Bioland verlangt stärkere Kontrollen bei Bio-Lebensmitteln

04.06.2002

Der Nitrofen-Skandal hat zu einem Vertrauensverlust der Verbraucher gegen Bio-Lebensmitteln geführt. Dies ist laut Bioland-Vorstand Thomas Dosch vor allem in den Supermärkten deutlich spürbar. Bei den Ab-Hof-Verkäufen dagegen gibt es sogar größeren Zulauf. Offensichtlich ist das persönliche Vertrauen zum Erzeuger für die Verbraucher nach wie vor am wichtigsten: "Je weiter der Kunde vom Erzeuger weg ist, desto größer ist die Skepsis."

Soll die Biobranche auf Dauer vom traditionellen Direktverkauf zu einer modernen Arbeitsteilung übergehen, wird sie dafür sorgen müssen, daß das Vertrauen mitzieht. Die Kontrollen im Öko-Landbau hält Dosch daher für verbesserungswürdig. Bisher sind sie auf die Produktionsprozesse beschränkt. Garantiert wird lediglich, daß die Anbaurichtlinien eingehalten werden, das heißt beispielsweise Verzicht auf Pestizide auf den Feldern.

Künftig muß darüber hinaus auf die Produktqualität geachtet werden, forderte Dosch. Die Kontrollen müssen deswegen die Lagerung und Weiterverarbeitung einbeziehen, die inzwischen die größte Gefahrquelle darstellen. Beim Nitrofen-Skandal zum Beispiel ging es um eine Lagerhalle in Ostdeutschland, die früher zur Lagerung von Pestiziden benutzt wurde. Auch für eine Meldepflicht muß gesorgt werden: Das so genannte Lebensmittel-Bedarfsgegenstände-Gesetz sieht bisher lediglich vor, daß Produkte, die verbotene Stoffe enthalten, nicht in Verkehr gebracht werden dürfen. Anders als bei Futtermitteln ist eine Meldepflicht schlicht vergessen worden.

Der vom Nitrofen-Skandal betroffene Bio-Anbauverband hatte Verunreinigungen schon länger festgestellt, aber nur Ursachenforschung getrieben, statt sie dem Verbraucherschutzministerium zu melden.