußtsein aufnehmen, daß wir uns gewissermaßen sagen: Außer dem, daß wir als gegenwärtige Seelen angehören der fünften nachatlantischen Kulturperiode und da ganz individuell uns entwickeln, immer mehr und mehr das Einzelpersönliche herausholen aus dem Gemeinschaftsleben, müssen wir wiederum eine höhere Gemeinschaft, die wir auf freie brüderliche Liebe begründen, wie den Zauberhauch empfinden, den wir einatmen in unseren Arbeitsgruppen.

Das ist die ganz tiefe Bedeutung der westeuropäischen Kultur: daß die Bewußtseinsseele gesucht werden soll innerhalb der fünften nachatlantischen Kultur. Es ist die Aufgabe der westeuropäischen und ganz besonders der mitteleuropäischen Kultur, daß die Menschen immer mehr und mehr in ihrer Seele eine individuelle Kultur, ein individuelles Bewußtsein entwickeln. Darauf kommt es an in der Gegenwart. Wir können vergleichen diese unsere Kulturperiode mit der griechischen, der römischen. ln der griechischen Kulturperiode, da sehen wir es besonders auffällig: es herrscht noch ganz besonders Gruppenseelenhaftigkeit, ein Bewußtsein von einer Gruppenseelenhaftigkeit [] gerade bei den zivilisierten Griechen. Derjenige, der in Athen lebte und geboren war, fühlte sich vor allen Dingen als Athener. Diese Gemeinschaft der Stadt mit dem, was dazugehört, hatte eine andere Bedeutung für den einzelnen Menschen als heute eine menschliche Gemeinschaft. Heute will der Mensch herauswachsen aus der Gemeinschaft, und das ist die richtige Aufgabe der fünften nachatlantischen Kulturperiode. In Rom war der Mensch vor allen Dingen nicht etwas anderes als römischer Bürger; das war dasjenige, was er in erster Linie war. Die Zeit aber ist heraufgestiegen in der fünften nachatlantischen Kulturperiode, wo wir vor allen Dingen Mensch sein wollen, Mensch und nichts als Mensch in unserem innersten Wesen.

Was uns heute so schmerzlich erleben läßt, wie die Menschen gegeneinanderstreben auf der Erde, ist ja nur eine Reaktion auf das unablässige Streben der fünften Kulturperiode nach freier Ausbildung des allgemein Menschlichen. Durch die feindselige Abschließung der einzelnen Länder und Völkerschaften heute soll nur um so mehr im Widerstand die Kraft entwickelt werden, die den Menschen vor allen Dingen ganz Mensch sein läßt, die Kräfte, die den Menschen herauswachsen lassen aus jeglicher Art von Gemeinschaft. Dafür aber muß er vorbereiten wiederum Gemeinschaften, die auf vollem Bewußtsein aufgebaut sind, in die er in der sechsten Kulturperiode frei eintreten wird, die er sich ganz allein selber auferlegt. Wie ein hohes Ideal schwebt vor uns diese Gemeinschaft, die die sechste Kulturperiode so umschließen wird, daß sich die zivilisierten Menschen selbstverständlich, aus ihrer Seele heraus wie Brüder und Schwestern gegenüberstehen werden.