Internationale Petition fordert gentechnisches Reinheitsgebot für Saatgut

Eine Petition zur Reinhaltung des normalen Saatguts von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) wurde am Dienstag von Vertreterinnen und Vertretern von Umweltschutz-, Bauern- und Verbraucherorganisationen der deutschen Ministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, übergeben.

Angaben der Zukunftsstifung Landwirtschaft zufolge, Initiator der Aktion, haben über 30.000 Menschen, sowie über 100 Organisationen mit einer Mitgliedschaft von mehr als 3 Millionen Menschen, in den vergangenen Wochen die Petition "Save our Seeds" (Rettet unser Saatgut), die sich auch an die Europäische Kommission richtet, unterzeichnet.

"Wir wollen auch in Zukunft Produkte ohne Gentechnik kaufen können. Bauern müssen die Sicherheit haben, dass Saatgut, das nicht als gentechnisch verändert gekennzeichnet ist, auch tatsächlich keine GVO enthält," sagte Benedikt Haerlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft.

Frau Künast wird deshalb aufgefordert, ein striktes Reinheitsgebot für Saatgut in der Europäischen Gemeinschaft durchzusetzen.

Die Petition, die im Herbst zu einem passenden Zeitpunkt in den Brüsseler Entscheidungsvorgängen auch der EU-Kommission überreicht werden soll, richtet sich gegen den Vorstoß der Kommission den heute herrschenden Verzicht auf Gentechnik in der Landwirtschaft zu unterhöhlen, so die Zukunftsstifung Landwirtschaft.

Wegen der anhaltenden Ablehnung einer Mehrheit der Bevölkerung in ganz Europa fordert die Petition, dass auch weiterhin keine GVO angebaut werden sollen. Die Unterzeichner sehen nicht nur den Umweltschutz gefährdet, sondern auch die Wahlfreiheit von Verbrauchern, Lebensmittelherstellern und Landwirten.

Im Herbst soll in Brüssel der Ständige Saatgutausschuss der EU über eine Richtlinie abstimmen, die künftig die ungekennzeichnete Verunreinigung von normalem Saatgut mit GVO zwischen 0,3 und 0,7 Prozent vorsieht.

"Solche Prozentzahlen mögen auf den ersten Blick niedrig erscheinen," sagte Haerlin, "aber Saatgut hat, im Gegensatz zu Lebensmitteln, die segensreiche Eigenschaft, sich zu vermehren. Es steht am Anfang unserer Nahrungskette. Wenn das Saatgut erst einmal gentechnisch verschmutzt ist, werden wir künftig überall mit GVO rechnen müssen: In unserem Essen, auf dem Acker und auch in der freien Natur."

Die Vorschläge der Kommission bedeuteten den ungekennzeichneten Anbau von rund 2000 gentechnisch veränderten Raps- bzw. 500 Maispflanzen auf jedem Hektar. Mais wird in Deutschland auf rund anderthalb Millionen, Raps auf einer Million Hektar angebaut.

"Wir erwarten von Frau Künast heute eine konkrete Stellungnahme dazu wie die Position der Bundesregierung bei dieser Abstimmung sein wird und ob sie die von der EU Kommission vorgeschlagenen Grenzwerte akzeptieren will oder nicht," forderte Haerlin am Dienstag

Derzeit müssen Lebensmittel, deren Zutaten den GVO-Grenzwert von 1 Prozent überschreiten, gekennzeichnet werden. Die vorgeschlagenen hohen Grenzwerte für Saatgut ohne Kennzeichnung würden dazu führen, dass die gesamte Lebensmittelwirtschaft vom Bauern über die Verarbeiter bis zum Handel, aber auch die öffentliche Hand gezwungen wären, mit aufwändigen zusätzlichen Maßnahmen nachzuweisen, dass ihre Produkte den Kennzeichungsgrenzwert in Lebensmitteln nicht überschreitet, erläuterte die Stiftung in einer Mitteilung.

Die damit verbundenen Kosten gingen in die Millionen, die letztlich von den Verbrauchern und Steuerzahlern aufgebracht werden müssten. Zudem würde das die Wirtschaftlichkeit der Betriebe gefährden, da keine Nachfrage nach GVO-gekennzeichneten Produkten besteht. Besonders hart betroffen wären Bio-Produkte, bei denen der Einsatz von GVOs gesetzlich verboten ist.

Die Petition kann noch bis zum 26. September unterschrieben werden.

Weitere Informationen zur Petition http://www.zs-l.de/saveourseeds/int/de/?p=p

Quelle: NNA