Entweder Subjektivität des Volkes oder des Individuums

Quelle: GA 064, S. 114-152, 1. Ausgabe 1959, 27.11.1914, Berlin

Nun ist es in unserer Zeit ja schon schwierig im geisteswissenschaftlichen Sinne, wie es hier geschehen soll, von der Einzelseele des Menschen zu sprechen, weil der vielfach verbreiteten materialistischen Zeitströmung gegenüber die wirkliche, innere, wahrhaftige Wesenheit der Einzelseele nicht ganz leicht aufrechtzuerhalten ist, weil diese Wesenhaftigkeit bezweifelt, geleugnet wird. Noch ferner als das Leben der Einzelseele aber liegt dem naturalistischen, dem materialistischen Denken - demjenigen Denken, das heute vielfach meint, das Seelisch-Geistige in seiner wahren Budcutung ablehnen zu müssen, weil es auf dem festen Boden der Naturwissenschaft stehen will - noch ferner liegt, ihm das, was mit dem Ausdruck Volksseele bezeichnet werden kann. Soll denn Volksseele etwas anderes sein - sagt die naturalistische Denkweise - als der Zusammenfluß alles dessen, was sich aus den Einzelseelen heraus kundgibt, was eine gewisse Gemeinschaft von Menschen zusammenhält, was aber nur einen wirklichen Bestand in den einzelnen menschlichen Individuen hat.

Schon im ersten Vortrage, den ich mir in diesem Winter zu halten erlaubte, bemerkte ich, daß die großen Ereignisse unserer Zeit, die Hinopferung so vieler Seelen, den Blick doch auf die Volksseelen als auf etwas Reales lenkt. Ob es ihm mehr oder weniger bewußt ist: der welcher sich hinopfert, gefordert von dem Schicksal der Zeit, er versteht doch unter seinem Opfer, das er der Volksseele bringt, etwas Reales, etwas Wirkliches, etwas was lebt, was innerliche Wesenhaftigkeit hat. Philosophen selbst unserer, der eigentlichen geistigen Betrachtung so abgeneigten Zeit, wenn sie tiefer in die Verhältnisse der Geschichte, in die Verhältnisse des menschlichen Zusammenlebens einzugehen versuchen, können doch nicht vorbeikommen an der Idee einer Gemeinschaftseele, an der Idee der Volksseele mit anderen Worten. So hat denn Wundt, der Leipziger Philosoph, der jetzt so groß angesehen wird und dem man wahrhaftig nicht nachsagen kann, daß er zu einer geisteswissenschaftlichen Betrachtung Neigung habe, doch nicht anders können, als in dem Geineinschaftgeist etwas Reales zu sehen, dem er einen Organismus, ja sogar eine Persönlichkeit beilegt. Solche Dinge machen aufmerksam, daß der, welcher sich mit philosophischen Dingen beschäftigt, sich doch wenigstens nähern muß dem, was die Geisteswissenschaft gibt, und daß es im Grunde genommen nichts anderes ist als die Unbekanntschaft mit der Geisteswissenschaft, wenn man meint, daß das geistige Leben und die geistige Wirklichkeit nur ein Anhängsel der äußeren Wirklichkeit sei. Einen gewissen Organismus sieht auch Wundt in dem, was durch Sprache, Sitte, religiöse Anschauung innerhalb eines Volkes darinnenlebt, und sogar das sagt er, daß sich darin eine gewisse Persönlichkeit auslebt. Aber zu einer geisteswissenschaftlichen Betrachtung hat es die Philosophie bis heute doch nicht gebracht. Dazu ist notwendig, daß man von Grundlagen ausgeht wie die, auf welche im gestrigen Vortrage aufmerksam gemacht worden ist.

Darauf ist hingewiesen worden, daß es eine Entwicklung der menschlichen Seele durch Anspornung innerer Kräfte, durch Überwindung innerer Kämpfe gibt, durch die sich die menschliche Seele vorbereitet, um das Geistige, die geistige Welt zu schauen, und wodurch sich die Seele hinauflebt zu der Erfahrung, die dann so ausgedrückt werden muß, daß man sagt: Man erlebt sich innerhalb der geistigen Welt wie einen Gedanken höherer geistiger Wesenheiten, so wie unsere Gedanken in uns leben, so erlebt man sich durch seelische Entwickelung wie einen Gedanken höherer geistiger Wesenheiten. Und darauf ist aufmerksam gemacht worden, wie das, was das eigentliche Geistig-Seelische im Menschen umfaßt, was im gewöhnlichen Schlafe vom Einschlafen bis zum Aufwachen außerhalb des menschlichen Leibes lebt, durch diese seelische Entwickelung durchklärt, durchleuchtet wird; so daß der Mensch sich wirklich in demjenigen drinnen weiß, worin er sonst umbewußt vom Einschlafen bis zum Aufwachen lebt, daß er damit in seinem eigentlichen geistigen Sein und damit in seinem eigentlichen höheren Sein sich lebend weiß, wie er sich sonst mit seinem physischen Dasein in der äußeren Natur weiß. Aber es ist auch aufmerksam gemacht worden, warum der Mensch irn dumpfen Schlafesleben seine Seele nicht mit dem Bewußtsein des geistigen Seins durchleuchten kann. Wir haben gesagt, daß ihn vom Einschlafen bis zum Aufwachen die Begierde erfüllt, wieder unterzutauchen in seinen physischen Leib; und diese Begierde wirkt wie durchtiebelnd, wie durchtrübend dasjenige, was sonst da wäre, wenn die Seele im Schlafe leibfrei geworden ist, um im Schoße der geistigen Welt zu ruhen.

Denn man kann sagen: die Geisteswissenschaft begreift, wie die Seele ein Selbständiges, sich leibfrei Wissendes sein muß, und sie weiß auch, wie die Seele in dem Zustande, in welchen sie jeden Tag mit dem Einschlafen eintreten kann, von diesem Zustande nichts wissen kann, da ihr Bewußtsein herabgetrübt ist. Aber indem so der Geistesforscher die Eigenart, die Wesenheit der leibfreien menschlichen Seele kennenlernt, lernt er noch in anderer Weise kennen, was es bedeutet: beim Aufwachen wieder unterzutauchen in den menschlichen Leib. Und hier muß eine bedeutsame Erkenntnis der Geisteswissenschaft, ein bedeutsames Resultat der Geistesforschung ausgesprochen werden.

Der Geistesforscher erlebt bewußt dieses Untertauchen in den physischen Leib. Wie er es dahin bringt, dasjenige in sich bewußt zu erleben, was im Schlafe unbewußt ist, so erlebt er auch die Art, wie die Seele, wenn sie wieder in den Leib untergetaucht ist, in diesem Leib lebt. Und er weiß: wie die Seele im Schlafe in ihrem Bewußtsein getrübt ist, so ist sie, wenn sie untergetaucht ist in den Leib und in diesem lebt, man könnte sagen, wacher, als sie durch ihre eigenen Kräfte sein kann. Wie sie im Schlafe in ihrem Bewußtsein dumpfer ist, als sie durch ihre eigenen Kräfte sein könnte, wegen der in ihr vorhandenen Begierde, so ist sie während des Tageslebens wacher, heller, durchleuchteter, als sie es durch eigene Kraft sein könnte. Durch ihr Untertauchen in den Leib kann sie teilnehmen an dem, was blu irn Leibe erleben kann; aber es gibt dieses Untertauchen ein wacheres Erleben als durch die Kraft, weiche sich die Seele selbst mitbringt.

Da zeigt sich dann dein Geistesforscher die Wahrheit des Satzes, daß alles, was uns in der äußeren Welt als bloß physisch entgegentritt, vom Geistigen durchdrungen ist, daß in allem Physischen im Grunde genommen Geistiges lebt. Und wie der Mensch in sein inneres Seelenlicht eindringt, so taucht er unter in seinen Leib und weiß, daß er nicht bloß Leib ist, sondern daß er durchgeistigt und durchseelt ist; und in dem Seelenhaften, das er wahrnimmt, indem er in seinen Leib untertaucht, ist das, was ein wirkliches - nicht nur persönliches, sondern was ein überpersönliches Geistesleben führt.

Was wir nicht antreffen, wenn wir in demjenigen aufleben, was wir zwischen Einschlafen und Aufwachen durchleben, in welchem wir aber aufleben, wenn wir in den Leib untertauchen. Wir treffen in unserem Leib unter vielem andern Geistigen dasjenige an, was Volksseele genannt werden kann. Diese Volksseele durchgeistigt, durchseelt unsern Leib. Mit unserm Leib ist uns nicht nur körperliche Materialität gegeben; sondern mit unserm Leib, den wir zwischen Geburt und Tod als unser Werkzeug benutzen, ist uns auch das gegeben, was unsern Leib durchseelt, und was nicht einerlei ist mit unserer eigenen persönlichen Seele. Was sich mit unserer eigenen persönlichen Seele vereinigt, indem wir in den Leib untertauchen, das ist das, was Volksgeist, Volksseele ist. Wir verlassen gewissermaßen jedesmal mit dem Einschlafen auch die Wohnstätte der Volksseele, der wir angehören. - Der Geistesforscher - ich habe öfter darauf aufmerksam gemacht - fürchtet sich nicht vor dem Vorwurf des Dualismus, welcher dem «Monismus» widersprechen würde, wenn er darauf aufmerksam macht, daß der Mensch eine Zweiheit ist, daß er sich jedesmal beim Einschlafen aus einer Einheit in eine Zweiheit spaltet; gerade so wenig fürchtet er sich davor, wie der Chemiker sich vor dem Vorwurfe des Dualismus fürchten würde, Wenn er von dem Wasser sagt: es besteht aus Wasserstoff und Sauerstoff. In den Menschen, insofern wir sie als äußere physische Gestalten betrachten, lebt nicht nur die einzelne Seele, die von Leben zu Leben geht, die in wiederholten Erdenleben sich immer wieder verkörpert, sondern in dem, was als physische Gestalten herumgeht, lebt noch anderes Seelisches, leben die wirklichen, von Bewußtsein durchdrungenen Volksseelen. Nur sind die Volksseelen in anderer Art von Bewußtsein durchdrungen als die einzelnen Menschenseelen, und damit wir uns eine Vorstellung machen können,wie andersartig diese Volksseele ist, sei in folgender Weise darauf aufmerksam gemacht.

Der Mensch steht, indem er sich der äußeren Wirklichkeit gegenübersieht, ihr so gegenüber, daß er je nach seiner ganzen Charakteranlage, je nach der ganzen Nuancierung seines Seelenlebens sich entweder in der Beobachtung der Dinge gleichsam hingegeben hat an das Gegenständliche der Außenwelt, oder er lebt so, daß er wenig Neigung hat, den Blick über den Horizont der Außenwelt zu lenken, daß er mehr mit dem, was in der eigenen Seele lebt, was dort auf- und abwogt, zusammenleben will. Dieser Gegensatz tritt uns ja wenn wir unsern Blick auf Goethe und Schiller richten, Goethes Denken, das man ein «gegenständliches» mit Recht genannt hat, ruht auf den Dingen, verbreitet sich über die Dinge; das lebt so, daß Goethe mit den Dingen lebt und gleichsam ihre Geistigkeit einatmet, wie eine geistige Atemluft. Schillers Blick war so, daß er weniger auf den Umkreis der Dinge gerichtet, sondern mehr der Seele selbst zugekehrt war, dem, was da innerlich pulst, auf- und abwogt. Das, was durch die Geschichte hinlebt als Volksseele, das ist so geartet, daß für diese Volksseele nicht die Außenwelt da ist, die für die einzelne Menschenseele da ist. Wie für uns die Dinge in der Natur ringsherum da sind, so sind wir selber für die Volksseele da. Unsere Seelen, die immer beim Aufwachen in die Leiber einziehen, sind gleichsam die Beobachtungsobjekte der in uns einziehenden Volksseele, wie die Gegenstände der Natur unsere Beobachtungsobjekte sind. Indem wir in den Leib untertauchen, werden wir - man kann nicht sagen - erblickt, aber willensmäßig durchpulst von der Kraft und Tätigkeit der Volksseele. Die Volksseele richtet sich auf uns.

Aber nun kann der Unterschied eintreten, daß sich die Volksseele mehr auf das richtet, was in den Leib einzieht als in die individuelle Menschenseele. Es kann gleichsam - wie ich es an dem Beispiel der individuellen Menschenseele bei Goethe klargemacht habe in bezug auf die Natur - der Willensimpuls der Volksseele in uns mehr die EinzeIseele ergreifen, kann mehr sich hingeben der EinzeIseele; oder es kann die Volksseele mehr in sich leben, wie ich es an Schiller erläutert habe, kann mehr dem leben, was sie als ihr eigenes Gut mit Hilfe der menschlichen Leiblichkeit erleben kann. So sehen wir ein Persönlichkeitsbewußtsein in der Volksseele, für das gleichsam unsere Seelen das sind, was die Natur für uns ist. - Noch manches andere könnte in Anlehnung an gewisse Eigentümlichkeiten der menschlichen Seele über die Volksseelen und ihre Eigenartigkeiten gesagt werden. Aber man wird begreifen: so wie die einzelnen menschlichen Seelen mannigfaltig verschieden sind, sich mannigfaltig verschieden zur Welt verhalten, je nachdem mehr oder weniger der Blick nach innen oder nach außen der Seele eingeprägt ist, so werden sich auch die Volksseelen in verschiedener Weise zu den Menschenseelen, die sie in den Völkern umfassen, verhalten können. Und die Art und Weise, wie sich die Volksseelen zu den einzelnen Menschenseelen verhalten, das gibt den Verlauf der Geschichte, gibt den Verlauf dessen, was eigentlich geschieht. So nuancieren sich die Volksseelen, so leben sie unsichtbar in dem, was wir menschliche Geschichte nennen. Und ich möchte nun - wenigstens für einige wirklich reale Volksseelen - darzustellen versuchen, was die Geistesforschung über das Wesen der Volksseelen zu sagen hat. Diejenigen der Zuhörer, welche die für engere Kreise berechneten Vorträge gehört haben, werden wissen, daß eine solche Darstellung nicht erst durch den großen Moment der Zeit herausgefordert ist, sondern daß ich diese Dinge immer in der gleichen Weise als Ergebnis der Geistesforschung über die Volksseelen vorgebracht habe - viele Jahre hindurch, bevor die Impulse der gegenwärtigen Zeit die Seelen neuerdings hinlenken, das, was in den Völkern lebt, genauer ins Auge zu fassen.

Wenn wir die Volksseelen betrachten, wie sie sich in der Geschichte ausleben, so könnten wir weit in der Menschheitsentwickelung zurückgehen, so wie diese Menschheitsentwicklung durch die Geistesforschung enthüllt wird. Wir wollen nur bis zu dem Punkte in der Weltentwickelung der Menschheit zurückgehen, der gewissermaßen das, was uns heute am meisten interessieren wird, für die Gegenwart noch aufzuhellen geeignet ist. Eine besondere Art der Volksseele können wir verfolgen, wenn wir bis in das alte ägyptische Leben zurückgehen, das verwandt war mit dem alten chaldäisch-babylonisch-assyrischen Leben, zu jenem Leben, welches dem griechischen, dem römischen Leben in der Menschheitsentwickelung vorangegangen ist. Der Geistesforscher spricht nun von wirklichen Volksseelen, die sich in dem, was ägyptisch-chaldäisch-assyrisch-babylonisches Leben war, so auslebten, wie sich im menschlichen Körper die individuelle Seele auslebt. Nicht nur symbolisch spricht man davon, daß diese Volksseelen Organismus und Persönlichkeit haben; sondern so wahr im einzelnen menschlichen Leibe eine persönliche, selbstbewußte Seele sich auslebt, so wahr lebt sich in dem, was sich geschichtlich in den Ereignissen innerhalb der Völker vollzieht, eine im Übersinnlichen erfaßbare, wirklich selbstbewußte Volksseele aus in der Art, wie es angegeben ist; so daß man bewußt in diese Volksseelen untertaucht, wenn man die Seele für die Bewußtheit vorbereitet, so wie es gestern angegeben worden ist.

Das Eigenartige nun der Volksseelen, die dem ägyptischen, dem babylonisch-assyrisch-chaldäischen Leben zugrunde lagen, ist, daß diese Seelen in hohem Maße - wie es höchstens nur noch annähernd im asiatischen, afrikanischen Volksleben vorhanden ist - ein eigenes Leben führten, so daß man sagen kann, daß sich die Volksseelen wenig den individuellen Einzelseelen der Menschen hingaben.

Die individuelle Einzelseele der Menschen, indem sie ihr Leibesleben führte, identifizierte sich in einer gewissen Auslöschung der lndividualität mit dem, was die Volksseele war. Die Volksseele lebte sich viel mehr aus in dem, was die Menschen vollbrachten, als sich die einzelnen Menschen ausleben konnten. Und das bedingt das Eigenartige der ägyptischen und der chaldäisch-babylonisch-assyrischen Kultur.

Von den Volksseelen zeigt die Geisteswissenschaft, daß sie, weil sie im Unsichtbaren leben, verwandt sind mit aller Geistigkeit, die alle Materialität durchzieht. Indem sich der Mensch in der neueren Zeit mehr in seine Seele zurückgezogen hat, ist ihm die Natur erst der andere Pol dazu geworden, das, was wie «entseelt» dasteht, was sich ihm nicht überall als von Geist und Seele durchzogen zeigt. Wenn der alte Ägypter, wenn der alte Chaldäer die Welt ansah, dann sah er noch in einem viel höheren Maße, als das später der Fall sein konnte, in dem Gang der Gestirne, in der Bewegung der Himmelskörper, auch in den Bewegungen, die sich in Wolken und Wasser abspielen, in dem Entstehen des Landes aus dem wäßrigen Elemente heraus - überall sah er den Ausdruck für das Geistige im Materiellen. So wie der Mensch, wenn er einem andern ins Gesicht blickt, in den Bewegungen und Veränderungen des Gesichtes den Ausdruck der Seele sieht, so sah der in der geschilderten Weise mit seiner Volksseele vereinigte Ägypter und Chaldäer in dem, was man heute «astrologisches» Ansehen der Welt nennt, ein Ergebnis davon, wie aus allem Äußeren, aus allem Materiellen die Physiognomie des Innern, des Geistigen spricht. So wurde der Himmel, so wurde die ganze Welt durchseelt; oder vielmehr, indem die Volksseele noch in dem Menschen sprach, sah dieser durch alle Gesten der Natur, durch alle äußere Physiognomie der Natur hindurch ein Geistiges.

Darin gerade bestand nun der innere Fortschritt der Menschheit, daß im Laufe der Zeit an Stelle des Wirkens der ägyptischen und der chaldäischen Volksseele die griechische und die römische Volksseele traten. Die griechische, die römische Volksseele unterscheiden sich von der ägyptischen und chaldäischen dadurch, daß sie weniger mit sich selbst beschäftigt sind, daß sie sich liebevoll hingeben der menschlichen Individualität. So dämmert zum ersten Male in dem Griechentum das auf, was man charakterisieren kann als eine Bewahrung der menschlichen Individualität, auch wenn diese in den Schoß der Volksseele untertaucht; und ein Ergebnis dieser besonderen Beziehung der Einzelseele zur Volksseele ist alles das, was an Größe in der Kunst, in der Dichtung, in der Philosophie die griechische Volksseele hervorgebracht hat.